Seit knapp 20 Jahren bin ich in der Weinwelt unterwegs. Sei es an öffentlichen oder privaten Degustationen, bei Winzern auf ihren Weingütern oder bei Ausbildungen rund um das Thema Wein. Der mit Abstand grösste Teil von Menschen, denen ich begegne, teilt eine grosse Leidenschaft für Wein. Man diskutiert, lacht und teilt unvergessliche Weinmomente.
Wie so oft im Leben gibt es aber auch in der Weinwelt Menschen, um welche ich lieber einen grossen Bogen mache. Über viele Jahre beobachtet, gibt es drei ganz bestimmte Typen von Menschen, auf welche die Weinwelt gut verzichten könnte.
Weinsnobs
Weinsnobs sind oft auch Angeber. An Degustationen sprechen sie meistens so laut, dass man sie auch am anderen Ende des Tisches gut hören kann. Weinsnobs werfen gerne mit Namen von teuren, bekannten Weinen um sich: «Ich mag keinen Merlot, ausser Château Petrus und Masseto» oder «aus dem Burgund kann man eh nur Romanée-Conti trinken.»
Natürlich haben Weinsnobs von den genannten Weinen kistenweise bei sich zu Hause gelagert, behaupten sie zumindest. Eine Unterhaltung mit einem Weinsnob hat vor allem das Ziel, dass sich ein Weinsnob besser darstellt als du. Also mit einem dickeren Portemonnaie und einem besseren, beziehungsweise teureren Geschmack.
Einen Weinsnob zu entlarven, ist ganz einfach. Vor Jahren habe ich einmal einen günstigen Bordeaux-Wein in eine leere Flasche vom exklusiven Château Angelus gefüllt und an eine Degustation mitgebracht. Für den anwesenden Weinsnob war der Wein mit grossem Abstand der beste Wein des ganzen Abends.
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Blender
Auch diesen Typ trifft man an fast jeder grösseren öffentlichen Weindegustation an. Identifizieren kannst du Blender und Blenderinnen ganz einfach an ihrem oft überheblichen Auftritt, teuren Designerkleidern, Anzug und Kravatte mit Einstecktuch, viel Make-up und teuren Accessoires.
Blender haben meistens ein etwas zu grosses Ego oder sonst ein Defizit – wie zum Beispiel mangelndes Wein-Wissen. Kaschiert werden soll dieser Missstand durch ein sich von der Masse abhebendes, äusseres Erscheinungsbild. Auch eine Kombination von Blender und Weinsnob ist möglich. Sitzt du an einer Degustation einen ganz Abend lang neben einer solchen Person, bleibt dir nichts anderes übrig, als die Situation mit Humor zu nehmen.
Einen Blender entlarven ist fast so einfach, wie einen Weinsnob zu enttarnen. Am Anfang lässt du dich auf eine Diskussion ein und bejahst alles, was der Blender so von sich gibt. Das schafft Vertrauen, der Blender fühlt sich nicht von dir bedroht. Wie aus dem Nichts stellst du dem Blender, am besten im Beisein von anderen, eine Wissensfrage zum Thema Wein, wie zum Beispiel, welche Aromen denn vom Holzfass kommen können oder welche Rebsorten in der Champagne erlaubt sind.
Betrüger
Leider tummeln sich auch in der Weinwelt viele Betrüger, vor denen du dich in Acht nehmen solltest. Wenn du an einer Weinauktion einen raren Wein zu einem viel zu günstig angebotenen Preis siehst, sollten bei dir die Alarmglocken schellen.
Château Petrus mit schwarzem Kunststoffkork? Ein 1989er Château Haut Brion mit einem Zapfen, auf dem 1987 eingebrannt ist? Habe ich leider alles schon erlebt. Insbesondere rare und teure Weine solltest du nur über vertrauenswürdige Kanäle beschaffen.
Ebenfalls skeptisch solltest du dann werden, wenn ein alter, zum Beispiel 60-Jähriger Wein, einen hohen Füllstand hat, also wenn die Flüssigkeit fast wie nach der Abfüllung nur knapp unter dem Korken ist. Das Risiko ist hier gross, dass jemand nachgeholfen und den Füllstand des Weins mit einer hauchdünnen Spritze nachgebessert hat. Je teurer und rarer der Wein, umso wichtiger ist das Vertrauen in die Bezugsquelle.