Weingut Bodega Colomé
Schweizer Familie verewigt sich in Argentinien

Hoch oben in den argentinischen Anden thront das berühmte Weingut Bodega Colomé der Schweizer Unternehmer-Familie Hess. In einem Gespräch mit Blick gibt die Familie einen seltenen Einblick in ihr Lebenswerk.
Publiziert: 23.10.2022 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2022 um 09:10 Uhr
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Donald M. Hess zusammen mit seiner Ehefrau Ursula auf ihrem Weingut Bodega Colomé in Argentinien.
Foto: Bodega Colomé
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Die Schweizer Unternehmer-Legende Donald M. Hess (86) hat eine beeindruckende Lebensgeschichte vorzuweisen, die unter anderem auch ein spannendes Kapitel in Argentinien schrieb. Im Mittelpunkt steht das Weinanbaugebiet Salta, das lange Zeit das am höchsten gelegene der Welt war.

Hier können Weinreben auf bis zu 3'111 Höhenmeter prächtig gedeihen und ihre Trauben voll ausreifen lassen, weil es wegen des niedrigen Breitengrads immer noch warm genug ist. Das starke Sonnenlicht fördert die Bildung von hochwertigem, reifen Tannin und intensiven Farbstoffen, wobei die kühlen Nächte für den Erhalt der Frische im Wein sorgen.

Die extremen klimatischen Bedingungen in Salta bilden die Grundlage für einzigartige Weine, was der Visionär Hess schon früh erkannt und so im Jahr 1998 das Weingut Colomé gekauft hat. Zwischen 2001 und 2008 lebte Hess mit seiner Ehefrau Ursula (75) und Tochter Larissa (45) mehrere Monate im Jahr auf ihrem argentinischen Weingut. Dazu gehört auch ein Museum mit Werken des amerikanischen Künstlers James Turrell (79), mit dem Hess eine langjährige Freundschaft pflegt.

Seit 2017 leben Hess und seine Frau wieder in der Schweiz und haben sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Mittlerweile zieht Tochter Larissa zusammen mit Ehemann Christoph Ehrbar (46) die Fäden auf dem Familien-Weingut. Blick-Weinredaktor Nicolas Greinacher konnte mit Ehrbar über das argentinische Familien-Projekt sprechen und probierte die neusten Bodega Colomé Weine.

Blick: Herr Ehrbar, nach mehreren Jahren in Argentinien leben auch sie mittlerweile wieder in Bern. Was vermissen sie am Leben in Argentinien?
Christoph Ehrbar: Was wir sicher vermissen, ist die Zeit. Zeit zu haben, das Leben zu leben. Viele Argentinier arbeiten, um zu leben. Wir Schweizer leben, um zu arbeiten. Nicht alles muss sofort sein, nicht jede E-Mail muss in zwei Minuten beantwortet sein. Die Menschen in Argentinien sind warm und herzlich zueinander. Was uns auch immer beeindruckte, war die positive Einstellung. Das Leben in Argentinien ist nicht einfach, aber die Argentinier haben eine so positive Einstellung zum Leben und finden immer einen Weg. Sie schauen nach vorne und suchen Lösungen.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an Ihre Zeit auf dem Colomé Weingut?
Die Reaktion der Besucher zu erleben, ist einfach herrlich. Colomé ist ein Ort der Extreme. Der Weg von Salta, sei es über Cachi oder Cafyate, ist eine Reise voller Superlativen und abenteuerlich. Wenn wir jeweils die Augen unserer Besucher sehen, sind diese zwar erschöpft, aber glänzen vor Aufregung, Faszination und Spannung, was sie nun in Colomé erleben werden. Die tollen Gespräche und das Teilen des Erlebten sind immer wieder wunderbar und machen uns stolz auf unser Juwel in den Anden. Aufgrund der Abgelegenheit – die nächste grössere Stadt ist fünf Stunden entfernt und zu grossem Teil nur auf Schotterstrasse erreichbar – ist Colomé für die Besucher so unerwartet und schwer vorstellbar.

