Es ist Samstag und es ist laut in der Werkstatt: In der einen Ecke wird eine Bootform gegossen, an einer anderen arbeitet jemand an der Folierung seines Autos und im ersten Stock werden die Hot Dogs fürs Mittagessen vorbereitet. Mittendrin: Die 24-jährige Firmenbesitzerin Christina Zurfluh. Gemeinsam mit ihrem Vater führt sie das Unternehmen.
Die gelernte Autolackiererin lebt hier, inmitten von Staub, Maschinen und Booten ihren Traum. «Schon in der Schule wusste ich, dass ich eines Tages meine eigene Werkstatt haben möchte, um Polyesterbau zu machen, Boote zu bauen und Autos zu tunen», erklärt sie im Gespräch mit dem Blick-Social-Magazin «Soda». Dass sie auch am Wochenende noch hier herumwerkelt, ist für sie deshalb selbstverständlich.
Vater-Tochter-Gespann
Ebenfalls selbstverständlich, wenn auch nicht immer ganz einfach, ist für Christina, dass sie die Firma gemeinsam mit ihrem Vater führt und bald von ihm übernehmen wird. Das sorgt manchmal für Spannungen. «Bei uns ists meistens laut, das ist einfach so.», erklärt sie, «Wenn zwei Dickköpfe zusammenarbeiten, hat der andere immer Unrecht. Und am Schluss merken wir, dass wir doch das Gleiche gemeint haben».
Und was meint der besagte Vater dazu? Rolf Zurfluh (60) ist ehrlich: «Es ist schon eigenartig, in der eigenen Firma plötzlich abzugeben und weniger zu sagen zu haben». Auf der anderen Seite sei es aber auch schön, nicht mehr alles selbst machen zu müssen. Und eine Sache ist sonnenklar: «Ich bin natürlich stolz auf Christina, aber das sag ich ihr nicht so oft, sonst kriegt sie noch Grössenwahn», witzelt er.
A man's world?
Auch wenn die Arbeit gemeinsam mit ihrem Vater letztlich immer gut funktioniert, hält Christina Zurfluh fest: «Als junge, selbständige Frau und in dieser Männerdomäne ist es nicht immer einfach. Ich musste lernen, mich durchzusetzen». So kommt es manchmal vor, dass ihr Lasten mit dem Kommentar, sie dürfe nicht so schwer tragen, ungefragt aus der Hand genommen werden. «Dabei würde ich ja nach Hilfe fragen, wenn ichs nicht schaffen würde», hält Christina fest.
«Das wahrscheinlich Schlimmste ist mir mit 14 Jahren in einer Schnupperlehre passiert», erzählt sie, «da sagte mir der Chef, ich gehöre statt in eine Werkstatt eigentlich hinter den Kochherd». Statt sie zu entmutigen, hat das Christina nur noch mehr angespornt, ihre eigene Chefin zu werden. Das wünscht sie sich auch für andere Menschen: «Hört nicht auf Klischees, sondern tut, was euch Spass macht. Ganz egal, was es ist».
Rekordverdächtig
Dieser Lebenseinstellung folgen Christina und ihr Vater mit Erfolg. Neben Lackier-, Reparaturarbeiten und gelegentlichen Lastwagenfahrten konstruiert Christinas Firma auch eigene Boote. Vier verschiedene Modelle haben sie bisher hergestellt. Das kleinste davon ist rekordverdächtig schnell: «Unser Bienchen Trimoran 3.2 ist in der Kategorie der Boote mit 50 PS das schnellste der Welt. Der Weltrekord liegt aktuell bei 93 Kilometer pro Stunde. Wir kriegen 95 Kilometer pro Stunde hin». Christina ist deshalb auch schon mit dem Weltrekord-Komittee in Kontakt. Eintragen lassen will sie den Rekord aber erst ab 101 Kilometer pro Stunde. «Das sieht besser aus auf dem Papier», schmunzelt sie.
Bis der Weltrekord offiziell eingetragen wird, kann es noch einige Monate dauern – Papierkram sei Dank. Aber mit Christinas Firma gehts in hohem Tempo voran: Bald wird ein neuer Autolift angeschafft und eine zusätzliche Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter eingestellt.
Für den Moment wird die Arbeit aber weggelegt und die Belegschaft zusammengetrommelt. Denn die Hot Dogs sind bereit fürs gemeinsame Mittagessen.