Unbewusstes Denkmuster ist schuld
Warum du kleine Ärgernisse ernst nehmen musst

Wenn du nichts gegen nervige Kleinigkeiten unternimmst, kann dir das psychisch mehr schaden, als wenn dir etwas wirklich Bedauerliches passiert. Schuld ist ein unbewusstes Denkmuster, das es zu kennen lohnt.
Publiziert: 06.07.2024 um 12:47 Uhr
|
Aktualisiert: 08.07.2024 um 15:20 Uhr
Statt Nase zuhalten, lieber das Gespräch mit dem rauchenden Nachbarn suchen.
Foto: Getty Images
RMS_Portrait_AUTOR_1064.JPG
Jonas DreyfusService-Team

Du störst dich ab dem Zigarettenrauch deiner Nachbarn, den der Luftzug in deine Wohnung bringt? Wenn du nichts unternimmst, kann dir das mehr zusetzen, als wenn man dir von einem Tag auf den anderen wegen Eigenbedarf kündigt.

Oder wird dir am Arbeitsplatz deine Aktenschublade wegrationalisiert? Auch das kann dich stärker traumatisieren, als wenn du dazu gezwungen wirst, deinen sonnigen Arbeitsplatz gegen ein Schattenloch im UG einzutauschen. Dafür verantwortlich ist das sogenannte Region-Beta-Paradox – ein Muster, aus dem du ausbrechen kannst, wenn du es erkennst.

Schon wieder sonntägliche Bum-bumm-Musik beim Nachbarn. Aber man will ja nicht spiessig sein und leidet lieber unbemerkt.
Foto: Getty Images

Beim Paradox geht es um das Phänomen, dass Menschen sich manchmal weniger schnell von kleinen Ärgernissen erholen als von einmaligen schlimmen oder einschneidenden Vorkommnissen.

Probleme lösen sich selten in Luft auf

Die Hypothese dahinter: Bei drastischen Vorfällen setzt sich bei den Betroffenen ein innerliches Abwehrprogramm in Gang, das ihnen hilft, möglichst gut und schnell mit der Situation zurechtzukommen und sie zu überwinden.

Wer hingegen etwas Negatives erlebt, das keine sofortige Reaktion verlangt, legt das schnell einmal mit einem «ist ja halb so schlimm» zur Seite. Da sich Probleme selten in Luft auflösen, dauert den Stress, den Kleinigkeiten auslösen, längere Zeit an, sofern du nichts unternimmst. Das ist ungesund.

Die Langlebigkeit von Pipifax

Das amerikanische Online-Medium «Psyche» widmete sich aktuell einer Fachpublikation des Harvard-Psychologen Daniel Gilbert aus dem Jahr 2004. Titel: «Die eigenartige Langlebigkeit von Dingen, die nicht so schlimm sind».

Faust machen, darüber hinwegsehen. Auch im Büro-Umfeld nicht immer eine gute Idee.
Foto: Getty Images

Von Gilbert stammt das Beispiel einer Mitarbeiterin, die ihre Aktenschublade leerräumen und ihre Unterlagen fortan auf dem Boden stapeln muss. Eine Unannehmlichkeit, die man als Pipifax bezeichnen kann, die aber – längerfristig aufsummiert – viel mehr Nerven kostet, als ein Umzug an einen unattraktiven Arbeitsplatz.

Kampf den Papiertürmen!

Weil das eine unangenehme Sache ist, versucht die Mitarbeiterin das Positive zu sehen. Dass sie zum Beispiel näher bei der Kaffeemaschine oder dem Sitzplatz einer guten Freundin arbeitet. Die Papiertürme am Boden nerven hingegen nicht genug, um sich eingehend mit der Situation auseinanderzusetzen. In Hinblick auf das Phänomen des Region-Beta-Paradoxes wäre das aber sehr empfehlenswert.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?