Schweizer Chardonnays begeistern die Jury
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«Hielt ihn für Burgunder»:Schweizer Chardonnays begeistern die Jury

Grosses Chardonnay-Tasting
Le Grand aus Basel ist in der Tat der Grösste

Sensationssieg! Beim grossen Chardonnay-Tasting «Schweiz gegen eine Weltauswahl» gewinnt ein Feuerstein-Zältli aus der Stadt Basel.
Publiziert: 18.06.2023 um 13:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2023 um 10:51 Uhr
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Hoch konzentriert an der Arbeit: die Jury des grossen Blick-Chardonnay-Tastings im Sablier am Flughafen Zürich.
Foto: Philippe Rossier
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Alain KunzWein-Kolumnist

ABC. Mit diesen plakativen drei Buchstaben wurde Chardonnay in den 90er-Jahren abgekanzelt. Sie hatten nichts mit dem Alphabet zu tun, sondern standen für «Anything But Chardonnay». Es war der Slogan der Chardonnay-Unsympathisanten, welche die Schnauze voll hatten von den Weinen aus vornehmlich den USA, die geprägt waren von: massivem Holzeinsatz. Prägenden Vanille-, Butter- und Caramelnoten. Einem Gefühl von Schwere. Viel Alkohol.

Diese Stilistik war damals gefragt, weil sie die Parameter für viele Punkte des wichtigsten Weinkritikers der Ära, Robert M. Parker junior, erfüllte. Hohe Parker-Punkte ergaben automatisch höhere Preise auf dem Markt. Die Stilistik führte aber auch dazu, dass Chardonnay gerade auch bei uns verleidete und zu einem verteufelten Unding wurde.

Balance, Augenmass, Abrakadabra

Doch wie so viele Weinsünden aus dem Ende des letzten Jahrtausends hat man auch diese korrigiert. Die Chardonnays von heute werden ganz anders vinifiziert. Weniger Holz. Weniger Extraktion. Und der Fokus liegt immer darauf, einen finessenreichen Wein hinzukriegen. Aber: nicht immer. So stellte Jurymitglied und Blogger Adrian van Velsen fest: «Einige Weine zeigten zwar vom Grundmaterial her ausgezeichnete Anlagen, doch dann waren sie so stark von dem Barrique geprägt, dass ich mich frage, warum so was in der heutigen Zeit noch immer gemacht wird …»

Denn heute heissen die Zauberwörter: Balance und Augenmass! Diesen eiferten für Weinjurorin und -produzentin Caroline Dessort viele Winzer nach: «Die Frische war auffallend, weg vom verholzten ABC-Stil. Der Chardonnay ist trinkfähig geworden. Die Degu war hochstehend mit Weinen, die sich für den Apéro wie auch als Essensbegleiter eignen.»

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10 (Preis-Leistungs-Sieger): Chardonnay Auvernier, La Maison Carrée, Auvernier NE 2021: 17,91/20 Punkte, 29 Franken, www.lamaisoncarree.ch: Gelbfruchtig, Banane, Mandarine, lebt von der Frucht, leichte Mineralität, Zwieback, feingliedrig-elegant, rauchig, lang.
Foto: ALAIN KUNZ

Das Burgund ist noch immer das Mass aller Dinge

Finesse-Chardonnays sind dort, wo die Rebsorte herkommt, Alltag. Nur wurde das Burgund im Zuge der Parkerisierung und der ABC-Diskussion in den Hintergrund gerückt. Selbstverständlich völlig zu Unrecht. Es ist nach wie vor das Mass aller Dinge. Holz ist dort zwar Standard, ja vielerorts obligatorisch. Aber die Weine aus der renommierten Region sind ganz selten von exzessivem Barrique-Einsatz und den dadurch entstehenden Derivatnoten geprägt. Filigranität ist seit jeher die Devise. Ebenso wie hohe Preise für die besten Kreszenzen ...

Die Rebsorte hat ihren Namen tatsächlich von einem Dorf namens Chardonnay. Sie ist eine natürliche Kreuzung von Gouais Blanc und Pinot und die derzeit am viertmeisten angebaute Sorte der Welt, gleich hinter der spanischen Brandy-Rebsorte Airén, die aber derart schnell an Fläche verliert, dass Chardonnay in ein paar Jahren die weisse Nummer eins sein wird. Sie wird auf der ganzen Welt angepflanzt, verträgt Hitze gut, braucht aber keinen Sonnenexzess für gute Resultate.

