Geplante anstatt spontane Nähe
Das machen getrennte Schlafzimmer mit einer Beziehung

Getrennte Betten in einer Beziehung – was für viele Paare unvorstellbar ist, ist bei manch anderen bereits Routine. Der Paartherapeut und Beziehungsexperte Eric Hegmann (54) erklärt gegenüber Blick, was fehlende Nähe bewirken kann.
Publiziert: 10.04.2021 um 08:22 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 16:38 Uhr
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Für viele Paare ist es undenkbar, in getrennten Betten – oder gar Zimmern – zu schlafen.
Foto: Getty Images
Lea Lozano

Laut einer Parship-Studie aus 2016 könnten sich 17 Prozent der befragten Personen vorstellen, in einem von ihrem Partner getrennten Zimmer zu schlafen. Dass man besser schläft, wenn man alleine im Bett ist, ist für viele keine Frage. Doch was passiert mit einer Beziehung, wenn die körperliche Nähe plötzlich fehlt? Paartherapeut Eric Hegmann (54) erklärt Blick, was es damit auf sich hat.

Getrennte Betten sind nicht das Ende einer Beziehung

«Als Ehen noch Wirtschaftsgemeinschaften waren und die Liebesheirat als unschicklich galt, war ab einem gewissen Status ein gemeinsames Schlafzimmer undenkbar», erzählt der Experte. Wenn es aber um Liebesbeziehungen geht, sieht das Ganze anders aus, denn: Bei körperlicher Nähe, wie etwa dem Kuscheln, werden Bindungshormone wie Oxytocin gebildet. «Paare, die auf viel Kuscheln und Nähe setzen, tun also nachweislich etwas für ihre Beziehungszufriedenheit auf biochemischer Ebene», so Hegmann.

Fällt also die vertraute körperliche Nähe nachts weg, brauche es andere Formen der physischen Nähe, die gepflegt werden sollten. «Dass Kuscheln beim Einschlafen hoffentlich auch häufig zum Vorspiel wird, sorgt ebenfalls für Zusammenhalt der Partner. Partner, die grundsätzlich getrennt schlafen, nehmen sich die Spontanität und Regelmässigkeit solcher Berührungen», weiss der Paartherapeut.

Geplante anstatt spontane Nähe

Dass Intimität durch getrennte Betten häufig weniger spontan ausgelebt wird, ist laut Hegmann nicht zwingend ein Nachteil. Bei vielen Paaren sei es nämlich nach einigen Jahren oder Jahrzehnten ohnehin so, dass Sexualität geplant werden müsse, um den Übertritt vom alltäglichen zum erotischen Raum zu ermöglichen.

«Viele Paare nehmen das getrennte Schlafen und die damit fehlende Spontanität als Nachteil wahr, denn das geteilte Bett gehört für die meisten zur Romantik des Beziehungslebens. Manche fühlen sich dadurch gar bedroht.» Paaren, bei denen dies so ist, empfiehlt der Experte keine getrennten Betten.

Getrennte Nächte, weniger Gereiztheit

«Wenn Beziehungen scheitern, dann meist aufgrund von einem Mangel an Nähe – körperlich und emotional. Deshalb wären getrennte Betten zur Rettung der Beziehung nicht meine erste Wahl», erklärt der Experte. Trotzdem könne es sich, den Umständen entsprechend, lohnen, getrennte Schlafzimmer oder auch nur Betten auszuprobieren.

Je nach Situation – störendes Schnarchen, Unruhe, Nachwuchsbetreuung oder Schichtarbeit – können getrennte Schlafräume für mehr Erholung sorgen.

«Meist wünschen sich Frauen getrennte Schlafzimmer, da diese oft den leichteren Schlaf haben. Wenn die Umstände keinen erholsamen Schlaf im gemeinsamen Bett ermöglichen, dann sind getrennte Schlafzimmer sicher auf Dauer weniger belastend als permanente Müdigkeit und Gereiztheit, die durch diese Erschöpfung entstehen.»

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