Ausstellung
600 Zeichnungen von Erwin Wurm im Kunstmuseum Luzern

Das Kunstmuseum Luzern zeigt in seiner neuen Schau «Peace & Plenty» 600 Zeichnungen des österreichischen Künstlers Erwin Wurm. Wer sich in diese vielfältige Bilderflut einlässt, taucht ein in eine Welt voller Absurdität und Witz.
Publiziert: 08.06.2018 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:05 Uhr
Erwin Wurm, ohne Titel, 2016, Farbstift auf Papier, 29.7 x 41.9 cm - eine von 600 Zeichnungen des Österreichers Erwin Wurm, die derzeit im Kunstmuseum Luzern zu sehen sind. (zVg)
Foto: Pressebild Kunstmuseum

Der 63-jährige Wurm gehört zu den Weltstars der zeitgenössischen Kunst. Bekannt ist er vor allem für seine «One Minute Sculptures», bei denen Museumsbesucher zusammen mit einem Alltagsgegenstand für kurze Zeit zur Skulptur werden.

Wurm war bereits 2015 im Rahmen einer Gruppenausstellung im Kunstmuseum Luzern zu Gast. Damals sei die Idee für eine Ausstellung mit Zeichnungen entstanden, sagte Museumsdirektorin Fanni Fetzer am Freitag anlässlich der Ausstellungseröffnung. 600 Zeichnungen seien gestaffelt in Luzern angekommen und dort gerahmt worden. Nun würden sie als ausuferndes Band in einem einzigen Raum gezeigt.

Die ausgestellten Zeichnungen sind unterschiedlich gross und auf Papier von unterschiedlicher Qualität gefertigt. Wurm zeichnet fast täglich und überall mit Bleistift, Kugelschreiber, Farbstift oder Pinsel, mal mit feinsten Linien, mal mit dicken Strichen. Er verglich sein Arbeiten bei der Ausstellungspräsentation in Luzern mit einem fliessenden Lavastrom.

Zigaretten - ein wiederkehrendes Motiv

Ein Teil der in Luzern gezeigten Arbeiten entstand auf den Bahamas in einem schäbigen Hotel namens «Peace & Plenty» (Friede & Reichtum), das zum Namensgeber der Ausstellung wurde. Wurm hatte dort einen Asthmaanfall, aus dem heraus er die Werkgruppe «Asthma» schuf. In dieser sind Zigaretten - zwischen den Zehen, in den Ohren - ein wiederkehrendes Motiv.

Viele der Zeichnungen sind Porträts, auch von Prominenten oder Künstlern wie Samuel Beckett oder Eugène Ionesco. Gesichter seien spannend zu zeichnen, sagte Wurm. Den Körper lässt Wurm zwar nicht weg, reduziert ihn aber stark, was viele Zeichnungen wie ein Cartoon aussehen lässt.

Einige Porträts sind realistisch, andere kubistisch, oder die Köpfe sind deformiert, so die «Darmgesichter»-Werke. Diese seien Selbstporträts, sagte Wurm.

Dieser schonungslose, aber auch bissig-humorvolle Blick auf alltägliche Absurditäten, aber auch auf sich selbst, sind typisch für Wurm. Jeweils zum Neujahr schuf der Künstler die Zeichnungen «Fuck New Year». Ab einem gewissen Alter sei Silvester nicht mehr lustig, sagte er.

Die Ausstellung noch bis 23. September zu sehen

Auch Zeichnungen zu den «One Minute Sculptures» sind in Luzern zu sehen: Ein Mann balanciert eine Tube Handcrème auf der Nase, ein anderer steht auf der Armlehne eines Stuhls. In der Zeichnung «One Minute for Ever» lehnt ein Skelett an der Wand.

Eine weitere Werkgruppe besteht aus mit Filzstift verfremdeten Porträtfotos aus Zeitschriften. Darunter sind auch Hillary Clinton und Donald Trump. Mit wenigen Strichen liessen sich diese Gesichter weghaben, sagte Wurm.

Die Ausstellung in Luzern ist bis am 23. September zu sehen. Sie entstand in Kooperation mit der Albertina in Wien. Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit über 400 der ausgestellten Zeichnungen. Alles in diesem Wälzer ist gezeichnet, auch der spärliche Text und die Embleme der Sponsoren. (SDA)

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