Wie wir Menschen sind auch Weinreben zum Überleben auf Wasser angewiesen. In kühleren Klimazonen geht man davon aus, dass über das ganze Jahr verteilt rund 500 Millimeter Niederschlag benötigt wird, in heisseren Regionen mit 750 Millimeter rund die Hälfte mehr. Zunehmende Trockenheit und steigende Temperaturen rücken die Bewässerungsart von Weinreben vermehrt in den Fokus.
Während sich die Tropfbewässerung als effektive und ökologisch sinnvolle Bewässerungsform etabliert hat, arbeiten manche Regionen noch mit älteren Methoden, wie die Flutbewässerung. Sie existiert schon seit Jahrhunderten und bringt neben einigen Vorteilen auch Nachteile mit sich, unter anderem die Verschwendung von Ressourcen.
Flutbewässerung im Weinbau
Durch diese Methode wird der gesamte Weinberg mit Wasser überflutet, das vorher von Schleusen zurückgehalten wurde. Weil diese Methode sehr viel Wasser erfordert, wird diese Art der Bewässerung nur in Gebieten mit ausreichender Wasserverfügbarkeit und vorhandenen Arbeitskräften eingesetzt, da die Schleusen manuell bedient werden müssen. Wegen der Schwerkraft funktioniert die Flutbewässerung allerdings nur in flachen Weinbergen, weil das Wasser sonst auch abseits fliessen würde.
Grundsätzlich ist diese Art der Bewässerung vergleichsweise günstig, da sie nur geringe Investitionen in die Infrastruktur erfordert. Elektrizität wird ebenfalls nicht benötigt, da sich das Wasser von alleine im Weinberg verteilt. Ebenso trägt die Flutbewässerung dazu bei, dass der Salzgehalt im Boden nicht zu hoch wird, indem überschüssige Salze aus dem Boden gespült werden. Das ist wichtig, da ein zu hoher Boden-Salzgehalt die Wasseraufnahme der Wurzeln erschwert.
Normalerweise werden Weinberge während der Vegetationsperiode bis zu sechsmal überflutet. Das Problem: ein Teil des Wassers kann von den Rebstöcken gar nicht aufgenommen werden, während ein anderer Teil einfach verdunstet. Diese Verschwendung von Wasser wird insbesondere in Regionen mit Wasserknappheit oder begrenzten Wasserressourcen problematisch.
Klimawandel erfordert Umdenken
Weinregionen, in denen die Flutbewässerung auch heute noch praktiziert wird, befinden sich unter anderem in Chile (Central Valley), Argentinien (Mendoza) und Australien (Riverina). In der Regel bewegen sich die damit hergestellten Weine im untersten Preissegment. Doch auch in diesen Ländern wird die Frage nach einem sinnvollen Wassereinsatz immer lauter.
Unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte und einer Anpassung an den Klimawandel müssen Weingüter alternative Bewässerungsmethoden somit vermehrt in Betracht ziehen, um eine möglichst nachhaltige Weinherstellung anzustreben. Am Ende entscheidet sich diese wichtige Frage auch am Weinregal, wo es die Konsumentinnen und Konsumenten in der Hand haben.