Ratschläge eines Urologen
Die häufigsten Penisprobleme – und was du tun musst

Ausschläge, Erektionsprobleme oder Unfälle während des Geschlechtsverkehrs – Männer suchen oft erst spät einen Arzt auf, wenn um den Penis geht. Ein Experte sagt, wieso sich das ändern muss.
Publiziert: 28.01.2024 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2024 um 10:37 Uhr
«Eine Erektion ist kein Zeichen für Stärke und Männlichkeit, sondern für einen funktionierenden Blutfluss in einem Genitalorgan», sagt Guillaume Altwegg, FMH-Urologe in Genf.
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Margaux Sitavanc
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Erektile Dysfunktion

«Erektionsstörung» sind ein Tabuthema – und gelten als unmännlich. Zu Unrecht. Guillaume Altwegg, Urologe in Genf, sagt: «Erektionsprobleme sind ein extrem häufiges Problem, das Männer zwischen 20 und 95 Jahren betrifft. Eine Erektion ist kein Zeichen für Stärke und Männlichkeit, sondern für einen funktionierenden Blutfluss in einem Genitalorgan», sagt Altwegg. Leider würde in vielen Fällen zu spät ärztlicher Rat gesucht, obwohl es zahlreiche medizinische Lösungen gibt, die dafür sorgen, dass im Bett wieder alles klappt.

«Bei jüngeren Patienten wird vor allem nach hormonellen oder anatomischen Ursachen gesucht, wie zum Beispiel einem Venenleck. Das lässt sich mit einer interventionellen Radiologie in 15 Minuten endgültig beheben», sagt Altwegg.

Bei älteren Patienten sind Erektionsstörungen zwar meist auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen, aber dennoch behandelbar: «Ab dem 50. Lebensjahr ist das Gefässgewebe weniger elastisch, was es erschwert, Blut in den Penis zu pumpen», so Altwegg. Dafür gibt es nicht nur medikamentöse Behandlungen. Kürzlich wurde eine Stosswellentherapie entwickelt, die den Penis durch die Bildung neuer Blutgefässe heilt.

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Vorzeitige Ejakulation

Ein weiteres gängiges Problem: vorzeitige Ejakulation bei Männern – was fälschlicherweise mit Unerfahrenheit oder zu wenig Körperbeherrschung in Verbindung gebracht wird.

Nur wenige wissen, dass in den meisten Fällen die Einnahme eines Medikaments ausreicht, um das Problem vollständig zu beheben. «Anstatt zu leiden und sein sexuelles Vergnügen zu opfern, sollte man zu einem Urologen gehen und das Problem besprechen», sagt Altwegg.

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Beschwerden beim Wasserlassen

Schmerzen beim Wasserlassen, Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder auch ein brennendes Gefühl – Harnwegsinfektionen sind bei Männern seltener als bei Frauen, sollten aber unbedingt von einem Arzt behandelt werden. Bei jüngeren Patienten werden diese Infektionen meist durch Pilze verursacht und führen zu einer starken Reizung der Eichel, roten Flecken oder Ausfluss unter der Vorhaut (sog. Balanitis). Eine weitere häufige Ursache für Blasenentleerungsstörungen bei jungen Männern sind sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien oder Gonorrhöe, auch «Tripper» genannt.

Bei jüngeren Patienten können gemäss Altwegg auch Probleme bei der Blasenentleerung zu einer Infektion führen. Ein Problem, das auch meist durch einen minimalinvasiven Eingriff gelöst werden kann, der manchmal sogar ambulant durchgeführt wird.

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Hautreizungen und -ausschläge

Die dünne und empfindliche Haut des Penis ist normalerweise von einer Hautflora geschützt, die aus «guten» Bakterien besteht. Diese kann leicht durch übertriebene Intimhygiene oder die Verwendung ungeeigneter Reinigungsprodukte gereizt werden: «Es ist sinnlos, sein Axe-Duschgel für die Intimreinigung zu verwenden. Einmal am Tag lauwarmes Wasser reicht völlig aus», sagt Altwegg.

Rötungen, Pickel und Juckreiz «da unten» kann aber auch auf eine Krankheit hinweisen, die einst durch Penicillin fast ausgerottet schien: Syphilis.

Die durch Geschlechtsverkehr übertragene Syphilis verursacht in einem frühen Stadium Pickel, auch Syphiliskrater genannt. Sie bilden sich am Geschlechtsteil, am Anus oder im Mund – und bleiben oft unbemerkt. «Heute haben die Menschen weniger Angst vor sexuell übertragbaren Krankheiten und verzichten daher oft auf Schutzmassnahmen. Das ist der Grund, dass sich diese potenziell tödlichen Krankheiten wieder ausbreiten», sagt der Experte.

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Unfälle während des Geschlechtsverkehrs

Es ist die klassische Horror-Geschichte aus der Männerumkleidekabine: der Penisbruch. «Durch einen Stoss kommt es zu einem Riss des sogenannten Schwellkörpers und zu einem Austritt von Blut in den Penis, der dann anschwillt und sich bläulich verfärbt. Bei einem solchen Vorfall sollte man sofort in die Notaufnahme gehen», sagt Altwegg.

Ein weiterer gefürchteter Unfall ist der Riss des Penisbändchens. Er kommt häufiger vor als ein Penisbruch und ist sehr blutig – aber eher ungefährlich: «Wenn das passiert, muss man den Penis mit der Hand fest zusammendrücken, um die Blutung zu stillen, und kühlen. Als nächsten Schritt sollte man einen Termin beim Urologen vereinbaren», sagt Altwegg.

Was ist, wenn es Krebs ist?

Was tun, wenn Sie unter der Dusche glauben, etwas zu spüren, das vorher nicht da war? «Gehen Sie sofort zum Arzt», sagt Altwegg. Bei Hodenkrebs gibt es zwei Altersgruppen, die besonders gefährdet sind: 15 bis 25 Jahre und 40 bis 60 Jahre. Dieser Krebs ist in den meisten Fällen sehr gut behandelbar, aber je früher er erkannt wird, desto eher können schwere Behandlungen vermieden werden. Wie man vorgehen sollte: «Unter der Dusche, wenn die Hoden gut abgestiegen sind, alle drei bis vier Monate eine Selbstabtastung durchführen».

Und was ist mit Prostatakrebs? «Ein heimtückischer Krebs, da die Betroffenen bis zum fortgeschrittenen Stadium oft keine Symptome verspüren. Daher legen Ärzte grossen Wert auf Früherkennung, ab 50 Jahren in der Allgemeinbevölkerung und früher bei Risikopersonen», so Altwegg.

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