Helvetien ist eine perfekte Chardy-Spielwiese

Und weil sie praktisch mit jedem Mikroklima und Bodentyp fertig wird, ist die Schweiz eine perfekte Spielwiese für Chardonnay. In den beiden kleinen helvetischen Burgundregionen, der Bündner Herrschaft und Neuenburg, liefert sie standesgemäss Superresultate. Aber auch im Tessin, im Wallis, in der Deutschschweiz, in Genf, im Drei-Seen-Land. Überall!

Und so erstaunt es nicht, dass die von SonntagsBlick getroffene Auswahl der besten Schweizer Chardys Weine aus sechs Kantonen umfasst. Von den ganz Grossen sind hier einzig die Gantenbeins und das Castello Luigi nicht mit dabei, weil sie sich solchen Degustationen traditionsgemäss enthalten. Sonst ist es die Crème de la Crème, die sich der Herkulesaufgabe gestellt hat, eine Weltauswahl herauszufordern. Zur Zusammenstellung der 45 Weine haben wir uns für die Ausländer an 100 Parker-Punkten orientiert. Die Schweizer waren allesamt vordegustiert worden. Die weiteren Prämissen waren die bei den grossen SonntagsBlick-Degustationen üblichen:

  • Blindverkostung
  • Möglichst aktueller Jahrgang, was aber von 2017 bis 2022 reichte
  • Neunköpfige Topjury mit zwei Master of Wine
Die Ränge 11 bis 30: Auch sie konnten überzeugen

11

Coup de Coeur Sonoma Coast (Foto)

Morlet Family Vineyards, Sonoma County (USA), 2017

17.88/20 Punkte, 175 Franken, www.ritter-weine.li

12

Chardonnay Le Loclat Grands Terroirs

Bouvet-Jabloir, Auvernier NE, 2020

17.84/20 Punkte, 60 Franken, www.bouvet-jabloir.ch

12

Puligny-Montrachet Premier Cru

Maison Louis Latour, Côte de Beaune, Burgund (F), 2018

17.84/20 Punkte, 83 Franken, www.casadelvino.ch

14

Chardonnay Erich Meier

Weingut Erich Meier, Uetikon ZH, 2021

17.81/20 Punkte, 41 Franken, www.erichmeier.ch

15

Chardonnay QbA trocken

Weingut Knipser, Pfalz (D) 2018

17,78 Punkte, 39.50 Franken, www.rieslingco.ch

15

Aigle Royal

Gérard Bertrand, Limoux Sud de France, 2019

17,78 Punkte, 68 Franken, www.schuler.ch

17

La Croix Pouilly Fuissé Vieille Vigne

Domaine Robert Denogent, Pouilly Fuissé, Burgund (F), 2018

17,72/20 Punkte, 35 Franken, www.gerstl.ch

17

Chardonnay Carneros Napa Valley

Hudson Ranch, Napa Valley (USA), 2020

17,72/20 Punkte, 58 Franken, www.martel.ch

19

Chardonnay Sicilia Menfi

Planeta, Sizilien (I) 2021

17,66/20 Punkte, 32 Franken, www.vergani.ch

20

Mersault

Remoissenet Père & Fils, Côte de Beaune, Burgund (F), 2020

17,63/20 Punkte, 92 Franken, www.bauraulacvins.ch

20

Malanser Chardonnay

Weingut Fromm, Malans GR, 2021

17,63/20 Punkte, 42 Franken, www.weingut-fromm.ch

20

Vaudésir Chablis Grand Cru

Louis Michel & Fils, Chablis, Burgund (F) 2019

17,63/20 Punkte, 72 Franken, www.globalwine.ch

23

Chardonnay Malans Unique

Domaine Donatsch, Malans GR, 2021

17,59/20 Punkte, 100 Franken, www.donatsch.info

23

The Art of Chardonnay

Creation Wines, Hemel-en-Aarde Hermanus (Südafrika), 2020

17,59/20 Punkte, 65 statt 79 Franken, www.kapweine.ch

23

Chardonnay Sélection Sous Bois

Château d’Auvernier, Auvernier NE, 2021

17,59/20 Punkte, 28 Franken, www.chateau-auvernier.ch

26

Les Cutres Chardonnay Les Terroirs

Le Petit Château, Mont Vully FR, 2021

17,56/20 Punkte, 36 Franken, www.lepetitchateau.ch

26

Frassa Chardonnay

Weingut Wegelin, Malans GR 2021

17,56/20 Punkte, 52 Franken, www.weingutwegelin.ch

28

Oro Blanco La Iglesia de Arinzano

Arinzano, Navarra (Spanien) 2020

17,53/20 Punkte, 42 Franken, www.schuler.ch

28

Pedestal Chardonnay

Larry Cherubino, Margaret River (Australien), 2020

17,53/20 Punkte 19.50 Franken www.moevenpick-wein.com

28

Schlegel Chardonnay

Weingut zur Alten Post, Jenins GR, 2021

17,53/20 Punkte, 40 Franken, www.georgschlegel.ch

Der Chardonnay Coup de Coeur von Morlet aus dem Sonoma County in den USA ist mit 170 Franken der teuerste der 45 angestellten Weine.
ALAIN KUNZ

