Katrin Aberegg (ü45)*, Bankangestellte: Single, aber nicht einsam
«Viele denken, dass jemand ohne Partner automatisch einsam ist. Auf mich trifft das nicht zu, ich bin schon viele Jahre Single, und es geht mir gut damit. Es gibt zwei Leidenschaften in meinem Leben, die mich sehr ausfüllen. Da ist zum einen Hockey, ich verpasse keinen Match des EHC Kloten. Das andere sind Tiere, vor allem Hunde.
In meinen Ferien arbeite ich regelmässig in Thailand als Volontärin in einem Hundeheim. Dadurch bin ich auf die Idee gekommen, eine Ausbildung als Hundecoiffeuse zu machen. Und im Sommer biete ich Kurse im Stand-up-Paddeln auf dem Greifensee an.
Ich bin offen, einen Mann kennenzulernen, der zu mir passt. Einer, der sich nicht für Sport interessiert oder keine Tiere mag, kommt nicht infrage. Onlinedating ist nichts für mich, ich komme auch so in Kontakt, der Passende war halt einfach noch nicht dabei – und wenn, dann war er bereits vergeben. Oft lerne ich jüngere Männer kennen, das nehme ich als Kompliment. Zudem habe ich seit der Schule eine enge Freundin. Mit ihr gehe ich oft in die Ferien, obwohl sie in einer Partnerschaft lebt. Dies bezeichne ich als grosses Glück. Familie und Freunde, das bleibt fürs Leben und ist auch eine Form der Liebe – Männer hingegen kommen und gehen.»
*Ihr genaues Alter möchte Katrin Aberegg nicht nennen.
Philippe Zehnder (38), Verkaufsleiter: Frauen sind beste Freunde
«Es sind weniger die Sprüche, die nerven, als die gefühlte Benachteiligung am Arbeitsplatz. Als Single muss man die Ferien in der Nebensaison nehmen, bei Feiertagen ist klar der Familienvater bevorzugt. Bei Lohngesprächen hörte ich schon den Satz: ‹Als Single hast du ja tiefere Fixkosten.› Privat habe ich keine Probleme, ich geniesse das Leben allein. Meine letzte Freundin hatte Kind und Hund, umso mehr schätze ich jetzt, die Wohnung für mich zu haben. Wenn mal nicht aufgeräumt ist oder was liegen bleibt, dann ist klar, wer es verbrochen hat – ich!
Einsam fühle ich mich nicht, meine besten Freunde sind Frauen, mit ihnen kann ich mich am besten austauschen. Das ist nachhaltiger, als miteinander ins Bett zu hüpfen. Sobald Sex ins Spiel kommt, wird es komplizierter. Ich kenne mich gut genug, ich bin der Typ, der dann schnell die Flucht ergreift. Es fällt mir schwer, Vertrauen zu fassen und echte Nähe zuzulassen. Mit Frauen komme ich leicht in Kontakt, ich tanze gerne und habe immer einen Spruch auf den Lippen.»
Tim Steinmann (22), Kaufmann: Keine Liebe auf Knopfdruck
«Die Pandemie hat es ziemlich schwierig gemacht, jemanden kennenzulernen. Events und Partys gab es kaum und auch im privaten Umfeld waren die Treffen eingeschränkt. Es ist in meiner Generation zwar fast normal, jemanden über Onlinedating kennenzulernen – aber dafür bin ich nicht der Typ. Ich mag reale Begegnungen einfach lieber als virtuelle.
Mir ist bewusst, dass ich eher zurückhaltend bin, und das macht die Sache nicht leichter. Manchmal kommen die Frauen auf mich zu. Das schätze ich sehr. Aus meinem Umfeld bekomme ich zu hören: ‹Warum hat jemand wie du keine Freundin? Du siehst doch gut aus, bist gross und hast Humor.› Es ist nicht so, dass ich nicht gerne Komplimente höre. Nur was soll ich da bitte sagen, hast recht, da krall ich mir gleich mal die Nächstbeste?! Natürlich möchte ich mich verlieben! Aber so auf Knopfdruck? Ich stehe total auf Frauen, die natürlich sind und gerne Zeit in der Natur verbringen. Diesen Winter fand ich das Singlesein besonders hart. Ich hoffe, dass die Pandemie bald vorüber ist und ich wieder all die Dinge machen kann, die man in meinem Alter normalerweise macht. Der Frühling macht Hoffnung.»
Kathrin Rebsamen (52), Kommunikationscoach: Sich selber heiraten
«Am 7. Mai 2020, dem letzten Tag in meinem 50. Lebensjahr, habe ich mich selber geheiratet: mein Ja an mich, in einem weissen Kleid, coronabedingt in der Natur statt in der Hochzeitskapelle. Seither hat sich viel bewegt, da ist viel mehr Liebe in meinem Leben – Selbstliebe, aber auch im Austausch mit Männern. Auf einmal begegne ich ganz anderen Typen. Dass ich mit 50 heiraten werde, das war mir schon länger klar. Bloss wen? Immer wieder bekam ich die Frage zu hören, wo mein Mann denn bleibe.
Lange Zeit habe ich im Aussen gesucht, bis die Eingebung gekommen ist: Ich heirate mich selber. Seither ist bei mir ein Schalter umgekippt – und zwar unverrückbar: Ich fühle mich lebendiger und begehrenswerter. Es kommen Männer in mein Leben, und irgendwann kommt auch der, den ich heiraten werde. Diesen Wunsch habe ich weiterhin, ohne mir Druck aufzusetzen. Keinesfalls möchte ich frustriert werden. Ich pflegte schon immer mein Innenleben, egal, ob Single oder nicht: Je mehr Lebensfreude ich ausstrahle, desto weniger Kommentare gibt es zum Beziehungsstatus.»
Antje Bauer (34), Catering-Mitarbeiterin: Genug von blöden Sprüchen
«Blöde Sprüche, die höre ich oft beim Onlinedating. Mit der virtuellen Distanz sinkt bei manchen Männern die Hemmschwelle. Einmal wurde ich sogar als ‹Tonne› bezeichnet, weil ich nicht so schlank bin. Auch in meinem Umfeld können viele nicht verstehen, warum man ‹in der Blüte seines Lebens› nicht mit jemandem zusammen ist und Kinder haben möchte. Für mich ist das kein Wunsch, denn ich sehe, wie viele alleinerziehende Mütter es gibt – so möchte ich nicht enden.
Ich bleibe lieber allein, als mich auf eine Beziehung einzulassen, die nicht harmonisch ist. Oder einen Mann zu haben, der mich emotional unter Druck setzt, abzunehmen. Und ich wehre mich dagegen, dass eine Frau ohne Partner in unserer Gesellschaft weniger wert ist. Wenn sich am Valentinstag Paare beschenken, macht mir das nichts aus. Ich gönne es jedem, der sein Liebesglück gefunden hat. Die Hoffnung, dass für mich der richtige Partner noch kommt, habe ich nicht aufgegeben: Ja, ich möchte mich verlieben und in einer Beziehung ankommen, in der man nicht bei der ersten Schwierigkeit gleich wieder aufgibt. Liebe ist kein Wegwerfartikel.»