Wie oft muss man seine Bettdecke waschen? Diese Frage ist ein Dauerbrenner im Ratgeber-Journalismus. Warum eigentlich?
Markus Egert: Das hat wohl psychologische Gründe. Wir verbringen nun einmal viel Zeit mit Schlafen und fühlen uns unwohl beim Gedanken daran, dass wir dabei von mikroskopisch kleine Organismen umgeben sind. Das Bett ist aber kein mikrobiologischer Hotspot.
Warum nicht?
Obwohl wir beim Schlafen schwitzen und Wärme abgeben, ist das Bett im Vergleich zur Küche oder zum Kühlschrank ein trockener Ort der Wohnung, an dem es für Mikroorganismen wenig zu Fressen gib. Gefährlich werden viele von ihnen sowieso erst, wenn sie über den Mund in den Verdauungstrakt gelangen. Und ich beisse ja nicht unbedingt in mein Bettzeug.
Dennoch empfehlen Sie, die Bettwäsche alle zwei Wochen zu waschen.
Aber mehr aus ästhetischen Gründen. Schweiss und Speichel – aber auch Kosmetikresten – können zu Verfärbungen und üblen Gerüchen führen. Wer keine Haustiere und keine kleinen Kinder im Bett schlafen lässt, nicht auf Hausstaubmilben allergisch ist oder gesundheitliche Probleme hat, muss kein schlechtes Gewissen haben, wenn er Bezüge weniger oft in die Maschine tut. Lieber stattdessen den Kühlschrank auswischen – das ist viel wichtiger.
Wie sieht es aus mit den gelben Flecken, die sich vor allem auf Kissen bilden können?
Auch sie entstehen meistens durch Körperausscheidungen und sind aus gesundheitlicher Perspektive kein Problem. Damit sie erst gar nicht entstehen, empfiehlt es sich, Kissen und Bettdecken ein- bis zweimal im Jahr bei 60 Grad in der Waschmaschine zu waschen.
In kleinen Waschmaschinen drehen sich Duvets allerdings nur um die eigene Achse. Reicht das?
Es ist schon wichtig, dass das Bettzeug in der Trommel so viel Platz hat, dass es durchgewalkt wird. Danach kann man es mit zwei bis drei Tennisbällen in den Trockner geben, damit keine Daunenklumpen entstehen. Oder es an der Sonne trocknen. Ihre Strahlen haben eine antimikrobielle Wirkung.
In welchen Fällen müssen Duvets oder Kissen entsorgt werden?
Wenn sich Schimmel gebildet hat, ist das Alarmstufe rot. Das merkt man, wenn man Sporen sieht oder spürt, die aus dem Stoff herauswachsen. Oder wenn sich eine Schimmelwolke bildet, wenn man auf das Kissen schlägt. Wenn es so weit kommt, sollte man sich so schnell wie möglich an die wichtigsten Hygieneregeln im Schlafzimmer halten.
Die da wären?
Jeden morgen die Bettwäsche durchschütteln und das Zimmer auch im Winter gut lüften. Zudem sollte es dort nicht so kalt sein, dass Wasser an den Fenstern kondensiert. Unter dem Bett Dinge zu lagern ist auch keine gute Idee, weil die Luft unter der Matratze zirkulieren muss. Die Matratze sollte deshalb auch nicht direkt auf dem Boden liegen.
Markus Egert (52) gehört zu den bekanntesten Hygieneforschern im deutschsprachigen Raum. Seit 2011 ist er Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen im Schwarzwald, Baden-Württemberg (D). Seine Lehr- und Forschungsgebiete umfassen das humane Mikrobiom (Verdauungstrakt und Haut) sowie das Built Environment Mikrobiom (Gebrauchsgegenstände).
Markus Egert (52) gehört zu den bekanntesten Hygieneforschern im deutschsprachigen Raum. Seit 2011 ist er Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen im Schwarzwald, Baden-Württemberg (D). Seine Lehr- und Forschungsgebiete umfassen das humane Mikrobiom (Verdauungstrakt und Haut) sowie das Built Environment Mikrobiom (Gebrauchsgegenstände).