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Coup de Coeur Sonoma Coast (Foto)

Morlet Family Vineyards, Sonoma County (USA), 2017

17.88/20 Punkte, 175 Franken, www.ritter-weine.li

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Chardonnay Le Loclat Grands Terroirs

Bouvet-Jabloir, Auvernier NE, 2020

17.84/20 Punkte, 60 Franken, www.bouvet-jabloir.ch

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Puligny-Montrachet Premier Cru

Maison Louis Latour, Côte de Beaune, Burgund (F), 2018

17.84/20 Punkte, 83 Franken, www.casadelvino.ch

14

Chardonnay Erich Meier

Weingut Erich Meier, Uetikon ZH, 2021

17.81/20 Punkte, 41 Franken, www.erichmeier.ch

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Chardonnay QbA trocken

Weingut Knipser, Pfalz (D) 2018

17,78 Punkte, 39.50 Franken, www.rieslingco.ch

15

Aigle Royal

Gérard Bertrand, Limoux Sud de France, 2019

17,78 Punkte, 68 Franken, www.schuler.ch

17

La Croix Pouilly Fuissé Vieille Vigne

Domaine Robert Denogent, Pouilly Fuissé, Burgund (F), 2018

17,72/20 Punkte, 35 Franken, www.gerstl.ch

17

Chardonnay Carneros Napa Valley

Hudson Ranch, Napa Valley (USA), 2020

17,72/20 Punkte, 58 Franken, www.martel.ch

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Chardonnay Sicilia Menfi

Planeta, Sizilien (I) 2021

17,66/20 Punkte, 32 Franken, www.vergani.ch

20

Mersault

Remoissenet Père & Fils, Côte de Beaune, Burgund (F), 2020

17,63/20 Punkte, 92 Franken, www.bauraulacvins.ch

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Malanser Chardonnay

Weingut Fromm, Malans GR, 2021

17,63/20 Punkte, 42 Franken, www.weingut-fromm.ch

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Vaudésir Chablis Grand Cru

Louis Michel & Fils, Chablis, Burgund (F) 2019

17,63/20 Punkte, 72 Franken, www.globalwine.ch

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Chardonnay Malans Unique

Domaine Donatsch, Malans GR, 2021

17,59/20 Punkte, 100 Franken, www.donatsch.info

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The Art of Chardonnay

Creation Wines, Hemel-en-Aarde Hermanus (Südafrika), 2020

17,59/20 Punkte, 65 statt 79 Franken, www.kapweine.ch

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Chardonnay Sélection Sous Bois

Château d’Auvernier, Auvernier NE, 2021

17,59/20 Punkte, 28 Franken, www.chateau-auvernier.ch

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Les Cutres Chardonnay Les Terroirs

Le Petit Château, Mont Vully FR, 2021

17,56/20 Punkte, 36 Franken, www.lepetitchateau.ch

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Frassa Chardonnay

Weingut Wegelin, Malans GR 2021

17,56/20 Punkte, 52 Franken, www.weingutwegelin.ch

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Oro Blanco La Iglesia de Arinzano

Arinzano, Navarra (Spanien) 2020

17,53/20 Punkte, 42 Franken, www.schuler.ch

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Pedestal Chardonnay

Larry Cherubino, Margaret River (Australien), 2020

17,53/20 Punkte 19.50 Franken www.moevenpick-wein.com

28

Schlegel Chardonnay

Weingut zur Alten Post, Jenins GR, 2021

17,53/20 Punkte, 40 Franken, www.georgschlegel.ch

Vier Schweizer in den Top Ten

Das Resultat der Degustation, die im Rooftop-Restaurant Sablier im Circle am Flughafen Zürich stieg? Es gewinnt das Weingut Riehen mit dem Top-Chardonnay Le Grand. Eine Sensation! Ein Sieger aus der Stadt Basel. Das Podest komplettieren der zweitteuerste Wein der Verkostung, der Chardy von Kongsgaard, ein Top-Boutique-Weingut im Napa Valley, sowie der Art Serie von Leeuwin aus Australien. In den Top Ten finden sich zudem je zwei Burgunder – mit dem Pernand-Vergelesses der Vertreter einer weniger bekannten Region on top – sowie zwei Südafrikaner. Gleich zu viert vertreten sind unsere Top-Performer. Die beiden Hermänner aus Jenins, Christian und Roman, liegen mit ihren Chardonnays ex aequo auf Rang sechs. Stark! Und das Musterweingut La Maison Carrée aus Auvernier hält das Fähnlein von Neuenburg mit Rang zehn hoch.

