Auf einen Blick
- Stress führt zu Krankheit in den Ferien, Körper schaltet ab
- Stresshormon Cortisol hält Krankheiten in Schach und mobilisiert letzte Kräfte
- Etwa jeder Fünfte leidet am sogenannten Leisure-Sickness-Syndrom in den Ferien
«Bloss jetzt nicht krank werden!»: Das dürften sich gerade viele denken. Schliesslich stehen die lang ersehnten Ferien vor der Tür. Ob auf einem Ausflug in die Berge oder einer Reise ins Ausland – niemand möchte die freien Tage krank im Bett verbringen. Doch ausgerechnet jetzt scheinen Krankheiten Hochsaison zu haben. Das Jahr neigt sich dem Ende zu, der Stresspegel ist hoch, und alle sehnen sich nach einer Pause. Endlich angekommen in den Ferien, macht der Körper schlapp: Schnupfen, Kopfschmerzen oder eine Magen-Darm-Grippe werfen die Ferienpläne über Bord. Tatsächlich hat etwa jeder Fünfte schon einmal am sogenannten Leisure-Sickness-Syndrom gelitten – dem Kranksein in den Ferien. Aber warum passiert das gerade dann?
Hormone aus dem Gleichgewicht
Wir haben den Übeltäter bereits beim Namen genannt: der Stress. Er führt dazu, dass der Körper grosse Mengen des Stresshormons Cortisol ausschüttet. Cortisol hält Krankheiten in Schach und sorgt dafür, dass unser Immunsystem auf Hochtouren arbeitet. So werden die letzten Kräfte mobilisiert, um die erforderte Leistung zu erbringen. Das ist wohl auch evolutionsbedingt: Denn wer auf der Flucht ist, kann sich keine Schwäche erlauben. Fällt der Druck weg, wird die Produktion des Stresshormons reduziert. So gerät der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht, und das Immunsystem wird heruntergefahren. Der Körper nutzt die Ruhephase, um sich zu regenerieren. Was für den Körper sehr wichtig ist, macht ihn jedoch auch anfällig. Nicht nur für Viren und Bakterien, sondern beispielsweise auch für Herzkrankheiten. Das erklärt, weshalb extrem gestresste Menschen Herzinfarkte öfter in der Freizeit als während der Arbeit erleiden.
Ein Syndrom, das viele betrifft
Kurz vor den Ferien steigt bei vielen Menschen das Stresslevel massiv an – im Job, aber auch im Privatleben. Man will unbedingt alles erledigen, vorbereiten und organisieren, bevor man in die Ferien verschwindet. Die Anzeichen der Überanstrengung werden in dieser Phase leicht übersehen. Die Quittung erhält man dann in den Ferien. Nicht alle sind jedoch gleich anfällig. Betroffen sind vor allem Personen, die bei der Arbeit sehr gestresst sind und Mühe haben, am Abend oder an den Wochenenden abzuschalten. Das können Manager, aber auch Mitarbeitende in anderen Positionen oder Selbstständige sein. Auch Schichtarbeitende zählen oft zu den Betroffenen, weil die wechselnden Arbeitszeiten das Stresslevel im Körper erhöhen.
Auf den Körper Acht geben
Ist man dann krank, ist es bereits zu spät. Wichtig ist daher, dass man die Signale frühzeitig erkennt. Fühlt man sich dauerhaft gestresst? Hat man abends Mühe, zu entspannen? Kreisen die Gedanken auch in der Freizeit ständig um die Arbeit? Dann sollte man sich vielleicht mit den Vorgesetzten unterhalten, um einen Weg zu finden, wie man entlastet werden kann. Auch eine gesunde Work-Life-Balance kann helfen. Das klingt zwar banal, doch wer einen guten Ausgleich hat, dem fällt es leichter, sich von der Arbeit zu lösen. Entspannung kann man zudem mithilfe von Atemübungen, Meditation oder Yoga gezielt trainieren. Auch Sport ist eine wichtige Komponente: Wer sich regelmässig auspowert oder spazieren geht, kann besser abschalten.