Rioja-Degustation des Jahres in Bad Ragaz
Vorhang auf für die spanischen Superstars

Die Schweizer Nachfrage nach Rioja ist ungebrochen. Weshalb die Weine hierzulande so beliebt sind und wie gut die allerbesten Exemplare abschneiden, zeigte eine kürzliche Degustation in Bad Ragaz.
Publiziert: 16.03.2023 um 14:04 Uhr
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Nach England, Deutschland und den USA folgt die Schweiz bereits als viertgrösstes Rioja-Exportland.
Foto: Nicolas Greinacher
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Rund dreieinhalb Fahrstunden nördlich von Madrid liegt mit Rioja die wohl bekannteste Weinanbauregion Spaniens. Hier werden auf einer Anbaufläche von über 60'000 Hektar äusserst beliebte Weine gekeltert, die vor allem dafür bekannt sind, ausgezeichnete Speisebegleiter zu sein. Obwohl die grössten zehn Produzenten für rund 40 Prozent aller Rioja-Weine verantwortlich sind, gibt es auch eine Vielzahl von kleinen Familienbetrieben.

Nach England, Deutschland und den USA folgt die Schweiz bereits als viertgrösstes Rioja-Exportland. Im Jahr 2021 wurden hierzulande rund sechs Millionen 0,75-Liter-Flaschen Rioja getrunken, deutlich mehr als eine halbe Flasche pro Einwohner. Es erstaunt nicht, dass der Consejo Regulador, der unter anderem für den Erlass und die Kontrolle von Vorschriften im Rioja-Weinbau und das Marketing der Weine verantwortlich ist, die Schweiz als strategisch wichtigen Markt anerkennt.

Rioja zwischen Tradition und Moderne

Das diesjährige Rioja Prestige Tasting in Bad Ragaz zeigte neben bekannten Gewächsen auch rare Wein-Perlen, die teilweise nur in kleinsten Mengen abgefüllt werden. Ebenfalls eingeplant war eine Gegenüberstellung von Weinen im traditionellen Rioja-Stil mit Exemplaren, wo die Winzerinnen und Winzer innovative Weinbautechniken ausprobierten.

Während klassische rote Rioja-Stile, je nachdem, ob mit Reserva oder Gran Reserva deklariert, mehrere Jahre lang in Holzfässern reifen, liegen moderne Interpretationen meistens nur ein Jahr im Holz, um Frucht und Eleganz zu betonen. Dass dies gut funktionieren kann, zeigte zum Beispiel der 2020er La Condenada des Weinguts Bodega Artuke, vom englischen Weinkritker und Master of Wine Tim Atkin (62) soeben mit der Maximalnote von 100 Punkten ausgezeichnet.

Der anwesende Master of Wine Ivan Barbic (54) kommentierte die hochkarätige Verkostung wie folgt: «Diese denkwürdige Degustation hat aufgezeigt, was für eine Vielfalt auf allerhöchstem Qualitätsniveau heute aus der Rioja angeboten wird. Von frischfruchtigen Rotweinen aus teilweiser Macération carbonique mit dennoch viel Dichte und Vielschichtigkeit bis zu den Gran Reservas aus jahrelangem Ausbau in Holzfässern, welche unnachahmlich ausgewogen, mit viel Tiefgang und vor allem viel Alterungspotential ausgestattet sind».

Geschmacksfeuerwerk im Sterne-Restaurant

Bei all den spannenden Rotweinen ging beinahe vergessen, dass aus Rioja mindestens ebenso schöne Weissweine gekeltert werden. Um uns diese vorzustellen und um zu zeigen, dass sich weisser Rioja hervorragend als Speisebegleiter eignet, fand im Anschluss zur Rotwein-Verkostung ein Abendessen im mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant Memories statt.

Auch hier zeigte sich, dass weisser Rioja bei Weissweinen qualitativ ganz vorne mitmischt. Gerade etwas gereiftere Beispiele verströmten präzise Aromen von Zitronenschale, reifem Pfirsich, Honig und Bienenwachs. Auch André Kunz, Autor bei der «Schweizerischen Weinzeitung», ist für die Rioja-Weine vollen Lobes: «Die Rioja Prestige Weine sind in der obersten Wein-Liga angekommen und das mehrheitlich zu sehr vernünftigen Preisen. Man kann die Weine mit grossem Spass trinken,» so Kunz zu Blick.

Und genau das ist es, was Rioja als Weinanbauregion so einzigartig macht: bereits für wenig Geld gibt es solide Qualität, egal ob als Rot- oder Weisswein. Und auch die qualitativ ambitionierteren Weine sind, gerade im direkten Vergleich zu französischen Spitzenregionen, immer noch erschwinglich.

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