Verletzt sich das eigene Kind, kommt Mama und Papa schnell Panik auf. Im Notfall ist es aber wichtig, ruhig und besonnen zu reagieren. Prof. Dr. Steffen Berger, Direktor und Chefarzt der Kinderchirurgie am Inselspital in Bern, gibt Tipps, wie sich Eltern verhalten sollten, wenn sich ihr Kind verletzt hat und verrät, wann man zum Arzt gehen sollte.
BLICK: Welche Art von Sturzverletzungen behandeln Sie am häufigsten
Steffen Berger: Vor allem Verletzungen am Kopf wie Prellungen und Platzwunden. Auch Knochenbrüche sehen wir oft. Und weniger schwere Verletzungen an Armen und Beinen. Neben Stürzen aus dem Stand sind meist Stürze aus niedriger Höhe die Ursache, etwa vom Triptrap oder vom Sofa. Bei Stürzen vom Wickeltisch oder vom Velo wirkt schon deutlich mehr Gewalt. Unfälle aus grösserer Höhe sind glücklicherweise eher selten.
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Wie reagiere ich richtig, wenn mein Kind stürzt?
Wenn es sich um eine leichte Verletzung mit Schürfwunde handelt, reinigen und desinfizieren Sie die Stelle mit Wasser und alkoholfreiem Desinfektionsmittel. Oft reicht das schon. Auch ein Pflaster oder ein kleiner Verband bieten sich an. Geschwollene Stellen können Sie kühlen, zum Beispiel mit Coldpacks, und auch mal mit einer Voltaren-Salbe oder Ähnlichem einreiben.
Ab wann ist ein Arztbesuch nötig?
Es gibt eine Faustregel: Fällt das Kind aus doppelter Körperhöhe, sind ernsthafte Verletzungen häufig. Wenn es bewusstlos war oder sonst auffälliges Verhalten zeigt, sollten Sie ebenfalls unverzüglich medizinische Hilfe suchen.
Ist eine blutende Wunde immer ein Grund, den Arzt oder die Ärztin aufzusuchen?
Wenn Ihr Kind nach einem Sturz eine kleine, leicht blutende Wunde hat, versuchen Sie, die Blutung durch Druck mit einem sauberen Tuch zu stoppen und die Stelle zu säubern. Gelingt dies nach einigen Minuten nicht, begeben Sie sich in ärztliche Behandlung. Grössere offene Hautverletzungen oder stark schmerzende Schwellungen sollten Sie ebenfalls ärztlich abklären lassen. Hochgeschwindigkeitsunfälle mit Autos, Velos, Trottis und ähnlichem sollten einer Fachperson gezeigt werden, denn hier sind auf den ersten Blick nicht zu erfassende innere Verletzungen deutlich häufiger. Offensichtlich schwer verletzte Kinder sollten selbstverständlich gleich mit der Ambulanz ins Kinderspital gebracht werden.
Worauf muss ich nach einem Sturz achten?
Es kann sein, dass es Ihrem Kind zunächst gut geht, sich der Zustand jedoch Stunden später verändert. Dies könnten Hinweise auf eine Gehirnerschütterung oder eine Verletzung im Bauch sein. Wenn es also über Übelkeit, Bauchschmerzen oder andere starke Schmerzen klagt, benommen oder schläfrig ist und sich nur eingeschränkt bewegen möchte, sollten Sie aufhorchen. In diesen Fällen sollte das Kind rasch ärztlich abgeklärt werden.
Wie können Eltern in Falle eines Sturzes Ruhe bewahren?
Wenn das Kind wach und ansprechbar ist, keine starken Schmerzen hat und alles bewegen kann, ist es in der Regel auch nichts gravierend verletzt. Auch wenn es sehr weh tut und schlimm aussieht, ist ein gebrochener Arm oder Unterschenkel nicht lebensbedrohlich.
Die besten Tipps zur Prävention von Sturzverletzungen
- Verzichten Sie auf rollende Lauflernhilfen für kleine Kinder am besten ganz, denn sie könnten zu schwerwiegenden Stürzen führen.
- Lassen Sie Ihren Säugling/Kleinkind nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch, Bett oder Sofa liegen.
- Die Anschaffung eines Hochbetts will gut überlegt werden.
- Auf dem Trampolin gilt: Es springt ein Kind nach dem anderen, nicht mehrere gleichzeitig.
- Setzen Sie Ihrem Kind bei allen Geschwindigkeitssportarten einen Helm auf.
- Lassen Sie das Kind unter Aufsicht üben, nur so wird es sicherer im Klettern, Velofahren, Springen.
Dieser Artikel wurde vom Family-Channel der «Schweizer Illustrierte» übernommen. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.schweizer-illustrierte.ch/family
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