Master of Wine Barbic sah zwei Schweizer vorn

Insgesamt sagt Master of Wine Ivan Barbic zum Verkostungsniveau: «Sehr hoch! Einige Beispiele waren herausragend.» Für Barbic lagen zwei Schweizer Weine vorn! Neben dem Sieger der Wein von Christian Hermann aus der Bündner Herrschaft.

Und auch Paul Liversedge, der andere Master of Wine, war äusserst angetan. Seine Zauberformel, um einen grandiosen von einem sehr guten Chardonnay zu differenzieren: «Den Unterschied machen das Extra-Gewicht und das Finish aus. Erst wenn er an Länge gewinnt und gewinnt, wird er etwas anderes. Mindestens drei Weine haben mir dieses Gefühl gegeben.»

Barbic zum Basler Sieger: «Ich muss zugeben, ich habe den La Grand blind für einen Burgunder gehalten. Weil er die für die Region typischen Feuerstein-Noten aufweist. Er ist in der Nase schon vielschichtig und zeigt im Gaumen eine ganze Bandbreite an Fruchtaromen, ist dicht, ausgewogen und unglaublich lang. Also all das, was einen hervorragenden Chardonnay ausmacht.» Und wenn Barbic ein Gewächs wie den Le Grand derart rühmt, heisst das automatisch: Schweizer Chardonnays können Weltklasse sein. «Ich wusste das schon vorher», sagt der Master of Wine schmunzelnd. «Das ist ganz offensichtlich ein weiterer Beweis dafür.»

