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Pinot und Malbec aus Appenzell
Von ihnen kommt der echte Weihnachtswein

In der Schweiz wird Wienachtswy produziert. Im Ernst. Möglich macht es ein Dörfchen in Appenzell Ausserrhoden und ein Familienbetrieb im St. Galler Rheintal.
Publiziert: 22.12.2024 um 14:30 Uhr
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Die Familie Wetli — im Bild Matthias (l.) und Kaspar — bewirtschaftet seit 2013 die 3,5 Hektar Rebberge in Wienacht-Tobel AR. Ansässig ist der Traditionsbetrieb in Berneck SG, nur einen Katzensprung entfernt von den Appenzeller Rebflächen.
Foto: Ursula Geiger

Auf einen Blick

  • Wienachtswy: Appenzeller Wein verbreitet Weihnachtsstimmung
  • Familie Wetli produziert in Wienacht-Tobel AR Pinot noir und Malbec
  • Historische Appenzeller Reblagen werden wieder bepflanzt und bewirtschaftet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ursula GeigerRedaktorin Wein

Das St. Galler Rheintal zeigt sich an diesem Dezembermorgen von seiner besten Seite. Die Sonne strahlt und die Berggipfel sind zart beschneit. Vom Bodensee her baut sich eine Nebelwand auf.

Weihnachten steht vor der Tür. Darum wird im Weingut Wetli in Berneck SG dieser Tage ein Wein besonders oft verlangt: der Wienachtswy. Der stammt allerdings nicht aus dem Kanton St. Gallen, sondern aus Appenzell Ausserrhoden.

Weinbau erlebt im Appenzell eine Renaissance

Das Appenzell wird eher mit einer geheimen Käserezeptur, Talerschwingen und Naturjodel in Verbindung gebracht. Aber die zum Rheintal hin abfallenden Hänge im Appenzeller Vorderland eignen sich sehr gut für den Rebbau.

«Der Weinbau hatte im Appenzellerland im 19. Jahrhundert seine grösste Ausdehnung», ordnet Winzer Kaspar Wetli (67) ein. Im Jahr 1867 wurden hier 197 Rebbesitzer und 55 Weinberge gezählt. Dann kam die Reblaus, und der Rebbau war nicht mehr rentabel.

Der Klimawandel machts möglich

Die Trendwende erfolgte um die 2000er-Jahre und hält bis heute an: Viele historische Appenzeller Reblagen werden wieder bepflanzt und oft von Hobbywinzern bewirtschaftet.

Doch beim Wienachtswy verhält es sich anders: 2013 pachtete die Familie Wetli eine drei Hektar grosse Rebfläche mit 12 bis 20 Jahre altem Rebbestand in Wienacht-Tobel AR. Das Dörfchen mit eigener Bahnstation gehört zur Gemeinde Lutzenberg. Die steilen Südhänge gleichen die Lage auf 700 Meter über Meer aus und lassen hier Rebbau zu. Zumal der Klimawandel die Weingeografie in die Höhe verschiebt.

Barriques aus Appenzeller Eiche

Bestockt sind die Rebterrassen in Wienacht-Tobel mit weissen Sorten und mit Pinot noir, der im grossen Holzfass zum Wienachtswy ausgebaut wird. Auch Malbec wächst hier. «Früher wurde daraus ein einfacher Rotwein gekeltert. Heute trocknen wir die Trauben leicht an und legen den Wein in Barriques aus Appenzeller Eiche», erzählt Matthias Wetli (38), der im Familienbetrieb als Verkaufsleiter arbeitet und bei einem Praktikum in Argentinien Erfahrungen mit dieser Rebsorte sammelte.

Das Trocknen bringt dem Wein mehr Struktur und Komplexität. Bis zu zwanzig Prozent Flüssigkeit verlieren die Trauben während des Trocknungsvorgangs. Auch wenn das Verfahren an Amarone erinnert: Geschmacklich bringt der Malbec eine feinere Würze und mehr Eleganz ins Glas. Produziert wird der Malbec aus dem Appenzell nur in guten Jahren in der homöopathischen Menge von 500 Flaschen.

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