Wenn wir müde sind, würden wir uns am liebsten an ein Ladekabel anschliessen und unseren Akku aufladen, wie man es bei elektronischen Geräten so macht. Wir brauchen stattdessen aber mehr Schlaf, um unsere Energie wieder zu regenerieren. Leider hat man nach einer schlaflosen Nacht tagsüber nicht immer die Möglichkeit, eine Pause für ein Nickerchen einzulegen. Später am Abend kann man dann trotz Müdigkeit einfach nicht einschlafen – oder am nächsten Tag klingelt der Wecker wieder früher, als der Körper es gern hätte. So fällt man in einen Teufelskreis, denn tagsüber ist man schlapp.
Vor allem dem Gehirn gefällt zu wenig Schlaf ganz und gar nicht. «Wenn man Schlafmangel hat, gelangt ein Botenstoff namens Adenosin in die Hirnzellen. Mit jeder weiteren Nacht, in der man zu wenig schläft, vermehrt sich das Adenosin gigantisch. Der Stoff reduziert die Leistung der Hirnzellen», erklärt Marc Spielmanns (57). Spielmanns ist ärztlicher Leiter im Zentrum für Schlafmedizin Zürcher Oberland im GZO Spital Wetzikon.
Schlafmangel kann Depressionen auslösen
Auf Dauer nimmt die Leistung der Hirnzellen so stark ab, dass sich Ausfallerscheinungen bemerkbar machen. «Gedächtnisleistung, Konzentrationsfähigkeit und Stimmung sinken. Schlafmangel kann sogar in die Richtung einer Depression führen», führt der Experte aus. Weiter sagt er: «Vermehrt treten auch Aggressionen auf, bis hin zu richtigen, psychischen Auffälligkeiten. Wenn man langfristig zu wenig schläft, ist man nicht mehr sich selbst.»
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Depressionen und Psychosen treten laut dem Arzt bei dauerhaftem Schlafmangel nicht selten auf. Die Koinzidenz von Schlafproblemen und psychischen Störungen komme auch sehr oft vor. Wenn die Grundtendenz, depressiv zu sein, bereits bestehe, können nämlich meist auch Schlafprobleme dazukommen. «Dann muss man natürlich an beiden Rädern drehen, um das Problem zu lösen», so Spielmanns.
Müdigkeit wirkt wie 1 Promille Alkohol
Nicht nur die psychische Gesundheit ist aufgrund von Schlafmangel gefährdet, auch die Teilnahme am Strassenverkehr ist kritisch. Wenn man mehrere Nächte schlecht schläft, dann ist es laut Spielmanns, als hätte man etwa ein Promille Alkohol im Blut. Die Unfallneigung steigt dann deutlich an. Dies wurde in mehreren Studien bewiesen. Die Gesetzgebung wurde dementsprechend angepasst: Wer vermehrt müde ist, darf sich nicht hinter das Steuer setzen.
«Vor Gericht wird Müdigkeit gleich bewertet, wie Alkohol am Steuer. Wenn man einen Unfall verursacht hat und starke Müdigkeit nachweisbar ist, kann dies enorme rechtliche Konsequenzen mit sich bringen», warnt der Arzt. Wer trotz erkennbaren Ermüdungserscheinungen ein Fahrzeug führt, handelt grob fahrlässig. «Somit kann gegebenenfalls der Versicherungsschutz wegfallen und der Schaden muss vom Verursacher gezahlt werden.»
Optimale Schlafdauer
Im Schnitt benötigt der Mensch sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, damit er tagsüber wach und fit ist. Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer schlafen im Schnitt etwa sieben Stunden. Dies zeigt die erste nationale Schlafstudie der Schweiz des Matratzenherstellers Bico.
Dies heisst aber noch lange nicht, dass es ungesund ist, wenn Ihnen sechs Stunden Schlaf ausreichen. Denn die optimale Schlafdauer muss immer individuell betrachtet werden: «Um Spitzenleistungen zu erbringen, braucht Roger Federer sogar bis zu zwölf Stunden Schlaf pro Tag. Desto mehr man sich fordert, desto mehr Erholung braucht man auch», weiss der Schlafexperte.
