Neue Studie zeigt
Schlaflosigkeit kostet jedes Jahr mehr als 10 Milliarden Franken

Hunderttausende finden in der Schweiz keinen Schlaf. Nacht für Nacht. Das ist schlecht für die Gesundheit. Und geht ins Geld.
Publiziert: 17.03.2023 um 10:35 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2023 um 11:11 Uhr
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Der 61-jährige Marco Z. leidet seit Jahren an Schlafproblemen.
Foto: Blick

Ein Land liegt wach. Die Volkskrankheit Schlaflosigkeit lässt Hunderttausende verzweifeln. Der wirtschaftliche Schaden von Schlafproblemen ist enorm, wie eine Studie der Denkfabrik Rand zeigt. 10,1 Milliarden Franken beträgt der geschätzte jährliche BIP-Verlust in der Schweiz wegen Produktivitätseinbussen im Zusammenhang mit chronischer Schlaflosigkeit. Das entspricht 19'150 Franken pro berufstätiger erwachsener Person. Oder 1,31 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP).

In der Schweiz leidet jeder vierte Mann und jede fünfte Frau an Schlafstörungen. Einer von ihnen ist Marco Z.* (61). Mitten in der Nacht steht er auf, wirft die zweite Hälfte einer Schlaftablette ein. «Das ist mein Booster», sagt Z. Sein Schlafbooster. Denn ohne würde er jetzt keinen Schlaf mehr finden – und ohne die erste Hälfte gar nicht erst einschlafen.

Wenn auch die Tabletten nichts nützen, kann der Texter und Grafiker einer grossen Beratungsfirma tagelang nicht schlafen. «An anspruchsvolle Arbeit ist dann nicht zu denken, ich kann so weder komplexe Aufgaben erledigen noch konzeptionell denken», sagt er.

45 Tage verminderte Produktivität

Von einer chronischen Schlafstörung spricht man, wenn die jeweiligen Probleme einen Grossteil der Woche andauern – und das mindestens drei Monate lang. Z. kennt das nur zu gut. «Schlafentzug ist eine bei Geheimdiensten beliebte Foltermethode», sagt Z. «Und leider eine sehr wirksame, wie ich durch meine eigenen Erfahrungen weiss», sagt er.

Jeder zwölfte Betroffene leidet an einer Unterform von Schlaflosigkeit, der chronischen Insomnie (CID). Sie gehört zu den meistverbreiteten Schlafstörungen in der Schweiz. Und wirkt sich auf die physische wie die psychische Gesundheit der Betroffenen aus. Das Risiko von Verkehrsunfällen, Stürzen und teuren Fehlern am Arbeitsplatz steigt.

Die wirtschaftlichen Folgen: Schlafprobleme führen laut den neusten Forschungsergebnissen zu indirekten wirtschaftlichen Kosten von über 10 Milliarden Franken. Etwa, weil Betroffene pro Jahr 11 bis 18 Tage bei der Arbeit fehlen. Oder bis zu 45 Tage nur mit verminderter Produktivität arbeiten.

5700 Franken für ein Stück Normalität

Zudem ist CID laut der Studie eng verbunden mit einer niedrigeren Lebensqualität und einer schlechteren Lebenszufriedenheit. Betroffene fühlen sich müde, klagen über geringe Energie. Sie leiden unter Stimmungsschwankungen und kognitiven Schwierigkeiten wie Vergesslichkeit oder Sprachstörungen. Verheerende Symptome, auch im Berufsleben.

Selbst wenn sich Topmanager immer wieder mit ihrem tiefen Schlafbedarf brüsten, gesund ist das nicht – und meist alles andere als gut für die Karriere. «Vielleicht wäre ich ohne Schlafprobleme in meinem Leben beruflich weitergekommen», sagt Z. etwas resigniert. Heute ist er einfach nur noch froh, wenn er pro Nacht vier bis sechs Stunden Schlaf findet.

Viele Betroffene können davon nur träumen. Laut der Studie wären sie bereit, tief ins Portemonnaie zu greifen, um das verlorene Wohlbefinden wiederzuerlangen: 14 Prozent ihres Einkommens oder 5700 Franken pro Jahr wäre ihnen dieses Stück Normalität wert.

* Name der Redaktion bekannt


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