Unter der Sonne Südafrikas
Das ist das Weingut von Denner-Enkel Cédric Schweri

Mit dem Weingut De Toren in der südafrikanischen Region Stellenbosch hat sich Cédric Schweri (45) einen Lebenstraum erfüllt. Blick-Weinredaktor Nicolas Greinacher hat mit dem umtriebigen Schweizer gesprochen und seine Weine probiert.
Publiziert: 01.02.2023 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2023 um 13:32 Uhr
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Cédric Schweri besitzt die Mehrheit des südafrikanischen Weinguts De Toren.
Foto: De Toren Winery
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Cédric Schweri ging schon immer seinen eigenen Weg. Nachdem der Enkel von Denner-Gründer Karl Schweri (1917–2001) nach der Probezeit aus dem Wirtschaftsgymnasium flog, zog er eine Berufslehre in Betracht. Weil er schon damals gerne kochte, entschied er sich für eine Schnupperlehre im Zunfthaus zur Waag.

«In der Gastronomie und vor allem in der Küche fühlte ich mich auf Anhieb wohl», erzählt Schweri, der am Zürichberg aufgewachsen ist. Darauf folgte eine Koch- und Servicelehre im Zürcher Savoy Hotel und eine Ausbildung an der Hotelfachschule in Luzern.

Vom Kochlehrling zum Weingutsbesitzer

Seit jeher ist Schweri der Gastronomie treu geblieben. Heute betreibt er zusammen mit seinen Partnern in der Stadt Zürich zehn Betriebe, unter anderem die Stapferstube, den Restaurant & Memberclub Sonnenberg oder die Moudis-Kette mit libanesischem Essen. «Auf Reisen in Tunesien, Algerien und Israel entdeckte ich die Mezze-Esskultur und bin davon begeistert», schwärmt Schweri.

Mittlerweile besitzt der Zürcher Gastronom sogar ein Weingut, was eigentlich ein unerfüllter Lebenstraum seines verstorbenen Vaters war. «Er hat in seinem Leben vieles erreicht. Ein eigenes Weingut stand auch auf seiner Wunschliste. Doch dazu ist es leider nie gekommen», erklärt Schweri.

Durch einen Bekannten erfuhr er, dass in Südafrika ein Weingut zum Verkauf stand. «Im ersten Moment fand ich die Idee nicht so sexy. Auch deshalb, weil viele Weingüter unprofitabel sind.» Trotzdem reiste Schweri zwei Wochen später nach Südafrika und stattete dem Weingut De Toren einen Besuch ab. «Nachdem ich den damaligen Besitzer kennen lernte, das Potenzial besser einschätzen und die tollen Weine probieren konnte, ging die Sache aber ziemlich schnell über die Bühne», erzählt er weiter.

Heute betreibt Schweri das Weingut zusammen mit einem weiteren Partner, hält aber die Mehrheit der Anteile. «Wir haben auch unsere südafrikanischen Winzer am Weingut beteiligt, damit sie am Erfolg finanziell teilhaben können.» In den vergangenen Jahren investierte Schweri in neue Rebstöcke, modernisierte die Kelleranlagen und verpasste dem Weingut einen frischen Marketing-Auftritt.

Südafrikanische Weine im Bordeaux-Stil

Sein Weingut nur vom Ausland aus zu führen, war für Schweri nie eine Option. So verbringt er mittlerweile mehr als die Hälfte des Jahres vor Ort in Südafrika und kümmert sich dort vor allem um wichtige Entscheidungen und Touristenführungen. «Vor drei Jahren haben wir zum Beispiel komplett auf biologischen Anbau umgestellt, das hat viel Zeit und Energie gekostet.»

