Kaffee oder Tee? Mit Freunden in die Bar gehen, oder doch lieber zu Hause einen Film schauen? Schluss machen, oder um die Beziehung kämpfen? Von den rund 35'000 Entscheidungen, die wir pro Tag treffen, sind manche klein und für den Verlauf unseres Lebens eher unbedeutend. Mit anderen hadern wir, weil sie einschneidende Konsequenzen haben.
Die 10-10-10-Methode, die von der US-amerikanischen Wirtschaftsjournalistin und Autorin Suzy Welch (65) entwickelt wurde, soll uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Aber wie alltagstauglich ist die Methode? Wir haben die deutsche Psychologin Franca Cerutti (48) gefragt.
Mehr Struktur und Sicherheit
Bei der Methode geht es darum, sich mit den kurz-, mittel- und langfristigen Folgen einer Entscheidung zu befassen. Konkret stellt man sich vor einer Entscheidung die Frage: Wie wird mein Leben in 10 Minuten, in 10 Monaten und in 10 Jahren aussehen, wenn ich mich für oder gegen eine Option entscheide?
Cerutti sagt: «Menschen, die sich nur zögerlich entscheiden, können durch die Methode Struktur und Sicherheit gewinnen.» Bei impulsiven Menschen könne die Methode mehr Bedacht in den Entscheidungsprozess bringen. In der Berücksichtigung der langfristigen Folgen sieht Cerutti einen bedeutenden Vorteil dieser Methode.
Mehr Psychologie-Tipps
«Aus der psychologischen Forschung wissen wir, dass wir Menschen dazu neigen, unser Handeln stark an den kurzfristigen Effekten auszurichten», sagt sie. Die 10-10-10-Methode könne impulsives Handeln reduzieren und eine tiefere Selbstreflexion über persönliche Werte und Prioritäten fördern.
Wann die Methode unpraktisch ist
Die Vorgehensweise der 10-10-10-Methode ist einfach, aber eignet sie sich für sämtliche Entscheidungen, die wir treffen? «Bei dringenden Entscheidungen, die sofortiges Handeln erfordern, kann die Methode unpraktisch sein», sagt Cerutti. Denn man müsse innehalten und sich ein bisschen Zeit nehmen für die Überlegung, wie eine Entscheidung das Leben in 10 Monaten und 10 Jahren beeinflusse.
Ihrer Ansicht nach eignet sich die Methode vor allem für lebensverändernde Entscheidungen, wie einen Karrierewechsel, einen Umzug oder die Familienplanung. Ebenso hilfreich könne die Methode bei Entscheidungen sein, die die Finanzen und die Gesundheit betreffen.
Die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen
Obwohl es hilfreiche Methoden gibt, ist der Entscheidungsprozess manchmal enorm überfordernd. «Viele Menschen vermeiden es, Entscheidungen zu treffen, weil sie Angst haben, dass sie einen Fehler machen könnten», sagt die Expertin. Für das Gefühl von Selbstbestimmung sei es aber wichtig, selbst aktiv zu werden und sich zu entscheiden.
Franca Cerutti (48) arbeitet seit über 20 Jahren als Psychologin und Psychotherapeutin. Sie ist in eigener Praxis in Rheinberg (D) tätig und eine der erfolgreichsten Podcasterinnen im Bereich Psychologie und Medizin im deutschsprachigen Raum. Aktuell ist sie für ein Jahr auf Weltreise und nimmt Zuhörerinnen und Zuhörer auf ihrem «Happy to go»-Podcast mit. In ihrem neusten Buch «Neinsagen ohne schlechtes Gewissen» (Yuna, 2024) vermittelt Cerutti in einfachen Schritten und mit praxisnahen Übungen, wie man lernen kann, Nein zu sagen.
Franca Cerutti (48) arbeitet seit über 20 Jahren als Psychologin und Psychotherapeutin. Sie ist in eigener Praxis in Rheinberg (D) tätig und eine der erfolgreichsten Podcasterinnen im Bereich Psychologie und Medizin im deutschsprachigen Raum. Aktuell ist sie für ein Jahr auf Weltreise und nimmt Zuhörerinnen und Zuhörer auf ihrem «Happy to go»-Podcast mit. In ihrem neusten Buch «Neinsagen ohne schlechtes Gewissen» (Yuna, 2024) vermittelt Cerutti in einfachen Schritten und mit praxisnahen Übungen, wie man lernen kann, Nein zu sagen.
«Es gibt keine wasserdichten und hundertprozentigen Entscheidungen mit Garantieschein», so Cerutti. «Das Leben ist immer ein Wagnis, bei dem unvorhersehbare Faktoren eine Rolle spielen.» Selbst wenn sich der eingeschlagene Weg als falsch herausstelle, habe man eine wichtige Erfahrung gemacht.