Colomé ist zur Beschäftigungs- und Einkommensquelle vieler Dorfbewohner geworden. Wie erlebten sie den Umgang mit der lokalen Bevölkerung?
Ja, wir beschäftigen rund 100 Personen, die auch auf der Finca Colomé wohnen. Gesamthaft leben auf dem Gut ca. 500 Menschen. Wir haben einen sehr guten Umgang miteinander und helfen uns gegenseitig. So haben zum Beispiel meine Frau und ich eben der Bevölkerung eine Mehrzweckhalle gesponsert, in der neben Fussball – sehr wichtig in Argentinien – auch Basketball gespielt werden kann.

Zu welchem Essen trinken Sie ihre argentinischen Weine am liebsten?
Den Malbec zu rotem Fleisch, aktuell aber auch zu Wild oder zu einem Fondue Chinoise im Winter. Unser Weisswein Colomé Torrontés ist nicht nur ein perfekter Apèro-Wein, sondern eignet sich auch für pikantes Essen wie zum Beispiel ein Thai Curry, aber auch zu Sushi. Den Colomé Torrontés sollte man übrigens unbedingt jung und kalt geniessen.

Gibt es aktuelle Pläne, die den Ausbau oder die Entwicklung des Weinguts betreffen?
Wir haben aktuell um die 130 Hektar Weinreben in Colomé, wollen gleichzeitig aber keine Massenweine keltern, sondern die Qualität im Vordergrund behalten. Mein Schwiegervater Donald M. Hess hatte immer die Vision, einen qualitativ hochwertigen, umweltschonend hergestellten Wein zu machen und diesen zu einem fairen Preis anzubieten. An dieser Vision halten meine Frau und ich fest. Letztes Jahr haben wir die Einzellage Colomé El Arenal Malbec erfolgreich lanciert. Dies war übrigens der erste Rebberg, den meine Schwiegereltern im Jahr 1998 gekauft haben. In unserem anderen Weingut, der Bodega Amalaya, arbeiten wir mit Hochdruck an der Eröffnung einer neuen Weinbar. Meine Frau Larissa leitet das Projekt zusammen mit unserem Team in Buenos Aires.

So schmecken die Weine der Bodega Colomé

Torrontés ist eine spannende weisse Rebsorte, die ausschliesslich in Argentinien angebaut wird. Die Nase vom 2021er Bodega Colomé Valle Calchaquí punktet mit frischen Aromen von Orangenblüten, Aprikosen, Pfirsich, Trauben und Lichi. Trocken ausgebaut und eingebettet in eine straffe Säurestruktur, zeigt dieser Wein das grosse Potenzial der auf 1'700 Höhenmeter angepflanzten Weinreben.

Der 2019 Malbec Estate Valle Calchaquí zeigt eine für erstklassige Malbecs typisch dunkle, purpurrote Farbe sowie florale, dunkelbeerige und würzige Noten. Der kräftige Gaumen zeigt sich mit reifem und straffem Tannin und einer guten Säurestruktur. Die Trauben für diesen während 15 Monaten im Eichenfass ausgebauten Wein stammen aus Rebbergen zwischen 1'700 und 3'111 Metern über Meer.

Grosses Malbec-Kino bietet der 2019er El Arenal Valle Calchaquí. Die Trauben für diesen Wein stammen aus einer auf rund 2'600 Höhenmeter gelegenen Einzellage. Hier erkennt man deutliche Aromen von Veilchen, Blaubeeren, Brombeeren, Gewürzen, schwarzem Pfeffer, Schokolade und Röstaromen. Im Vergleich zum 2019 Malbec Estate Valle sind die Tannine noch etwas zupackender, bleiben im Gesamteindruck aber rund und geschliffen. Ein majestätischer Malbec mit sicherem Reifepotential.

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