Die Jury! Diese neun Supernasen degustierten
  1. Paul Liversedge (56) war der zweite von nun fünf Masters of Wine in der Schweiz. Er ist britischer Herkunft und war ursprünglich Wirtschaftsprüfer. Seit 1993 ist er im Weinhandel tätig. Zuerst in London, dann in Hongkong. 2009 gründete er seine eigene Firma RealWines. Favoriten: Kongsgaard und Chablis.
  2. Nicolas Greinacher (38) ist Wein-Redaktor bei der Blick-Gruppe, Inhaber des Level-4-Weindiploms und bewertet die Weine des Rhônetals für die amerikanische Fachpublikation «Vinous» von Antonio Galloni. Favorit: Kongsgaard.
  3. Lidwina Weh (47) ist ausgebildete Sommelière und Weinakademikerin. Lange war sie in der internationalen Spitzengastronomie zu Hause. Heute leitet sie ihre Agentur Sommelier-Consult und die Weinschule der Schüwo Trinkkultur. Favoriten: La Grand und Grand Maître von Roman Hermann.
  4. Isabelle Thürlemann-Brigger (34) ist Schweizer Weinsommelière und absolviert den Studiengang WSET-4 zur Weinexpertin. Sie ist hauptberuflich als Texterin im Bereich Wein & Gastronomie tätig. Für den Blick-Weinchannel schreibt sie seit Oktober 2022. Favorit: Studach.
  5. Caroline Dessort (49) ist Weinakademikerin, war bei Coop Einkäuferin unter anderem für Bordeaux (Primeurs) und Burgund. Sie macht seit 2016 Monaten ihren eigenen katalanischen Wein unter dem Namen Tot bé und der DO Montsant und ist Jurorin in diversen Jurys. Favorit: Puligny-Montrachet.
  6. Adrian van Velsen (51) ist in der Werbe- und Medienbranche tätig, kam vor 20 Jahren zum Wein. Er war 2006 Finalist in der Schweizermeisterschaft im Weindegustieren, hat seinen eigenen Weinblog vvwine.ch und ist Hobby-Winzer im Monferrato (Piemont). Favorit: Chassagne Montrachet.
  7. Michael Matthes (60) ist stellvertretender Produktionschef der Blick-Gruppe, Schweizer Weinsommelier und hat einen Weinblog namens derweinblog.ch. Favorit: Le Grand.
  8. Ivan Barbic (55) ist Master of Wine, also Inhaber des weltweit bedeutendsten Weindiploms. Er ist Einkäufer bei Weinimporteur Bataillard, schreibt für die «Schweizerische Weinzeitung» und präsidiert grosse Weinwettbewerbe. Favorit: Le Grand.
  9. Alain Kunz (60) ist Redaktor der Blick-Gruppe und schreibt über Fussball und Wein. Er ist Mitglied der Mémoire des Vins Suisses und verkostet regelmässig im «Vinum»-Profipanel und am Concours Mondial de Bruxelles. Favorit: Ried Pössnitzberg.
Die Jury im Zürcher Sablier bestand diesmal aus drei Frauen und sechs Männern, welche die 45 angestellten Weine sensorisch sezierten.
Philippe Rossier
  1. Paul Liversedge (56) war der zweite von nun fünf Masters of Wine in der Schweiz. Er ist britischer Herkunft und war ursprünglich Wirtschaftsprüfer. Seit 1993 ist er im Weinhandel tätig. Zuerst in London, dann in Hongkong. 2009 gründete er seine eigene Firma RealWines. Favoriten: Kongsgaard und Chablis.
  2. Nicolas Greinacher (38) ist Wein-Redaktor bei der Blick-Gruppe, Inhaber des Level-4-Weindiploms und bewertet die Weine des Rhônetals für die amerikanische Fachpublikation «Vinous» von Antonio Galloni. Favorit: Kongsgaard.
  3. Lidwina Weh (47) ist ausgebildete Sommelière und Weinakademikerin. Lange war sie in der internationalen Spitzengastronomie zu Hause. Heute leitet sie ihre Agentur Sommelier-Consult und die Weinschule der Schüwo Trinkkultur. Favoriten: La Grand und Grand Maître von Roman Hermann.
  4. Isabelle Thürlemann-Brigger (34) ist Schweizer Weinsommelière und absolviert den Studiengang WSET-4 zur Weinexpertin. Sie ist hauptberuflich als Texterin im Bereich Wein & Gastronomie tätig. Für den Blick-Weinchannel schreibt sie seit Oktober 2022. Favorit: Studach.
  5. Caroline Dessort (49) ist Weinakademikerin, war bei Coop Einkäuferin unter anderem für Bordeaux (Primeurs) und Burgund. Sie macht seit 2016 Monaten ihren eigenen katalanischen Wein unter dem Namen Tot bé und der DO Montsant und ist Jurorin in diversen Jurys. Favorit: Puligny-Montrachet.
  6. Adrian van Velsen (51) ist in der Werbe- und Medienbranche tätig, kam vor 20 Jahren zum Wein. Er war 2006 Finalist in der Schweizermeisterschaft im Weindegustieren, hat seinen eigenen Weinblog vvwine.ch und ist Hobby-Winzer im Monferrato (Piemont). Favorit: Chassagne Montrachet.
  7. Michael Matthes (60) ist stellvertretender Produktionschef der Blick-Gruppe, Schweizer Weinsommelier und hat einen Weinblog namens derweinblog.ch. Favorit: Le Grand.
  8. Ivan Barbic (55) ist Master of Wine, also Inhaber des weltweit bedeutendsten Weindiploms. Er ist Einkäufer bei Weinimporteur Bataillard, schreibt für die «Schweizerische Weinzeitung» und präsidiert grosse Weinwettbewerbe. Favorit: Le Grand.
  9. Alain Kunz (60) ist Redaktor der Blick-Gruppe und schreibt über Fussball und Wein. Er ist Mitglied der Mémoire des Vins Suisses und verkostet regelmässig im «Vinum»-Profipanel und am Concours Mondial de Bruxelles. Favorit: Ried Pössnitzberg.
Der Sieger: Das Weingut Riehen – Silas’ Traum

Das Weingut Riehen ist ein Unikum. Es ist das einzige, das zu hundert Prozent auf baselstädtischem Boden produziert. 3,5 Hektaren umfasst es, die im Besitz der Gemeinde und ein paar Privaten sind, die ein Trio gepachtet hat: der umtriebige Weinhändler Urs Ullrich, der badische Weltklassewinzer Hanspeter Ziereisen aus dem Markgräflerland und der begabte Winzer Silas Weiss (28). Der in Hawaii geborene und am Neuenburgersee aufgewachsene Weiss ergänzte das Duo 2019 als Betriebsleiter, nachdem er zuvor unter anderem bei Ullrich Weine verkauft hatte.

Das Trio weiss genau, wo es mit seinen Weinen steht und hinwill: weit nach oben. So wird der Siegerwein denn auch entsprechend angepriesen: «Der Le Grand kann und will sich mit den grossen Burgunder Weinen von der Côte d'Or messen. Grosses Kino in Sachen Balance, Kraft und Mineralität: Ist halt ein Grand Cru.»

