Im Fachjargon heissen sie robuste Sorten oder PiWis. Der Begriff verweist auf die Pilzwiderstandsfähigkeit als besonders wichtiges Merkmal dieser Neuzüchtungen. Mit ihnen können Weinbaubetriebe nachhaltiger und umweltverträglicher wirtschaften, da der Einsatz an Mittel gegen Mehltau-Krankheiten im besten Fall um 80 Prozent reduziert werden kann.
In der Schweiz liegt der Anteil dieser neuen Sorten aktuell bei rund 450 Hektar, was 3,2 Prozent der schweizerischen Gesamtrebfläche entspricht. Tendenz steigend: In den letzten sechs Jahren hat sich der PiWi-Anteil verdoppelt. Aktuell werden hierzulande 120 neue Sorten mit guter Resistenz angebaut. Besonders beliebt sind die Newcomer in den 19 Weinkantonen der Deutschschweiz.
Vielversprechende neue Rebsorten
Noch werden viele Weine aus den neuen Sorten als Cuvée abgefüllt und unter einem Fantasienamen vermarktet. Doch immer öfter erscheinen Sortennamen wie Solaris, Muscaris, Johanniter oder Souvignier Gris auf den Etiketten.
Mehr zum Thema Wein
Zwei Sorten tun sich besonders hervor. Die rote Sorte Divico besetzt mit einem Flächenanteil von 80 Hektar in der Schweiz die Pole-Position bei den PiWis. Mit fruchtig-würzigen Aromen und einer guten Tanninstruktur begleitet der Rotwein kräftige Speisen. Im Holzfass ausgebaut, gewinnt er an Tiefe und Komplexität. Bei den weissen Sorten ist Souvignier Gris sehr vielversprechend. Im Rahmen der Wädenswiler Weintage am 11. und 12. Januar konnte das Fachpublikum neun Weine dieser Sorte verkosten und bewerten.
Besonders gut gefielen die Dreistand-Weine, die im Weinbauzentrum Wädenswil ZH gekeltert werden. Die zwei Souvignier Gris sind Paradebeispiele: Der Souvignier Gris «Halbinsel Au» duftet nach Zitrusfrüchten, Maracuja und weissen Blüten. Die saftige Säure und eine feine Salzigkeit am Gaumen sind animierend und machen Lust auf den nächsten Schluck. Der Souvignier Gris fumé wird nur in Kleinstauflage produziert und ist rasch vergriffen. Im Holzfass ausgebaut verfügt er über einen cremigen Schmelz und viel Länge.
Und was ist mit Piwi-Bubbles?
Auch die Fans von feinen Bläschen kommen mit den neuen Sorten auf ihre Kosten. Wie das geht, zeigt das Piwi Kollektiv aus Baden AG mit dem Crémant Nou: Handlese, zweite Gärung auf der Flasche und eine langeReifezeit auf der Hefe machen aus den Sorten Cabernet Blanc, Johanniter und Souvignier Gris einen Schaumwein, der den Vergleich mit Klassikern wie Champagner und Cava nicht zu scheuen braucht.
Traubenlieferanten für den Nou sind kleine Winzerbetriebe, die oft im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Die Umstellung auf PiWis ermöglicht den Fortbestand dieser kleinen Betriebe, denn der Anbau dieser Sorten spart nicht nur Fungizide sondern auch Zeit, die es braucht, um die Reben zu behandeln.