Der Muttertag wurde immer wieder neu erfunden – in der Antike, im Mittelalter, im amerikanischen Bürgerkrieg, in der Nazi- und der Nachkriegszeit. Fast immer diente er einem anderen Zweck, als die Mütter zu ehren. Die Nazis beispielsweise motivierten damit Frauen viele Kinder zu kriegen. Und in der Nachkriegszeit hatte der Blumenhandel ein vitales Interesse daran.
Woher kommt der Muttertag?
Im Mittelalter war das Bild der selbstlosen, liebenden Mutter Maria ungeheuer populär. Das erklärt auch den «Mothering Sunday», den König Heinrich III. im 13. Jahrhundert zu Ehren von Mutter Kirche und Mutter Gottes in England einführte.
Da der «Mothering Sunday» der einzige Tag des Jahres war, an dem die Dienstboten freihatten, besuchten sie dann traditionell ihre Eltern. Das machte den Tag auch für ihre Mütter zum Feiertag.
Die englischen Siedler in der Neuen Welt hatten dann anderes zu tun, als zu feiern. Der Brauch ging dort unter. Bis 1872 die Frauenrechtlerin Julia Ward Howe die Wiedereinführung forderte. Ihre Absicht war, alle Mütter zu einer Anti-Kriegs-Bewegung zusammenzufassen. Der Plan ging nicht auf.
Erfolgreich war erst wieder Ann Jarvis, die nach dem Tod ihrer Mutter, der Gründerin einer lokalen Mütterberatungs-Bewegung, einen Muttertag einführte. 1907 wurde dieser in der Kirche ihres Wohnorts in den USA erstmals begangen und dank einer hartnäckigen Briefkampagne 1914 vom Kongress auch national ausgerufen.
Seit wann gibt es den Muttertag in Europa?
Die Heilsarmee brachte die Idee zurück nach Europa. Hier war die Schweiz 1917 das erste Land, das die Anregung auf Initiative der Floristen aufnahm.
Die Nazis mit ihrer Verleihung des Mutterkreuzes – im Volksmund «Karnickelorden» – brachten den Muttertag dann vollends in Verruf, sodass er in Europa, den USA und Japan eine Weile lang nicht mehr begangen wurde. Seine Wiedereinführung dürfte fast ausschliesslich kommerzielle Gründe gehabt haben.
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Unsere Autorin Alexandra Fitz fragt sich, warum Mütter immer recht haben. Und weshalb Kinder das nicht so gut akzeptieren können.
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