Psychologin klärt auf
Hilft die 10-10-10-Methode, sich besser zu entscheiden?

Manche zögern bei Entscheidungen, andere reagieren eher impulsiv. Die 10-10-10-Methode soll den Entscheidungsprozess in beiden Fällen verbessern. Wie sie funktioniert und in welchen Lebenssituationen sie besonders nützlich ist, erklärt eine Psychologin.
Publiziert: 02.08.2024 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.08.2024 um 13:51 Uhr
Wir treffen im Alltag Zehntausende Entscheidungen.
Foto: Getty Images/iStockphoto
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Jana GigerRedaktorin Service

Kaffee oder Tee? Mit Freunden in die Bar gehen, oder doch lieber zu Hause einen Film schauen? Schluss machen, oder um die Beziehung kämpfen? Von den rund 35'000 Entscheidungen, die wir pro Tag treffen, sind manche klein und für den Verlauf unseres Lebens eher unbedeutend. Mit anderen hadern wir, weil sie einschneidende Konsequenzen haben.

Die 10-10-10-Methode, die von der US-amerikanischen Wirtschaftsjournalistin und Autorin Suzy Welch (65) entwickelt wurde, soll uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Aber wie alltagstauglich ist die Methode? Wir haben die deutsche Psychologin Franca Cerutti (48) gefragt.

Mehr Struktur und Sicherheit

Bei der Methode geht es darum, sich mit den kurz-, mittel- und langfristigen Folgen einer Entscheidung zu befassen. Konkret stellt man sich vor einer Entscheidung die Frage: Wie wird mein Leben in 10 Minuten, in 10 Monaten und in 10 Jahren aussehen, wenn ich mich für oder gegen eine Option entscheide?

Gemäss Expertin fördert die Methode eine tiefere Selbstreflexion über persönliche Werte und Prioritäten.
Foto: Getty Images

Cerutti sagt: «Menschen, die sich nur zögerlich entscheiden, können durch die Methode Struktur und Sicherheit gewinnen.» Bei impulsiven Menschen könne die Methode mehr Bedacht in den Entscheidungsprozess bringen. In der Berücksichtigung der langfristigen Folgen sieht Cerutti einen bedeutenden Vorteil dieser Methode.

«Aus der psychologischen Forschung wissen wir, dass wir Menschen dazu neigen, unser Handeln stark an den kurzfristigen Effekten auszurichten», sagt sie. Die 10-10-10-Methode könne impulsives Handeln reduzieren und eine tiefere Selbstreflexion über persönliche Werte und Prioritäten fördern.

Wann die Methode unpraktisch ist

Die Vorgehensweise der 10-10-10-Methode ist einfach, aber eignet sie sich für sämtliche Entscheidungen, die wir treffen? «Bei dringenden Entscheidungen, die sofortiges Handeln erfordern, kann die Methode unpraktisch sein», sagt Cerutti. Denn man müsse innehalten und sich ein bisschen Zeit nehmen für die Überlegung, wie eine Entscheidung das Leben in 10 Monaten und 10 Jahren beeinflusse.

Manchmal haben auch kleine Alltagsentscheidungen längerfristig einen grossen Einfluss.
Foto: Getty Images

Ihrer Ansicht nach eignet sich die Methode vor allem für lebensverändernde Entscheidungen, wie einen Karrierewechsel, einen Umzug oder die Familienplanung. Ebenso hilfreich könne die Methode bei Entscheidungen sein, die die Finanzen und die Gesundheit betreffen.

Die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen

Obwohl es hilfreiche Methoden gibt, ist der Entscheidungsprozess manchmal enorm überfordernd. «Viele Menschen vermeiden es, Entscheidungen zu treffen, weil sie Angst haben, dass sie einen Fehler machen könnten», sagt die Expertin. Für das Gefühl von Selbstbestimmung sei es aber wichtig, selbst aktiv zu werden und sich zu entscheiden.

Psychologin, Podcasterin und Autorin

Franca Cerutti (48) arbeitet seit über 20 Jahren als Psychologin und Psychotherapeutin. Sie ist in eigener Praxis in Rheinberg (D) tätig und eine der erfolgreichsten Podcasterinnen im Bereich Psychologie und Medizin im deutschsprachigen Raum. Aktuell ist sie für ein Jahr auf Weltreise und nimmt Zuhörerinnen und Zuhörer auf ihrem «Happy to go»-Podcast mit. In ihrem neusten Buch «Neinsagen ohne schlechtes Gewissen» (Yuna, 2024) vermittelt Cerutti in einfachen Schritten und mit praxisnahen Übungen, wie man lernen kann, Nein zu sagen.

Amanda Dahms

Franca Cerutti (48) arbeitet seit über 20 Jahren als Psychologin und Psychotherapeutin. Sie ist in eigener Praxis in Rheinberg (D) tätig und eine der erfolgreichsten Podcasterinnen im Bereich Psychologie und Medizin im deutschsprachigen Raum. Aktuell ist sie für ein Jahr auf Weltreise und nimmt Zuhörerinnen und Zuhörer auf ihrem «Happy to go»-Podcast mit. In ihrem neusten Buch «Neinsagen ohne schlechtes Gewissen» (Yuna, 2024) vermittelt Cerutti in einfachen Schritten und mit praxisnahen Übungen, wie man lernen kann, Nein zu sagen.

«Es gibt keine wasserdichten und hundertprozentigen Entscheidungen mit Garantieschein», so Cerutti. «Das Leben ist immer ein Wagnis, bei dem unvorhersehbare Faktoren eine Rolle spielen.» Selbst wenn sich der eingeschlagene Weg als falsch herausstelle, habe man eine wichtige Erfahrung gemacht.

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