Meine erste Reaktion auf die Nachricht von Blick-Leser Christoph Baumann* war eine Portion Skepsis. Er schickt mir Bilder von zwei Flaschen Dom Pérignon Rosé 1959 und möchte wissen, was für einen Wert die Flaschen haben. Besitzt er die Flaschen tatsächlich?
Ich hake nach und frage, woher er die Champagner hat und ob er den Kauf belegen könne. Beides kann er zweifelsfrei bestätigen. Im Jahr 1992 erwarb Baumann die Flaschen in einem französischen Restaurant für je rund 300 Franken. Ob er schon damals ahnte, wohin sich deren Wert einmal bewegen würde?
Dom Pérignon Rosé 1959 bricht Rekorde
Die unglaubliche Geschichte dieses Weins beginnt mit nur einem Erstkäufer: Laut Angabe des Champagner-Hauses Dom Pérignon im Weinmagazin «Decanter» gingen sämtliche Flaschen an Mohammad Reza Schah Pahlavi (1919–1980), den letzten Schah von Persien. Der Schah war für seinen Hang zum Luxus bekannt und hat sich seine Lieblingsspeisen teilweise per Concorde aus Paris einfliegen lassen.
Im Jahr 1979 stiess die islamische Revolution unter Ruhollah Chomeini (1902–1989) den Schah vom Thron und führte dazu, dass er mit seiner Familie ins Ausland flüchten musste. Scheinbar hat er nicht alle seiner 306 Flaschen Dom Pérignon Rosé 1959 getrunken, da seither die ein oder andere Einzelflasche ausserhalb des Irans wieder auftauchte und auf Weinauktionen für Staunen sorgte.
Das amerikanische Auktionshaus Acker Merrall versteigerte im Jahr 2008 zwei Flaschen des raren Champagners, wo ein anonymer Käufer 84'700 US-Dollar dafür hinblätterte, umgerechnet damals rund 46'500 Franken pro 0,75-Liter-Flasche. Seither sind die Preise des Weins rückläufig. Aktuell bieten weltweit drei Händler den raren Champagner an und verlangen zwischen 22'760 und 28'521 Franken. Damit handelt es sich um den weltweit teuersten Rosé-Champagner in einer 0,75-Liter-Flasche.
Natürlich stellt sich bei solchen Weinen immer die Frage, ob ihre Trinkqualität überhaupt im Verhältnis zum Marktpreis stehen kann. Eine abschliessende Antwort darauf zu finden, ist eine persönliche Angelegenheit und von Mensch zu Mensch – und wohl auch von Kontostand zu Kontostand – unterschiedlich. Es lässt sich aber nicht bestreiten, dass unser Blick-Leser im Jahr 1992 beim Kauf der beiden Flaschen ein goldenes Händchen hatte.
* Name von der Redaktion geändert