Gleicher Look, andere Technik
Das unterscheidet Rosé von Orange Wein

Rosé und Orange Wein sehen zwar fast gleich aus, sind aber zwei paar Stiefel. Was sie unterschiedet und ob es wirklich Orangen-Wein gibt, erfährst du hier.
Publiziert: 06.04.2025 um 14:01 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2025 um 22:06 Uhr
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Echte Hingucker: Aus Saint-Saphorin stammen die Weine der Domaine les Dryades. Der Rosé wird aus Pinot noir und Syrah gekeltert. Der Orange Wein aus Pinot gris.
Foto: Ursula Geiger

Darum gehts

  • Orange Wein und Rosé unterscheiden sich in Aroma, Geschmack und Mundgefühl
  • Das Vorbild für Orange Weine liegt in Georgien
  • Die orangen Weine aus weissen Trauben sind sehr gute Essensbegleiter
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ursula GeigerRedaktorin Wein

Rosé oder Orange Wein? Beim Griff ins Weinregal sollte man genau hinschauen, denn die Weinfarben ähneln sich, doch Aroma, Geschmack und Mundgefühl sind komplett anders.

Wo haben Orange Weine ihren Ursprung?

Als Wiege des Weins gilt Georgien. Seit 8000 Jahren verwenden die Winzer am Kaukasus die gleiche Technik: Weisse Trauben werden mit den Stielen in Tonamphoren vergoren, die in der Erde vergraben sind. Während der Gärung werden Farbstoffe aus den Beerenhäuten gelöst und gelangen in den Wein. Der hat nach dem Öffnen der Amphoren eine orange Farbe. Daher der Name Orange Wein. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs besannen sich die Georgier auf ihre alte Weinmacher-Tradition und trugen sie hinaus in die Welt.

Was unterscheidet Rosé von Orange Weinen?

Rosé wird aus roten Sorten gekeltert. Zur Farbgewinnung bleiben die Beeren nur kurz auf den Häuten. Das reicht aus, um je nach gewünschter Farbe einen zarten oder einen satten Rosé-Ton zu erhalten. Rosé-Weine haben ein fruchtiges Aroma und eine frische Säure. Ihr Alkoholgehalt kann zwischen leichten 12 und kräftigen 14 Volumenprozent liegen. Weil Orange Weine lange auf den Beerenhäuten liegen, gelangen auch Tannine in den Wein. Darum haben sie eine ähnliche Struktur wie Rotweine und passen gut zum Essen.

Wer produzierte in Westeuropa zuerst Orange Wein?

Winzer im italienischen Friaul erkannten das Potenzial dieser Art der Weinbereitung für einheimische weisse Sorten wie Ribolla Gialla. Der Pionier dieser Stilistik ist Joško Gravner (72) in Gorizia. Gorizia ist nur einen Katzensprung entfernt von der slowenischen Weinregion Brda. Dort heisst die Sorte Rebula. Auch die Winzer in Brda bauen Rebula auf der Maische aus. Oft wird der Wein ohne Filtration in Flaschen gefüllt. Weil die Winzer bei der Weinbereitung nicht eingreifen, heissen diese Spezialitäten auch «Low intervention»-Weine.

Gibt es tatsächlich Orangen-Wein?

Ja. Und der Orangen-Wein hat sogar eine geschützte Herkunftsbezeichnung: Vino Naranja del Condado de Huelva DO kommt aus Andalusien und ist ein aromatisierter Süsswein. Verwendet werden die weissen Sorten Zalema und Pedro Xímenes. Die Gärung wird durch Zugabe von Alkohol unterbrochen. Dann werden sonnengetrocknete Schalen von Bitterorangen zugegeben. Sobald der Orangen-Geschmack die richtige Intensität hat, werden sie entfernt. Teils reifen die Weine wie Sherry im Solera-System.

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