Die Kraft des Dienens
Darum macht Helfen glücklich

Anderen Menschen etwas Gutes zu tun, macht nicht nur deine Mitmenschen zufriedener, sondern auch dich glücklicher.
Publiziert: 24.04.2023 um 13:07 Uhr
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Es reicht aus, mit dem Helfen klein anzufangen. Konzentrieren Sie sich vorerst auf Ihr Umfeld, später können Sie grösser denken.
Foto: Getty Images/Hero Images
Vanessa Büchel

Geld an eine Organisation spenden, für die ältere Nachbarin den Rasen mähen oder einer Freundin ein Geschenk zu überreichen – Helfen hilft, glücklicher zu sein und die mentale Gesundheit zu verbessern. Darin sind sich Forscher und engagierte Menschen einig.

Wem es gelingt, sich aus einem streng selbstbezogenen Weltbild zu befreien und seine Zeit mehr in andere zu investieren, der wird schnell einen Anstieg seiner Zufriedenheit spüren. Helfen ist dabei eine Ausdrucksform der Liebe und nichts anderes als aktive Nächstenliebe, die in der Natur eines jeden Menschen liegt.

Geben senkt das Level der Stresshormone

Eine Reihe wissenschaftlicher Studien hat gezeigt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen altruistischen Taten und Glücksgefühlen besteht. So heisst es in einer Studie der kalifornischen Loma Linda University, dass bei Gebenden mehrere Glückshormone freigesetzt und Stresshormone gesenkt werden. Vor allem Dopamin, Endorphin, Serotonin und Oxytocin werden ausgeschüttet. Ersteres ist für das Empfinden von Vorfreude verantwortlich, während Serotonin auftritt, sobald wir Anerkennung und Wertschätzung bekommen.

Auch ein Forscherteam rund um US-Professorin Sonja Lyubomirsky (55) nahm den Zusammenhang zwischen Helfen und Glücklichsein genauer unter die Lupe. Die Wissenschaftler erteilten Studenten die Aufgabe, sechs Wochen lang einmal wöchentlich mehrere gute Taten zu vollbringen. Die Art der guten Tat war dabei den Probanden überlassen: Blut spenden, die Grosseltern im Altersheim besuchen oder Geld spenden. Deren Glücksgefühle wurden mit denen von einer Kontrollgruppe, die nichts derartig Grosszügiges tun musste, verglichen. Die Helfer-Gruppe zeigte einen signifikanten Anstieg der Zufriedenheitswerte.

Mit dem Kleinen beginnen

Lyubomirsky führt aus, dass nur zehn Prozent unseres Glücksempfindens auf unsere Lebensumstände zurückzuführen sind. Das heisst, die Freude über ein neues Heim oder einen neuen Job ist schnell verflogen. 40 Prozent unseres Glücksempfindens werden dagegen durch unser eigenes Verhalten und unsere täglichen Routinen, die wir selbst in der Hand haben, ausgelöst. Und die übrigen 50 Prozent sind genetisch bedingt.

Wer also seines Glückes eigener Schmied sein will, kann durchaus daran schleifen. Eine sichere Methode, zufriedener zu werden, ist beispielsweise, karitative Dienste auszuüben. Es reicht aber aus, mit dem Helfen klein anzufangen. Man muss nicht zwingend von Anfang an Teil einer grossen freiwilligen Organisation sein. Sich öfters und regelmässiger um seine Mitmenschen zu kümmern, ist völlig ausreichend. Meist sind es bereits die kleinen Gesten, die bei anderen grosse Freude auslösen, welche die Zufriedenheit des Gebenden steigern.

3 Gründe, warum wir mehr helfen sollten

  • Steigert Selbstwertgefühl: Ein wohltätiges Verhalten schenkt uns das Gefühl, etwas bewegen zu können. Durch positives Feedback glaubt der Helfer, wichtig und wertvoll zu sein.
  • Anerkennung: Wenn wir anderen helfen, erhalten wir Dankbarkeit. Anerkennung steigert das Wohlbefinden eines jeden Menschen.
  • Verbundenheit: Durch dienliche Taten entsteht ein Gefühl von Zusammengehörigkeit und Füreinanderdasein. Etwas, von dem wir alle mehr vertragen könnten. Denn steigert es unser Wohlbefinden, wenn jemand uns das Gefühl gibt, dass wir mit unserem Schicksal nicht allein sind und andere sich dafür interessieren. Das vermittelt Sicherheit und Geborgenheit.

Anleitung zum Helfen

Wir leben in einer Zeit, in der durch den Menschen ausgelöste Temperaturschwankungen das natürliche Klimasystem unseres Planeten bedrohen. Helfen bedeutet mittlerweile nicht mehr nur, seinem Umfeld und nächsten Mitmenschen etwas Gutes zu tun, sondern sollte auch ein grundlegendes Umdenken stattfinden, wie wir Beiträge im Bereich unserer Umwelt leisten können. Aus dem Buch «The Shift» des US-amerikanischen Psychologen und Autors Wayne Dyer (1940–2015) ergeben sich drei innere Veränderungen, die uns zeigen, wie wir den Übergang von einer Ego-Bezogenheit zu einer Haltung des Dienens schaffen.

  • Von Anspruchsdenken zu Bescheidenheit: Wir müssen uns klar werden, dass wir aus dem Nichts kommen und am Ende unseres Lebens auch wieder ins Nichts übergehen. Alles, was wir während unserer Zeit auf Erden unser nennen, steht uns eigentlich nicht zu. Wir müssen lernen, einzusehen, dass alles ein Geschenk ist – materielle Güter als auch Liebe.
  • Von Kontrolle zu Vertrauen: Die Einsicht, dass wir nicht immer alles kontrollieren müssen, ist bedeutend. Heutzutage herrscht ein ständiges Bestreben des Egos, das eigene Leben sowie unser Umfeld im Griff haben zu wollen. Wir müssen lernen, uns aus diesen strengen Klauen zu befreien. Dadurch wird unser Bewusstsein, mehr und mehr uns selbst zu vertrauen, grösser. Wir lauschen mehr auf die innere Stimme unseres Herzens und öffnen uns mehr gegenüber anderen.
  • Von Anhaften zu Loslassen: Helfen bedeutet Weggeben, und dessen müssen wir bewusst werden. Wenn unser Leben einmal endet, können wir nichts mitnehmen. Darum ist auch das einzige Sinnvolle, Dinge wegzugeben und loszulassen.
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