Schlaf verbessern bei Schlafproblemen
Sie haben Mühe beim Einschlafen und wälzen sich manchmal stundenlang im Bett? Oftmals liegt dies an einer falschen Schlafhygiene. Regelmässige Schlafzeiten sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für gesunden Schlaf. Entscheidend für die Schlafhygiene sind auch ein gut temperierter Raum, eine ruhige Schlafumgebung und ein abgedunkeltes Zimmer.
Viele wiegen sich mit dem Scrollen durchs Handy in den Schlaf. Die digitale Nachtlektüre stört aber einen erholsamen Schlaf. Es gibt aber noch mehr Dinge, vor denen du besser die Finger lassen solltest, um ungestört einzuschlafen.
Viele wiegen sich mit dem Scrollen durchs Handy in den Schlaf. Die digitale Nachtlektüre stört aber einen erholsamen Schlaf. Es gibt aber noch mehr Dinge, vor denen du besser die Finger lassen solltest, um ungestört einzuschlafen.
Dazu kommt es nicht selten vor, dass man seine Probleme nachts einfach nicht zur Seite legen kann. Jedoch ist es keine gute Idee, im Bett über seine Probleme nachzudenken. «Zu viel Grübeln steigert das Anspannungsniveau und dadurch kann das Einschlafen und Aufrechterhalten des Schlafs behindert werden», klärt Spielmanns auf. Um schwirrende Gedanken loszuwerden, sollten Sie laut dem Schlafexperten eine schöne Gedankenreise machen. Stellen Sie sich ein schönes Szenario vor, zum Beispiel ein Spaziergang in der prächtigen Natur. Dies lenke von Überlegungen ab.
Die verschiedenen Schlafphasen
Manchmal fühlt man sich nach sechs Stunden Schlaf fitter, als nach acht Stunden Schlaf. Doch woher kommt dieses Phänomen? Spielmanns: «Dies hängt mit den Schlafphasen zusammen. Man unterscheidet zwischen Leicht-, Tief- und Traumschlaf.» Normalerweise hat man drei bis vier solcher Zyklen, welche jeweils circa 90 Minuten lang sind.
Man unterscheidet zwei verschiedene Schlafphasen: den REM-Schlaf und den NREM-Schlaf. Zum NREM-Schlaf gehören Leichtschlaf und Tiefschlaf. Im Leichtschlaf befinden wir uns kurz nach dem Einschlafen. Dann begibt sich der Körper in den Tiefschlaf: Blutdruck und Puls sinken. Die Hirnaktivität zeigt je nach Zustand ein unterschiedliches Aktivitätsmuster.
Nach dem Tiefschlaf beginnt der REM-Schlaf. In dieser Phase bewegen sich unsere Augen ganz schnell hin und her, daher auch der Name REM (Rapid Eye Movement). Puls und Gehirnaktivität steigen und weisen fast so hohe Werte auf wie im Wachzustand. Die Muskeln bleiben entspannt, und wir träumen meistens sehr stark. Nach etwa 90 Minuten ist ein solcher NREM-REM-Zyklus abgeschlossen und beginnt wieder von vorn.
Man unterscheidet zwei verschiedene Schlafphasen: den REM-Schlaf und den NREM-Schlaf. Zum NREM-Schlaf gehören Leichtschlaf und Tiefschlaf. Im Leichtschlaf befinden wir uns kurz nach dem Einschlafen. Dann begibt sich der Körper in den Tiefschlaf: Blutdruck und Puls sinken. Die Hirnaktivität zeigt je nach Zustand ein unterschiedliches Aktivitätsmuster.
Nach dem Tiefschlaf beginnt der REM-Schlaf. In dieser Phase bewegen sich unsere Augen ganz schnell hin und her, daher auch der Name REM (Rapid Eye Movement). Puls und Gehirnaktivität steigen und weisen fast so hohe Werte auf wie im Wachzustand. Die Muskeln bleiben entspannt, und wir träumen meistens sehr stark. Nach etwa 90 Minuten ist ein solcher NREM-REM-Zyklus abgeschlossen und beginnt wieder von vorn.
Am Morgen fühlen wir uns am energiegeladensten, wenn wir ausreichend Tief- und Traumschlaf in der Nacht gehabt haben. Überwiegt jedoch der Leichtschlaf, ist das nicht so erholsam. Auch die Anzahl der Weckreaktionen in der Nacht haben einen Einfluss auf die Erholung. Schlussendlich ist es also nicht nur die Schlafdauer, die einen erholsamen Schlaf ausmacht, sondern auch die Qualität.