Ein Leben ohne Chasselas? In der Schweiz kaum vorstellbar. Ob zart oder kräftig, mineralisch oder fruchtbetont, der traditionelle Weisswein gehört zum Schweizer Weinverständnis. Der Stellenwert der Sorte zeigt sich auch in der Statistik.
Unter den weissen Sorten ist Chasselas mit einem Anteil von 60 Prozent klar die Nummer eins. Auf 3502 Hektar wächst sie hauptsächlich in der Romandie. Spitzenreiter ist die Waadt, gefolgt von den Weinregionen Wallis, Genf und Neuenburg. Vorhang auf für die häufigsten Chasselas-Mythen.
Chasselas gibt es nur in der Schweiz
Chasselas ist verbreitet. In Deutschland und im Elsass heisst die Sorte Gutedel. In Rumänien wird Chasselas hauptsächlich als Tafeltraube angebaut. Seit 2016 wird die Sorte auch im Dorf Chasselas im Burgund wieder angebaut. Dort verschwand sie mit der Reblauskatastrophe.
Chasselas und Fendant sind zwei verschiedene Sorten
Fendant heisst die Sorte im Wallis, Chasselas in der übrigen Romandie. Fendant kommt vom Französischen «se fendre» – Risse bekommen. Drückt man vollreife Chasselas-Trauben bekommt die Beerenhaut einen Spalt, aus dem kein Saft austritt.
Chasselas passt nur zu Fondue und Raclette
Wer das behauptet hat, noch nie filets de perche im Café du Port in Rolle VD gegessen. Die Egli aus dem Genfersee werden in viel Butter gebraten, kommen mit Pommes auf den Tisch und passen perfekt zu den Weinen der AOC La Côte. Jetzt, im Sommer begleitet ein kräftiger Fendant du Valais auch Fisch und Steak vom Grill.
Chasselas kann nicht reifen
Selber schuld, wer meint, Chasselas innert Jahresfrist trinken zu müssen. Besonders die Weine aus den steilen Terrassen des Lavaux haben sehr viel Reifepotential und gewinnen mit der Lagerung an Komplexität und Finesse. Haben die Weine 10 oder mehr Jahre auf dem Buckel, entfalten sie sich besonders schön in einem Glas mit grossem Kelch.
Chasselas hat wenig Säure
Der einzige Mythos in dem Fünkchen Wahrheit liegt. Chasselas hat von Natur aus weniger Säure als zum Beispiel Riesling. Durch den traditionellen Säureabbau — Bakterien verstoffwechseln Äpfelsäure zu Milchsäure — kann der Wein noch weicher werden. Doch viele Produzenten lassen die Säure heute stehen und keltern Weine mit mehr Biss und Frische.