In der Tat stimmt das Terroir an den Steillagen des Riehener Schlipfs am Tüllinger Berg, die von deutschen Weinbergen umgeben sind, für Chardonnay tadellos: ein Muschelkalk-Boden, sehr ähnlich denjenigen in Burgunder Toplagen. In keinem anderen Rebberg in der Schweiz werden höhere Temperaturen gemessen als hier. Der Grund? Die Burgundische Pforte, durch die mediterrane Luft aus dem Rhonetal in die Nordwestschweiz geblasen wird, was für ein mildes Klima sorgt und die Trauben am Kaiserstuhl und eben in Basel förmlich kocht. Weiss: «Im Hochsommer brätschts hier brutal runter, auch weil alles Südhang ist.» Und: Die Natur lebt am Naturschutzgebiet Schlipf extrem. «Da hats eine hohe Biodiversität, die wir fördern», sagt Weiss. «Es hat Insekten, Vögel, Kirschbäume, verschiedene Biotope.» Bio ist der Betrieb dennoch nicht. Man wolle im Notfall die nötige Sicherheit haben, verrät Weiss. Zudem habe er keine Lust, massiv Schwermetall in den Boden zu jagen, was Bio-Winzer bei Mehltau-Alarm tun müssen. «Und doch ist unsere Devise klar: Laissez-faire! Wo es geht.»

Mit diesen Prämissen kommt ein von einer markanten Feuersteinnote getragener Wein heraus, die selbst Weiss nicht ganz erklären kann: «Die kommt am ehesten von den Böden. Aber nicht jeder Jahrgang weist sie auf.»

Der 2019er ist der erste Jahrgang, den der junge Winzer hundertprozentig verantwortet hat. «Hanspeter Ziereisen hat mich voll ins kalte Wasser geworfen, als er mir sagte: ‹Und jetzt mach du! Das wars …›»

Gleich drei Juroren gaben dem Le Grand 19 und mehr Punkte und keiner weniger als 17. Auch die «Schweizerische Weinzeitung» bewertete den Wein mit 19 Punkten, von Parker gabs 93/100. Weiss zum Sieg: «Cool! Megatoll, solch ein bedeutendes Tasting zu gewinnen.» Vom nummerierten Le Grand werden zwei 450-Liter-Fässchen gefüllt. Beim 19er ergaben diese genau 938 Flaschen. Ein Drittel davon ist noch erhältlich. Wer leer ausgeht? Der 20er ist ab Sommer erhältlich. (A. Ku.)

Silas Weiss, eben erst 28 geworden, auf Hawaii geboren, seit 2019 Betriebsleiter des Weinguts Riehen, hat für den Siegerwein verantwortlich gezeichnet. 2019 war sein erster Jahrgang.
zVg

Das Weingut Riehen ist ein Unikum. Es ist das einzige, das zu hundert Prozent auf baselstädtischem Boden produziert. 3,5 Hektaren umfasst es, die im Besitz der Gemeinde und ein paar Privaten sind, die ein Trio gepachtet hat: der umtriebige Weinhändler Urs Ullrich, der badische Weltklassewinzer Hanspeter Ziereisen aus dem Markgräflerland und der begabte Winzer Silas Weiss (28). Der in Hawaii geborene und am Neuenburgersee aufgewachsene Weiss ergänzte das Duo 2019 als Betriebsleiter, nachdem er zuvor unter anderem bei Ullrich Weine verkauft hatte.

Das Trio weiss genau, wo es mit seinen Weinen steht und hinwill: weit nach oben. So wird der Siegerwein denn auch entsprechend angepriesen: «Der Le Grand kann und will sich mit den grossen Burgunder Weinen von der Côte d'Or messen. Grosses Kino in Sachen Balance, Kraft und Mineralität: Ist halt ein Grand Cru.»

In der Tat stimmt das Terroir an den Steillagen des Riehener Schlipfs am Tüllinger Berg, die von deutschen Weinbergen umgeben sind, für Chardonnay tadellos: ein Muschelkalk-Boden, sehr ähnlich denjenigen in Burgunder Toplagen. In keinem anderen Rebberg in der Schweiz werden höhere Temperaturen gemessen als hier. Der Grund? Die Burgundische Pforte, durch die mediterrane Luft aus dem Rhonetal in die Nordwestschweiz geblasen wird, was für ein mildes Klima sorgt und die Trauben am Kaiserstuhl und eben in Basel förmlich kocht. Weiss: «Im Hochsommer brätschts hier brutal runter, auch weil alles Südhang ist.» Und: Die Natur lebt am Naturschutzgebiet Schlipf extrem. «Da hats eine hohe Biodiversität, die wir fördern», sagt Weiss. «Es hat Insekten, Vögel, Kirschbäume, verschiedene Biotope.» Bio ist der Betrieb dennoch nicht. Man wolle im Notfall die nötige Sicherheit haben, verrät Weiss. Zudem habe er keine Lust, massiv Schwermetall in den Boden zu jagen, was Bio-Winzer bei Mehltau-Alarm tun müssen. «Und doch ist unsere Devise klar: Laissez-faire! Wo es geht.»

