Rund fünf Prozent der Menschen haben nach aktuellem Forschungsstand eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Ihnen fällt es schwer, sich in bestimmten Situationen zu konzentrieren und Informationen zu verarbeiten. Heiner Lachenmeier (69), Psychiater und ADHS-Spezialist aus Zürich, sagt: «Viele verstehen ihre Verhaltensweisen mit ADHS nicht und verstricken sich deshalb immer wieder in Missverständnisse und Konflikte.» Wer seine eigenen Muster kenne, könne diese zu seinem Vorteil nutzen. Im Beruf können drei Faktoren besonders hilfreich sein.
Langsame Lernkurve
Aufgrund einer geringeren Vorfilterung in wichtig und unwichtig, versuchen Menschen mit ADHS gemäss Lachenmeier, alle Informationen, die auf sie hereinprasseln, aufzunehmen. «Was davon hängenbleibt, ist teilweise zufällig.» Viele ADHSler hätten in einem neuen Job deshalb zunächst den Eindruck, praktisch nichts zu verstehen. Aber: «Wer nicht aufgibt, wird merken, dass sich mit der Zeit die vereinzelten Informationen wie bei einem Puzzle zusammenfügen», sagt der Experte. Ab einem bestimmten Zeitpunkt sei das grosse Ganze mitsamt den Details besonders gut ersichtlich. «Ein ADHSler kann in einem bestimmten Gebiet dadurch sehr schnell Zusammenhänge entdecken und Lösungsmöglichkeiten erkennen.»
Dr. med. Heiner Lachenmeier (69) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Autor des Buches «Mit ADHS erfolgreich im Beruf». Er hat selbst ADHS und ist seit 25 Jahren auf ADHS bei Erwachsenen spezialisiert. Mit seiner Partnerin führt er eine psychiatrisch-psychotherapeutische Praxis in Affoltern am Albis ZH. Gemeinsam bieten sie Seminare und Kurse zu ADHS an. Lachenmeier hat an der Universität Basel studiert und an der Universität Zürich promoviert. Er ist Ehrenmitglied der Schweizer Selbsthilfeorganisation adhs20plus.
Dr. med. Heiner Lachenmeier (69) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Autor des Buches «Mit ADHS erfolgreich im Beruf». Er hat selbst ADHS und ist seit 25 Jahren auf ADHS bei Erwachsenen spezialisiert. Mit seiner Partnerin führt er eine psychiatrisch-psychotherapeutische Praxis in Affoltern am Albis ZH. Gemeinsam bieten sie Seminare und Kurse zu ADHS an. Lachenmeier hat an der Universität Basel studiert und an der Universität Zürich promoviert. Er ist Ehrenmitglied der Schweizer Selbsthilfeorganisation adhs20plus.
Ablenkung
Vor allem bei uninteressanten Dingen sind ADHSler schnell abgelenkt. Das hat gemäss Lachenmeier zur Folge, dass sie Teile des Gesagten, das ihnen jemand mitteilt, verpassen. Erklärungen und Anweisungen seien deshalb häufig lückenhaft. «Begabte Kinder mit ADHS lernen bereits früh, diese Lücken mit ihrem Denkvermögen zu füllen und so die ganze Bedeutung daraus abzuleiten.» Im Erwachsenenalter zeichne sich das dadurch aus, dass ADHSler schnell Schlüsse ziehen könnten und bereits fünf Schritte weiterdenken würden. «Wer sich dieser Fähigkeit bewusst ist, kann im Job profitieren», sagt der Experte. Zum Beispiel, wenn es darum gehe, bei einem komplexen Problem Verbindungen herzustellen oder Entwicklungen in der Firma zu deuten.
Hyperfokus
«Der Hyperfokus kann einerseits bei negativen Reizen auftreten, wo er zu starkem Selbstzweifel führt», sagt Lachenmeier. Nach einer Kritik oder Zurechtweisung kann eine Person zum Beispiel das Gefühl haben, nur noch aus diesem Fehler zu bestehen. Andererseits kann der Hyperfokus auch bei positiven Reizen auftreten, wie zum Beispiel bei Themen, die bei der Person ein intrinsisch motiviertes Interesse oder grosse Begeisterung auslösen. «Ist das der Fall, kann sich ein ADHSler besser und länger auf ein Thema konzentrieren als ein vergleichbarer Nicht-ADHSler», sagt Lachenmeier.
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