Gelenkschmerzen variieren von Person zu Person. Dabei gibt es verschiedene Unterkategorien an Schmerzen: Grob unterscheidet man zwischen akuten und chronischen Gelenkschmerzen. «Dabei treten akute Schmerzen oft nach Verletzungen oder einmaliger Überbelastung auf, während chronische Schmerzen schleichend über eine längere Zeit kommen», erklärt Physiotherapeutin Ursina Camenzind (40) BLICK.
Konstante oder plötzliche Überlastung
Jedes Mal, wenn wir Sport machen, belasten wir unsere Gelenke. Das sei allerdings nicht sehr schlimm – oder im Gegenteil sogar gut -, solange sie genug Zeit haben, um sich zu erholen. «Nach starker Belastung finden im Körper verschiedene Prozesse statt, welche die entstandenen ‹Mini-Verletzungen› reparieren», sagt Camenzind. Beispielsweise müsse Gelenkflüssigkeit nachproduziert und Gelenkkapseln, Muskeln und Bänder regeneriert werden. Wenn man diese Erholungszeit nicht zulässt, würden sich die unvollständigen Regenerationsprozesse ansammeln. Das könnte dann zu einer chronischen Überbelastung und/oder Verspannungen führen.
Der Ursprung von Gelenkschmerzen liegt hauptsächlich in einer Überbelastung der Gelenke. Diese Anstrengung kann in verschiedenen Formen stattfinden: «Häufig werden die Schmerzen entweder durch konstante Überbelastung oder durch plötzliche Überbelastung ausgelöst», stellt Camenzind klar.
Plötzlich einen Marathon zu rennen, wenn man vorher noch nie joggen war, ist laut der Physiotherapeutin keine gute Idee: «Bei solcher plötzlicher Belastung ist der Körper nicht an den Kraftaufwand gewöhnt. Die Muskeln und Bänder, welche die Gelenke stabilisieren, sind dann nicht stark genug, um die Gelenke ausreichend zu stützen.» Eine solche Aktion könne zu starken akuten Schmerzen führen.
Lieber früher als später zum Arzt
Einen Arztbesuch empfiehlt Camenzind, sobald die Gelenkschmerzen den Alltag einschränken oder man seinen Alltag wegen Schmerzen ändern muss. Allerdings sollte man bei akuten starken Schmerzen nach drei Tagen einen Arzt aufsuchen.
Es sei wichtig, bei Schmerzen nicht zu lange zu warten: «Die Gefahr ist gross, dass man bei Schmerzen entweder gar nichts mehr wagt oder den Schmerz komplett ignoriert und sich weiter durchkämpft. Beides führt nur zu mehr Schaden», so die Physiotherapeutin.
Individuelle Behandlung
Die Behandlung von Gelenkschmerzen fällt bei jeder Person individuell aus. «Gewöhnlich beurteilt der Arzt die Situation und verweist auf eine passende Fachperson. Je nachdem kann das in Form von Physiotherapie, Osteopathie oder anderer Komplementärmedizin stattfinden» erklärt Camenzind.
Wichtig ist dabei immer auf den Körper zu hören, wie Camenzind rät: «Als Mensch muss man lernen, was dem Körper guttut und was nicht. Dies ist jedoch oft nicht einfach und muss gerade in veränderten Situation – wie bei neu auftretenden Schmerzen oder veränderten Belastbarkeiten – zuerst gelernt werden. Hierbei können Fachpersonen helfen.»
Das kann man vorbeugend tun
Um Gelenkschmerzen vorzubeugen, ist es enorm wichtig, auf sein Körpergefühl zu hören. «Man muss sich im Alter auch daran gewöhnen, dass der Körper eine längere Erholungszeit benötigt», sagt die Physiotherapeutin.
Um das Risiko, an Gelenkschmerzen zu erkranken, möglichst gering zu halten, empfiehlt Camenzind, mehr Sport und Bewegung in den Alltag einzubauen: «Es ist sinnvoller, jeden Tag etwas zu bewegen,sei dies zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit zu gehen oder die Treppe anstatt den Lift zu nehmen, statt die ganze Woche lang nichts zu machen und dann am Wochenende mehrere Stunden im Fitnessstudio zu trainieren.» Man sollte zwischen intensiven Sporteinheiten ausserdem genug Erholungszeit einplanen.
Die Expertin empfiehlt auch, die Bewegung nicht einseitig zu halten. «Man sollte beim Sport nicht immer das Gleiche machen, sondern auch Abwechslung reinbringen, damit man Gelenke sowie auch andere Strukturen im Körper verschiedenen Reizen aussetzt und sie so belastbar hält, ihnen aber auch immer wieder Zeit zur Erholung gibt.»