Mit diesen Prämissen kommt ein von einer markanten Feuersteinnote getragener Wein heraus, die selbst Weiss nicht ganz erklären kann: «Die kommt am ehesten von den Böden. Aber nicht jeder Jahrgang weist sie auf.»

Der 2019er ist der erste Jahrgang, den der junge Winzer hundertprozentig verantwortet hat. «Hanspeter Ziereisen hat mich voll ins kalte Wasser geworfen, als er mir sagte: ‹Und jetzt mach du! Das wars …›»

Gleich drei Juroren gaben dem Le Grand 19 und mehr Punkte und keiner weniger als 17. Auch die «Schweizerische Weinzeitung» bewertete den Wein mit 19 Punkten, von Parker gabs 93/100. Weiss zum Sieg: «Cool! Megatoll, solch ein bedeutendes Tasting zu gewinnen.» Vom nummerierten Le Grand werden zwei 450-Liter-Fässchen gefüllt. Beim 19er ergaben diese genau 938 Flaschen. Ein Drittel davon ist noch erhältlich. Wer leer ausgeht? Der 20er ist ab Sommer erhältlich. (A. Ku.)

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Das Sablier im The Circle am Flughafen Zürich verfügt über zwei Stockwerke.
Foto: zVg
Der Tatort: Sablier – das grösste Rooftop-Restaurant der Schweiz

Markus Segmüller und eine ruhige Kugel schieben – das ist ein Anachronismus. Permanent ist der Zürcher Gastrounternehmer, der als Weinsommelier ein absoluter Weinaficionado und Mitglied der renommierten Vereinigung Mémoire des Vins Suisses ist, auf Trab und Zack. Acht Betriebe führt er gemeinsam mit seiner Frau Daniela unter dem Dach der 1999 gegründeten Segmüller Collection in Zürich. Segmüllers Motto: einzigartige Boutique-Restaurants mit einer grossen Spannbreite an Genüssen. Die Betriebe sind das Loft Five an der Europaallee, das irische Restaurant James Joyce, das japanische Teppanyaki-Restaurant Fujiya, der Landgasthof Adlisberg auf der Anhöhe des Zürichbergs oberhalb des Dolders, der Roof Garden auf dem Dach des Globus-Gebäudes an der Bahnhofstrasse, das Tessiner Bottega di Mario und das klassische Carlton an der Bahnhofstrasse – sowie das Sablier Rooftop Restaurant & Bar.

Dort, im hippen und doch französisch-klassischen Restaurant im mondänen The Circle am Flughafen Zürich, stieg das Chardonnay-Tasting. Passend für die angesagten SonntagsBlick-Tastings das Setting mit der Goldenen Bar, den beiden Weinkuben und den vielen Nischen. Und natürlich die 14-GaultMillau-Punkte-Küche von Ronny Zipfel. French Cuisine meets die besten Chardonnays der Welt. Passender geht nicht.

Sablier heisst Sanduhr und steht für moderne Entschleunigung. Die gabs für die Jury indes erst nach getanem Job. 45 Weine verkosten bedeutet: volle Konzentration für drei Stunden. In dieser Zeit hat man keine Zeit für den Blick von der grössten Rooftop-Terrasse der Schweiz auf den idyllischen Park sowie die Umgebung des Klotener Flughafens.

Ein Wort zur Weinkarte des Sablier: Wenn wir schon bei Chardonnay sind; es finden sich viele Kreszenzen aus der Hochburg der Rebsorte, dem Burgund. Sowohl Chablis als auch Weine von der Côte d’Or, dem Mâconnais sowie der Côte Chalonnaise. Immer darauf Wert legend, dass auch erschwingliche Weine darunter sind. Selbst bei diesen Elite-Appellationen. Was die Schweiz anbelangt, finden Sie den Chardonnay von Erich Meier aus Uetikon am Zürichsee, der in den Top 20 unserer Degustation landete, was in Anbetracht der Konkurrenz ein exzellentes Ergebnis ist.

