Weg mit der Wegwerfgesellschaft
Diese Sneaker kannst du selbst flicken

Designerin Catherine Meuter (40) verspricht, dass ihre Turnschuhe dreimal länger halten als normale Schuhe. Möglich machen das neuartige Ersatzteile.
Publiziert: 14.09.2023 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2023 um 15:39 Uhr
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Die Sneaker von VYN sind weltweit die ersten, die Kunden zu Hause selber reparieren können.
Foto: STEFAN BOHRER
Vanessa Sadecky

Sneaker jahrelang tragen, weil sie in Sekunden zu Hause reparierbar sind – das ist die Idee von Vyn, einem Schuh-Start-up aus Basel. «Ich hatte es satt, Schuhe zu entwerfen, die nach ein paar Monaten auslatschen oder ungetragen auf einem Abfallberg landen», erzählt Co-Gründerin Catherine Meuter (40). «Die Schuhindustrie hat ein riesiges Umweltproblem.»

Die Sneaker-Designerin weiss, wovon sie spricht. Meuter arbeitete über zehn Jahre für renommierte Marken wie Giorgio Armani und Harrys of London. Jedes Jahr werden weltweit 24 Milliarden Paar Schuhe produziert, von denen über 90 Prozent schnell auf Mülldeponien landen.

Die Idee vom langlebigen Sneaker liess Catherine Meuter nicht mehr los. Sie überlegte und tüftelte mit ihrem Studienfreund und Co-Gründer Stefan Mathys (45) an neuen Arten, einen Schuh aufzubauen. In Norditalien fanden die beiden einen Familienbetrieb, der die Schuhe fertigen kann. 2018 schlüpfte Mathys in den ersten Vyn-Sneaker, 2020 folgte die Firmengründung.

So einfach wie Batterien wechseln

Mitgründer Stefan Mathys trägt seine VYN-Sneaker mittlerweile seit fünf Jahren fast täglich. Alle zehn Monate ersetzt er den Absatz des Schuhs mit zwei Handgriffen. Neben dem Absatz kann man auch die Fersenkappe und das Innenbett des Schuhs austauschen. Es ist einfach wie Batterien wechseln.

Die Sneaker sind die weltweit ersten, die man so zu Hause flicken kann. Dadurch sollen sie dreimal länger tragbar sein als normale Schuhe. «Bei normalen Sneakern ist eine Reparatur selbst beim Schuhmacher nicht möglich», sagt Meuter. Bei anderen Sneakern sind dafür zu viele Bestandteile verleimt.

Spricht Catherine Meuter in ihrer Basler Stube von Schuhen, merkt man, dass sie eine besondere Beziehung zu ihnen hat. Es ist, als erzähle sie von etwas Lebendigem: Wie man sie vorsichtig eincremt und bürstet. Wie sie mit dem Alter dank Patina immer schöner werden. Die Schuh-Designerin steht vom Sofa auf und schiebt zwei hölzerne Schuhspanner mit Goldknöpfen in zwei Sneaker: «Das ist wie ein Facelifting. Das Leder revitalisiert sich, und die Schuhe bleiben schön in Form.»

(Noch) nicht vegan

Die Sneaker von Vyn sind aus Kalbsleder. Für Menschen, die Nachhaltigkeit mit Tierwohl gleichsetzen, kommt der Sneaker nicht in den Schuhschrank. Wieso sind Vyn-Schuhe nicht vegan? Catherine Meuter erklärt: «Ich bin offen für eine Alternative zu Leder, solange sie genauso langlebig ist, sich leicht pflegen lässt und dem Fuss anpasst.» Stand heute sei das aber noch nicht der Fall.

Für Vyn-Sneaker müssen Kunden das Portemonnaie etwas öffnen: Das günstigste Paar kostet 420 Schweizer Franken – die Ersatzteile kommen noch dazu. Doch die Investition lohne sich. Meuter: «Wenn man die längere Lebenszeit des Schuhs durch die hohe Qualität und Reparierbarkeit bedenkt, rechnet sich der Preis bei Weitem.»

Langfristig denkende Kundinnen gesucht

Ob das Konzept von Vyn im Sinn der Nachhaltigkeit aufgeht, ist aber nicht vom gefüllten Bankkonto der Kundinnen abhängig. Wenn sie die Schuhe gar nicht pflegen und reparieren wollen, wächst der Sneaker-Abfallberg weiter. «Es braucht eine Rückbesinnung auf Qualität und Kundinnen, die wegwollen von der Wegwerfgesellschaft», sagt Meuter.

Für die Zukunft plant Vyn, sich noch mehr der Abfallvermeidung und damit der Kreislaufwirtschaft zu verschreiben. In den kommenden Jahren ist ein Programm geplant, bei dem Kundinnen ihre Schuhe zurücksenden können, damit deren Bestandteile recycelt werden und so möglichst wenig Abfall entsteht.

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