Ob er auch selbst mit anpacke, möchte ich von Schweri wissen. «Natürlich! Bei der Ernte helfe ich immer mit. Dort geht es morgens um fünf Uhr los und man bekommt eine Schere in die Hand gedrückt. Die abgeschnittenen Beeren werden in kleine 12,5-Kilo-Behälter gelegt, die dann von einem Traktor abgeholt werden.» Bei 194 Zentimeter Körpergrösse nicht ganz einfach, seinen Rücken spürt Schweri an solchen Tagen besonders gut.

Die Weinanbauregion Stellenbosch ist dafür bekannt, gehaltvolle Rotweine aus Bordeaux-Rebsorten wie zum Beispiel Cabernet Sauvignon oder Merlot zu keltern. Das Weingut De Toren umfasst aktuell 24 Hektar Rebfläche und thront erhöht in den Polkadraai Hills mit Blick über die False Bay bis hin zum Atlantischen Ozean. Schweri möchte mir drei seiner Weine zeigen: Den Délicate, Fusion V 2018 und den Z 2016.

Wer beim Apéro gerne Weisswein trinkt und mal etwas Neues ausprobieren möchte, hat mit dem De Toren Délicate eine spannende Alternative. Der ausschliesslich aus dunklen Rebsorten gekelterte Wein wirkt nämlich fast wie Weisswein: Frisch, fruchtig und sehr trinkig. Am Gaumen zeigt dieser südafrikanische Schmeichler zarte Aromen von Erdbeere, Zwetschge und etwas Rosenwasser. Wie bei einem trockenen Weisswein liegt die ideale Trinktemperatur bei rund elf Grad.

Die beiden Paradeweine von De Toren sind der Fusion V und Z. Ersterer soll im Stil an einen Wein vom linken Ufer des Bordeaux-Flusses Gironde erinnern, während der Z vom rechten Ufer inspiriert ist. Die Weine sind kräftig und zeigen eine reife Frucht, gepaart mit einer erfrischenden Eleganz und sehr gut eingebundenem Holz. «Beide Weine haben ein Lagerpotenzial von 15 Jahren und sind als Essensbegleiter, vor allem in der Gastronomie, sehr gefragt», so Schweri.

So werden Schweris Weine in zahlreichen Ländern und Restaurants ausgeschenkt. «Wir verkaufen die Hälfte unserer Gesamtproduktion in Südafrika. In der Schweiz sind wir ebenfalls aktiv, man findet unsere Weine zum Beispiel im Hotel Baur au Lac, mit dem wir schon seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten.»

Stiftung für krebskranke Kinder

Als Enkel des Denner-Gründers wuchs Schweri unter privilegierten Umständen auf und hatte beste Chancen, seine eigenen Träume zu verwirklichen. «Diesem Privileg bin ich mir bewusst», so der dreifache Familienvater. «Deshalb finde ich es wichtig, anderen Menschen zu helfen, besonders wenn man in seinem Leben so viel Glück hatte.»

Schweri, ein leidenschaftlicher Polo-Spieler, gründete zusammen mit einem Partner den gemeinnützigen Verein Polo mit Herz, wo es um die Unterstützung krebskranker Kindern geht. Dabei werden unter anderem letzte Wünsche ermöglicht oder die Mercy Ships unterstützt, eine Organisation zur Bereitstellung von schwimmenden Spitälern in Krisenregionen. «Ich habe auch schon auf den Mercy Ships gekocht, um Helfern vor Ort unter die Arme zu greifen», so Schweri.

Zum Abschluss erzählt Schweri von seinen neusten Projekten. «Momentan bin ich etwas am Limit, zumal meine Frau Jennifer und ich vor knapp zwei Jahren Nachwuchs bekamen.» Auch auf De Toren wird es in absehbarer Zeit Zuwachs geben: «Wir arbeiten an einem Super-Tuscan-Blend und haben bereits Sangiovese-Reben gepflanzt. Dazu soll auch noch ein reinsortiger Merlot kommen.» Bei all seinen Ideen und Projekten scheint eines sicher: Langweilig wird es Schweri bestimmt nicht.

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