Falsch oder wahr?
Sieben Tipps für Gespräche mit möglichen Lügnern

«Lügen haben kurze Beine»? Nicht wirklich. Aber es gibt Anzeichen, mit denen ihr Lügner trotzdem entlarven könnt. Mit dieser Anleitung kommst du der Lüge auf die Schliche.
Publiziert: 25.07.2023 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2023 um 03:31 Uhr
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Gekreuzte Finger sollen einen auch bei kleinen Lügen schützen.
Foto: Getty Images
Christian Mauer und Dirk Ruschmann

Echte Geschichten stecken voller seltsamer, kurioser Details, auch solcher, die der Erzähler selber nicht versteht oder erklären kann. Konkrete Angaben über Gefühle und Gedanken, die in speziellen Situationen – glücklichen oder kritischen – empfunden wurden, sprechen genauso für die Wahrheit wie Informationen über örtliche und zeitliche Details sowie über Verbindungen mit persönlichen Vorlieben oder Gewohnheiten. Und auch unnötige Einzelheiten, die für eine Geschichte gar nicht notwendig sind, sind ein Hinweis auf Authentizität. Vorsicht also bei detailarmen und allzu glatten Geschichten!

So deckst du Alltagsschwindeleien auf


Du bestellst eine Limonade ohne Zucker­zusatz («Fanta zero»), glaubst aber beim Blick über den Tresen zu bemerken, dass der Barmann eine normale Limonade ins Glas einschenkt. Fragst du nun nach: «Ist das wirklich eine zero?», wird kaum ein Bartender zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat (oder zu faul war, eine Flasche zero aus dem Keller zu holen). Du fragst also stattdessen: «Das ist doch eine normale Limo, oder?» – Du fragst also das Gegenteil von dem, was du wirklich willst. Denn das Verneinen ist mit mehr emotionalem Aufwand verbunden als Bejahen. Ausserdem neigen wir eher dazu, richtig Gemachtes zu erklären, als dass wir Fehler zugeben.

7 Tipps für Gespräche mit möglichen Lügnern

  1. Nutz den Erwartungseffekt: Gib dem Gesprächspartner zu verstehen, dass du dich mit Psychologie beschäftigst, vom Thema Lüge, Mimik und Körpersprache fasziniert bist, gute Menschenkenntnis hast. Lass Lektüre zum Thema sichtbar liegen.

  2. Achte auf Abweichungen: Verhält sich jemand auffallend anders, als du ihn kennst? Sind Lachen, Stimme, Körperhaltung, Sprache anders als üblich? Erzählt jemand sehr einsilbig, der sonst zu weitschweifenden Details neigt, oder ist jemand ungewohnt redselig, der sonst die Zähne kaum auseinanderbekommt? Was nicht normal ist, deutet auf Anspannung beim Gegenüber hin – mögliche Lügen also.

  3. Sei vorbereitet: Wenn du häufiger mit jemandem schwierige Gespräche führen muss (wie Mieter oder Vermieter, Chef oder Mitarbeiter, Ex-Frau oder Ex-Mann), lege dir eine Checkliste an: Wie sind Sprache, Stimme, Körperhaltung und andere Merkmale in entspanntem Zustand? Abweichungen fallen dir so schneller und deutlicher auf.

  4. Stell Testfragen: Behaupte Dinge, oder lege in einer Frage Dinge nahe, von denen du weiss, dass die falsch sind – und Ihr Gegenüber das wissen muss: «Du hast ja ziemlich abgenommen» – wenn in Wahrheit die Hose spannt, oder im Elektrogeschäft: «Der Fernseher soll beim Test super abgeschnitten haben» – wenn er in Wahrheit durchfiel. Daran erkennst du erstens, wie wichtig dem Gesprächspartner die Wahrheitsliebe ist, zweitens kann sein Verhalten beobachten, wenn er lügt: Was tut er? Zappelt er, spielt er mit seinen Haaren, weicht er auf andere Themen aus? So wird er es wohl auch bei anderen Lügen halten.

  5. Nutze den Pawlow’schen Reflex: Nobelpreisträger Iwan Pawlow fand he­raus, dass Lebewesen auf bedeutsame Reize körperlich reagieren – so wie beim Hund bereits die Speichelbildung einsetzt, wenn die Futterklingel tönt. Für dich heisst das: Hab einen konkreten Verdacht, stelle Fragen, die einen «Täter», und nur diesen, erstarren lassen! Verschwindet etwa Büromaterial in der Firma, frag: «Wann hast du zuletzt unseren Locher gesehen?» Der Täter wird auf die Frage reagieren: in Stimme, Sprache, Körperhaltung abweichendes Verhalten zeigen. Alle anderen werden gelassen bleiben.

  6. Erleichtere dem Lügner das Geständnis: Erstens, baue eine persönliche Beziehung zu ihm auf! Halte Augenkontakt, meide Aggres­sion, lache mit ihm, spiegele Mimik und Körpersprache. Zeige zweitens Verständnis; tue so, als ob du ein ähnliches Wertesystem hättest, nehme dem Lügner die Schuld und damit die Scham! Etwa so: «Wenn die Firma Locher und Kopierpapier so sorglos bewirtschaftet, muss sich niemand wundern, wenn wir unterbezahlten Angestellten gelegentlich etwas mitgehen lassen ...»

  7. Verweise auf eine höhere Instanz: Hilft alles nichts, kannst du auch mit einer intensiveren Kontrolle «drohen», an der du selber aber «unschuldig» bist. Beim Gespräch mit einem Stellenbewerber etwa behauptest du, die Geschäftsleiterin mache sich einen Sport daraus, Angaben im Lebenslauf von Bewerbern pingelig nachzuprüfen. Und beim Kauf eines Occasionsautos sagst du, dein Ehemann werde sicher den Wagen in seiner Garage überprüfen lassen wollen, bevor man den Kauf besiegeln könne. Wer etwas verbirgt, dürfte jetzt hellhörig werden und die Wahrheit sagen – um eine spätere, peinliche Enttarnung zu verhindern.
So deckst du Alltagsschwindeleien auf

Jeder von uns sagt im Durchschnitt alle fünf Minuten die Unwahrheit – aus Höflichkeit oder um sich einen Vorteil zu verschaffen. Hier erfährst du, wie man Lügen erkennt und mit welchen Strategien man Lügner in die Enge treibt.

Jeder von uns sagt im Durchschnitt alle fünf Minuten die Unwahrheit – aus Höflichkeit oder um sich einen Vorteil zu verschaffen. Hier erfährst du, wie man Lügen erkennt und mit welchen Strategien man Lügner in die Enge treibt.

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