Schlafstörung bei Kindern
Nachtschreck – der absolute Horror aller Eltern

Da schläft das Kind friedlich und still – und Minuten später stehen ihm Schreck und Panik ins Gesicht geschrieben. Jetzt ist Ruhe bewahren angesagt. Denn der Nachtschreck fährt vor allem den Eltern ein.
Publiziert: 07.03.2021 um 17:57 Uhr
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Es ist oftmals schockierend für Eltern, wenn sie ihre Kinder beim sogenannten Nachtschreck erleben.
Foto: Getty Images
Bettina Bendiner «Schweizer Illustrierte»

Unruhige Nächte hauen uns Eltern längst nicht mehr um. Und doch kann es vorkommen, dass wir uns zittrig und hilflos zurück in unser Bett legen, geschockt von dem, was wir gerade erlebt haben.

Die Rede ist vom Nachtschreck (Pavor Nocturnus), und dieser bringt selbst die hartgesottenen Eltern aus der Fassung.

Als hätte das Kind grosse Schmerzen

Simona (38), kennt diese Horror-Nächte, in denen sie nicht mehr weiter weiss: «Als es meiner Tochter zum ersten Mal passierte, war sie gerade 7. Noch heute wird mir ganz bang, wenn ich mich daran erinnere», sagt sie zu schweizer-illustrierte.ch. Plötzlich schreit die Kleine, ihre Augen sind weit aufgerissen, die Mimik angstverzerrt, sie sieht aus, als hätte sie grosse Schmerzen.

Sie spricht, reagiert aber nicht auf ihre Mutter. «Sie war überhaupt nicht ansprechbar. Ich hatte solche Angst um sie», erinnert sich Simona. Geschockt von den nächtlichen Ereignissen telefonierte sie noch in der Nacht mit dem Notdienst des Kinderspitals.

Keine Panik – für Eltern ists viel schlimmer

Dort kam die Entwarnung – und Simona erfährt: Sie hat soeben Bekanntschaft mit dem Nachtschreck gemacht. Das ist eine im Regelfall harmlose Schlafstörung. Üblicherweise tritt der Nachtschreck ein bis vier Stunden nach dem Einschlafen auf. Etwa 3 bis 6 Prozent der Kinder erleben solche Episoden im Vorschulalter oder am Anfang ihrer Schulzeit. Doch was können Eltern tun?

Wie Simona herausfand, hat sie beim ersten Mal völlig falsch reagiert: «Ich habe versucht, sie zu wecken, habe auf sie eingeredet und sie festgehalten.» Doch bei der anschliessenden Netz-Recherche stellte sie fest: Das nützt alles nicht. «Eltern sollten leise auf ihr Kind einreden, ihm versichern, dass es in Sicherheit ist und dafür sorgen, dass es sich nicht verletzen kann. Ein Kind in dieser Phase aufzuwecken, ist wenig sinnvoll, da es orientierungslos und verwirrt ist und schwer wieder einschläft», wird Ulrich Fegeler vom Deutschen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte auf der verbandseigenen Website zitiert.

Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei

Eine Episode dauert im Durchschnitt übrigens zwischen zwei und zehn Minuten. Dann wacht das Kind üblicherweise auf, beruhigt sich ziemlich schnell, fühlt sich müde und schläft wieder ein.

Woher die Panik in der Nacht kommt? Es gibt keinen Zusammenhang mit einer psychischen Störung, sondern hat mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems zu tun und gehört somit ins normale Spektrum der Entwicklungsschübe, die alle Eltern zur Genüge kennen. Wichtig ist: Bleibende Schäden sind nicht bekannt. Das Kind erinnert sich noch nicht einmal daran. Anders gesagt: Der Nachtschreck macht die Eltern fertig, aber nicht die Kinder.

So verhalten Eltern sich richtig

Übermüdete oder gestresste Kinder neigen eher zum Nachtschreck. Ergo: Stress im Kinderalltag identifizieren und gemeinsam Strategien zur Stressreduktion entwerfen.

1. Regelmässige Schlafenszeiten und Einschlafrituale können die Anzahl der Episoden verringern.

2. Fernsehen vor dem ins Bett gehen begünstigt den Nachtschreck – manche Kinder wühlt die Glotze zu sehr auf.

3. Der Nachtschreck kann einmal und dann nie wieder auftreten, aber auch immer wieder, selbst nach wochen- oder monatelanger Pause. Wenn er sich innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums wiederholt oder die Sorge dann doch grösser wird – unbedingt mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin besprechen.

Artikel aus «Schweizer Illustrierte»

Dieser Artikel wurde vom Family-Channel der «Schweizer Illustrierte» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.schweizer-illustrierte.ch/family

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