Generell: Der Schwerpunkt liegt bei Frankreich, logisch. Und wie üblich bei Weinfreak Segmüller findet man tolle Weine für jedes Portemonnaie. So gibts zwei Schweizer Top-Pinot-Noirs für unter 100 Franken. Und natürlich fehlen auch die französischen Prestigeweine nicht. Angefangen bei allen Premier Grand Cru Classés aus Bordeaux über Cheval Blanc und Petrus bis hin zu einer Auswahl an verschiedenen Weinen der Domaine Romanée-Conti aus dem Burgund mit dem DRC 2014 für 9800 Franken als Höhepunkt, dem teuersten gelisteten Wein.

Wie immer bei Segmüller ist auch die Grossflaschen-Auswahl riesig. Sie beginnt bei zahllosen Magnums und geht bis zur Salmanazar, also der Neun-Liter-Flasche des Top-Syrahs Cayas von Jean-René Germanier. Alain Kunz

Markus Segmüller gehört den kreativsten Gastro-Unternehmern von Zürich.
Thomas Meier

Markus Segmüller und eine ruhige Kugel schieben – das ist ein Anachronismus. Permanent ist der Zürcher Gastrounternehmer, der als Weinsommelier ein absoluter Weinaficionado und Mitglied der renommierten Vereinigung Mémoire des Vins Suisses ist, auf Trab und Zack. Acht Betriebe führt er gemeinsam mit seiner Frau Daniela unter dem Dach der 1999 gegründeten Segmüller Collection in Zürich. Segmüllers Motto: einzigartige Boutique-Restaurants mit einer grossen Spannbreite an Genüssen. Die Betriebe sind das Loft Five an der Europaallee, das irische Restaurant James Joyce, das japanische Teppanyaki-Restaurant Fujiya, der Landgasthof Adlisberg auf der Anhöhe des Zürichbergs oberhalb des Dolders, der Roof Garden auf dem Dach des Globus-Gebäudes an der Bahnhofstrasse, das Tessiner Bottega di Mario und das klassische Carlton an der Bahnhofstrasse – sowie das Sablier Rooftop Restaurant & Bar.

Dort, im hippen und doch französisch-klassischen Restaurant im mondänen The Circle am Flughafen Zürich, stieg das Chardonnay-Tasting. Passend für die angesagten SonntagsBlick-Tastings das Setting mit der Goldenen Bar, den beiden Weinkuben und den vielen Nischen. Und natürlich die 14-GaultMillau-Punkte-Küche von Ronny Zipfel. French Cuisine meets die besten Chardonnays der Welt. Passender geht nicht.

Sablier heisst Sanduhr und steht für moderne Entschleunigung. Die gabs für die Jury indes erst nach getanem Job. 45 Weine verkosten bedeutet: volle Konzentration für drei Stunden. In dieser Zeit hat man keine Zeit für den Blick von der grössten Rooftop-Terrasse der Schweiz auf den idyllischen Park sowie die Umgebung des Klotener Flughafens.

Ein Wort zur Weinkarte des Sablier: Wenn wir schon bei Chardonnay sind; es finden sich viele Kreszenzen aus der Hochburg der Rebsorte, dem Burgund. Sowohl Chablis als auch Weine von der Côte d’Or, dem Mâconnais sowie der Côte Chalonnaise. Immer darauf Wert legend, dass auch erschwingliche Weine darunter sind. Selbst bei diesen Elite-Appellationen. Was die Schweiz anbelangt, finden Sie den Chardonnay von Erich Meier aus Uetikon am Zürichsee, der in den Top 20 unserer Degustation landete, was in Anbetracht der Konkurrenz ein exzellentes Ergebnis ist.

Generell: Der Schwerpunkt liegt bei Frankreich, logisch. Und wie üblich bei Weinfreak Segmüller findet man tolle Weine für jedes Portemonnaie. So gibts zwei Schweizer Top-Pinot-Noirs für unter 100 Franken. Und natürlich fehlen auch die französischen Prestigeweine nicht. Angefangen bei allen Premier Grand Cru Classés aus Bordeaux über Cheval Blanc und Petrus bis hin zu einer Auswahl an verschiedenen Weinen der Domaine Romanée-Conti aus dem Burgund mit dem DRC 2014 für 9800 Franken als Höhepunkt, dem teuersten gelisteten Wein.

Wie immer bei Segmüller ist auch die Grossflaschen-Auswahl riesig. Sie beginnt bei zahllosen Magnums und geht bis zur Salmanazar, also der Neun-Liter-Flasche des Top-Syrahs Cayas von Jean-René Germanier. Alain Kunz

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