Ein Arzt gibt Tipps
Was kann man gegen Schnarchen tun?

Nicht jeder, der beim Schlafen schnarcht, ist sich dessen bewusst. Doch es gibt zahlreiche Therapien gegen das nächtliche Sägen, wie ein Facharzt für Ohren-Nasen-Halskrankheiten erklärt.
Publiziert: 14.04.2022 um 07:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2022 um 08:19 Uhr
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Daniel Rusterholz (54), Facharzt für Ohren-Nasen-Halskrankheiten, weiss, was bei Schnarchen und nächtlichen Atemaussetzern zu tun ist.
Foto: zVg Dr. Rusterholz
Sonja Zaleski-Körner

Vom eigenen Schnarchen wachen nur wenige auf. Oft ist es eher der Partner, dessen Schlaf darunter zu leiden hat. Die Geräusche entstehen durch enge anatomische Stellen im Bereiche der oberen Atemwege vom Naseneingang bis oberhalb des Kehlkopfeingangs, wie Daniel Rusterholz (54), Facharzt für Ohren-Nasen-Halskrankheiten, im Gespräch mit Blick erklärt. Begleitend würden instabile Verhältnisse der Halsweichteile eine Rolle dabei spielen. Schnarchen sowie Nasenatmungsprobleme gehören zu den täglich auftretenden Beschwerden in der Beratung seiner Patienten. Seit 2003 ist Rusterholz als selbständiger ORL-Arzt in seiner Praxis in Meilen ZH tätig.

Zum Glück stellt Schnarchen in den meisten Fällen kein Risiko für die Gesundheit dar, jedoch gibt es auch Ausnahmen: «Gefährlich wird es, wenn es zu Atempausen, sogenannten Apnoen, kommt. Die betroffene Person wird durch Sauerstoffmangel wach und muss um den knapp gewordenen Sauerstoff kämpfen. Dadurch wird der Schlaf weniger erholsam und man fühlt sich am Morgen nicht ausgeruht, sondern eher ‹verkatert›», so der Facharzt.

Das hilft gegen Schnarchen

Rusterholz nennt viele konservative Massnahmen, die Schnarchen unterbinden können, wie zum Beispiel:

  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Keinen Alkohol am späten Abend trinken
  • Keine Schlaf- oder Beruhigungsmittel vor dem Zubettgehen einnehmen
  • Seitenlage bei Rückenschnarchern
  • Die Verwendung eines sogenannten Antischnarch-Rucksacks
  • Schnarchspangen
  • Das Spielen eines Blasinstruments (insbesondere Didgeridoo) – dies fördert ruhigeren Schlaf und kann den Schweregrad von Apnoen reduzieren, wie wissenschaftliche Arbeiten gezeigt haben

Es gibt jedoch auch operative Eingriffe, welche die lauten Geräusche beim Atmen während des Schlafens verhindern können. «Eine Nasenoperation bei verengter Trennwand, geschwollenen Schwellkörpern oder Nasenpolypen, Eingriffe im Bereich des Gaumenbogens oder des Zungengrunds, die Entfernung der Mandeln, sowie kieferchirurgisches Vorschieben des Unterkiefers bei anatomischer Fehlstellung und vieles mehr können gegen Schnarchen helfen. Eine Beratung bei einem ORL-Facharzt oder einer ORL-Fachärztin sind dabei sinnvoll», rät der Experte.

Muss man wegen Schnarchen zum Arzt?

Schnarchen ist weit verbreitet. «Gemäss Statistik schnarchen junge Männer häufiger als junge Frauen gleichen Alters. Die Frauen holen im höheren Alter diesen Vorsprung wieder auf», meint Rusterholz. Generell würden ältere Menschen öfter schnarchen, stellt er fest. Dies liege vermutlich daran, dass im Alter Gewebe und Muskulatur zusätzlich schlaffer und die Schleimhäute trockener werden. Anders sieht es bei den Jüngsten aus, wie der Fachmann sagt: «Schnarchende Kinder haben oft vergrösserte Rachen- und/oder Gaumenmandeln oder sonst ein zumeist angeborenes Engnis im Bereich der oberen Atemwege.»

Wenn durch das laute Schnarchen die betroffene Person oder andere im Schlaf beeinträchtigt werden, empfiehlt es sich laut Rusterholz, einen Arzt aufzusuchen. «Insbesondere sollte medizinischer Rat gesucht werden, wenn der Bettpartner Atemaussetzer bemerkt oder die betroffene Person trotz sieben bis zehn Stunden Schlaf morgens sehr müde ist und im Alltag einzuschlafen droht. Das kann zum Beispiel auch beim Autofahren gefährlich werden», warnt der Facharzt für Ohren-Nasen-Halskrankheiten.

Schlafapnoe diagnostizieren und behandeln

Verschiedene Arten der Schlafapnoe existieren, wie der Experte erklärt: «Man unterscheidet ein zentrales von einem obstruktiven Schlafapnoesyndrom. Im Gegensatz zum häufigeren obstruktiven Schlafapnoesyndrom ist die zentrale Form selten und durch Störungen oder Krankheiten des Gehirns bedingt. Bei beiden Formen kommt es zu einem nächtlichen Sauerstoffabfall im Blut und damit zu einer Minderdurchblutung lebenswichtiger Organe.» Dies führe es zu einer langsam fortschreitenden Zerstörung von Gehirn, Herz, Lunge und weiteren Organen.

«Durch beobachtete nächtliche Atempausen, eine Abklärung im Schlaflabor oder mittels einer ambulanten Polygraphie, die mit einem ausgeliehenen Gerät zu Hause durchgeführt wird, kann man feststellen, ob man an Atemaussetzern im Schlaf leidet», klärt Rusterholz auf. Solche Polygraphiegeräte seien für eine Untersuchungsnacht auf Anfrage und nach einer gründlichen Untersuchung und Beratung bei niedergelassenen ORL-Ärzten, Pneumologen oder dafür spezialisierten Kliniken erhältlich.

Im Falle eines obstruktiven Schlafapnoesyndroms steht laut dem Facharzt wie beim Schnarchen die Gewichtsreduktion bei Übergewicht im Vordergrund. Zusätzlich könne bei einer leichten Form eine Unterkiefer-Protrusionsschiene oder eine Schnarchspange helfen. Doch nicht immer genügt das, wie der Experte mitteilt: «Wenn dennoch mittel- oder hochgradige Atemaussetzer in der Nacht nachgewiesen werden, ist eine nächtliche Beatmung mittels einer Maske immer noch der Goldstandard. Je nach Ursache wird bei der zentralen Form der Apnoe auch eine nächtliche Atemmaske angepasst.»

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