Trentodoc steht für Schaumweine aus der italienischen Region Trento, die mittels traditioneller Zweitgärung in der Flasche hergestellt werden, also genau gleich wie in der Champagne. Auch die Rebsorten sind dieselben, mit Chardonnay als Platzhirsch. Ein wesentliches Merkmal von Trentodoc sind die Höhenlagen der Weinberge, die bisweilen bei 800 Metern über Meer liegen.
Aus der Schweiz kommend erreichst du die Universitätsstadt Trento gleich von mehrere Seiten: Entweder via Engadin durch das urchige Val Müstair, via Innsbruck über den Brenner-Pass oder vom Gardasee her kommend nach Norden. Die umliegenden Alpen schirmen die Weinanbauregion von kalten Nordwinden ab und sorgen tagsüber für ein warmes Klima. In der Nacht kühlen die Temperaturen dann aber ab, was dem Erhalt der Weinsäure in den Trauben zu Gute kommt.
Trentodoc auf der Überholspur
Wer denkt, Trentodoc habe keine lange Schaumweintradition, irrt gewaltig. Giulio Ferrari (1879–1965), mit dem gleichnamigen Automobilhersteller übrigens nicht verwandt, liess sich Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Besuch in der Champagne inspirieren. Im Jahr 1902 kelterte er den ersten italienischen Schaumwein mit der Champagne-Methode, also vor über 120 Jahren.
Wurden im Jahr 2010 in der DOC Trentdoc noch rund sieben Millionen Flaschen verkauft, hat sich 2022 der Verkauf nahezu doppelt – Trentodoc boomt!
Heutzutage keltern knapp 70 Produzenten ihren eigenen Trentodoc. Die Rebfläche liegt bei rund 1400 Hektar, etwa so viel wie beim Weinbaukanton Genf. Im Gegensatz zur Champagne lagert Trentodoc etwas länger auf der Feinhefe in der Flasche, so zum Beispiel mindestens 15 Monate bei Verschnitten aus mehreren Jahrgängen. Ein vollerer Körper und mehr Komplexität sind die Folge – so zumindest die Theorie. Wie sich die Schaumweine in der Praxis zeigen und welche Köpfe dahinter stecken, zeigen uns drei führende Produzenten.
Das Institut Trento DOC schützt und fördert seit seiner Gründung im Jahr 1984 die traditionellen Schaumweine aus Trentino. Die Produktionsrichtlinien stellen sicher, dass sowohl die Herkunft als auch das Herstellungsverfahren den traditionellen Methoden entsprechen, einschliesslich der zweiten Gärung in der Flasche und einem langen Hefekontakt. Zudem hat das Institut die Aufgabe, die Marke Trentodoc sowohl in Italien als auch international bekannt zu machen.
Das Institut Trento DOC schützt und fördert seit seiner Gründung im Jahr 1984 die traditionellen Schaumweine aus Trentino. Die Produktionsrichtlinien stellen sicher, dass sowohl die Herkunft als auch das Herstellungsverfahren den traditionellen Methoden entsprechen, einschliesslich der zweiten Gärung in der Flasche und einem langen Hefekontakt. Zudem hat das Institut die Aufgabe, die Marke Trentodoc sowohl in Italien als auch international bekannt zu machen.
Altemasi
Kooperativen sind aus der italienischen Weinwelt kaum wegzudenken. Cavit ist eine davon. Sie arbeitet mit kleineren Kooperativen aus der Region zusammen, die die Trauben ihrer Mitglieder abkaufen und Wein daraus keltern. Cavit-Mitarbeiter zeigen mir voller Stolz ihr Pica-System, eine integrierte kartografische Plattform. Sämtliche Rebberge sind akribisch erfasst, inklusive Bodenanalyse sowie klimatische Gegebenheiten wie zum Beispiel Sonneneinstrahlung. Das wiederum hilft Rebbauern, die optimalen Entscheidungen im Rebberg zu treffen, angefangen bei der Wahl der Unterlagsreben bis hin zur optimalen Bewässerung.
Altemasi ist die Trentodoc-Marke von Cavit. Ich verkoste sieben verschiedene Schaumweine, angefangen vom klassischen Brut über den knackigen Rosé bis hin zur komplexen Gran Cuvée. Mein persönliches Highlight: der 2020er Millesimato. Vollgepackt mit Spannung, einem klaren Aromaprofil und beachtlicher Länge lässt dieser Trentodoc so manchen Schaumwein-Konkurrenten links liegen. Und das für rund 20 Franken pro 0.75 Liter Flasche - Chapeau! Ein weiterer Traumwein: der knochentrockene Pas Dosé 2019.
Cantina Endrizzi
Von der Kooperative mit einer jährlichen Produktion von mehreren Millionen Flaschen schlagen wir nun die Brücke zu einem kleinen Familienbetrieb in fünfter Generation. Auf rund 17 Hektar Reben in Eigenbesitz sowie aus zugekauften Trauben keltert die Familie Endrici erstklassigen Trentodoc-Schaumwein. Doch noch bevor wir degustieren, verbringe ich mit Daniele Endrici etwas Zeit im Rebberg. Sofort fallen mir die Fledermaushäuser auf. Die nachtaktiven Tiere sind ein natürlicher Feind von Schädlingen und deshalb gerngesehene Gäste.
Im ansprechend eingerichteten Weingut kredenzt mir Daniele fünf verschiedene Schaumweine. Relativ schnell bleibe ich beim unwiderstehlichen 2018er Piancastello Rosé hängen, einem Traum aus Chardonnay und Pinot noir. Rund fünf Jahre verbrachte dieser Edel-Sprudel auf der Feinhefe. Das Resultat ist ein betörend aromatischer und komplexer Rosé mit Rasse und Klasse. Mit knapp über 30 Franken bietet auch dieser Trentodoc unglaublich viel Schaumwein fürs Geld.
Ferrari
Der mit Abstand bekannteste Trentodoc-Produzent entstand aus dem Betrieb vom eingangs erwähnten Giulio Ferrari. Ohne Nachfolge suchte er sich nach einem geeigneten Partner, den er in Bruno Lunelli fand, einem lokalen Weinhändler aus Trento. Die Lunellis gaben daraufhin Vollgas und führen heute mit einem eigenen Rebberg-Bestand von 135 Hektar sowie zugekauften Trauben von über 600 Weinbauern den mengenmässig grössten Trentodoc-Betrieb, dessen Weine auch international äusserst gefragt sind. Nach einem Lunch im hauseigenen Sterne-Restaurant Locanda Margon zusammen mit Camilla Lunelli treffe ich ihren Bruder Marcello zur Verkostung.
Wie bei den anderen besuchten Weinbetrieben zieht sich auch bei Ferrari ein roter Faden durch die gesamte Palette. Sämtliche Weine sprühen vor Lebensfreude und machen Lust auf den nächsten Schluck. Ganz grosses Kino erlebst du beim Genuss der Spitzen-Cuvée Giulio Ferrari Riserva del Fondatore 2012, die beinahe zehn Jahre auf der Feinhefe in der Flasche lagerte. Bei der erhabenen Limited Edition 2002 waren es sogar 18 Jahre. Auch den anspruchsvollsten Schaumwein-Gaumen dürfte es bei diesen Weinperlen schlicht die Sprache verschlagen.