Erste Barrique-Proben auf zwei Weingütern zeigen
2015 ist ein Jahrtausend-Jahrgang!

Die Trauben des Spitzenjahrgangs 2015 sind Wein geworden. Werden die hohen Erwartungen erfüllt? Tests in zwei komplett verschiedenen Kellern liefern die Antwort: Ja!
Publiziert: 23.11.2015 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 02:15 Uhr
Von Alain Kunz und Stephanie Seliner

Sargans, SG. Weingut Gonzen. Viel Niederschlag, noch mehr Föhn. Eine Lage wie in der Bündner Herrschaft. Hier keltert Stefan Hörner vornehmlich Pinot Noir, aber auch einen exzellenten Sauvignon Blanc. Für das Fachmagazin Vinum gehört das kleine Weingut – Jahresproduktion gut 30'000 Flaschen – zu den besten Hundert der Schweiz.

Also, der 2015er – ein Jahrtausend-Jahrgang, Stefan Horner? «Ich bewirtschafte das Gut seit zwanzig Jahren. 2003 war etwas zu heiss. 2009 und 2011 waren voll auf der reifen Seite, vor allem vom Zuckergehalt her. 2015 wird mehr Eleganz haben, also harmonischer sein. Man kann deshalb durchaus vom Jahrtausend-Jahrgang sprechen.» Was Hörner sonst noch sagt, erfahren Sie im Video. Und wie Hörners bereits gekelterten Weine schmecken, finden Sie hier.

Und was ergeben die Fassproben? Beim Pinot Noir eine erstaunlich dunkle Farbe, die auf Gonzen indes nicht aussergewöhnlich ist, und eine enorme Dichte.

Szenenwechsel. Salgesch VS. Das Dorf, in dem von den rund 1400 Einwohnern fast alle vom Wein leben. Hier bringt Diego Mathier Jahr für Jahr rund eine Million Flaschen auf den Markt. Einfache Qualität, aber auch Weltklasse wie die weisse Assemblage Domaine des Ambassadeurs Blanc, die heuer an den Decanter World Wine Awards abräumte. Hier finden Sie den Artikel dazu.

Diego Mathier (rechts) und sein Önologe Cédric Leyat nehmen Fassproben des in Barriques schlummernden grossartigen Silvaners 2015.
Foto: Alain Kunz

Einige Weine machen noch die malolaktische Gärung durch, also die zweite Gärung, bei der die aggressive Apfel- in die mildere Milchsäure umgewandelt wird. Wir degustieren. Das Ergebnis? Mathier ist euphorisiert: «Ein phantastischer Jahrgang! Oechslegrade von teils weit über 110. Im Schnitt 105. Einmalig!» In Grad Oechsle wird der Zuckergehalt des Traubenmostes gemessen.

In der Tat: Die Barriqueprobe des Cornalin zeigt einen Most von unvergleichlicher Konzentration, aber auch Kuscheligkeit, die auf ein tolles Endprodukt hoffen lässt. Oder der Cabernet Franc, eine üblicherweise recht grüne Traubensorte, die fast nur für Assemblagen – zum Beispiel auch vieler grosser Bordeaux – verwendet wird. Diese Probe indes mit ihrer Tiefe und Lieblichkeit legte den Tipp an den Winzer nahe: Warum nicht reinsortig keltern? Denn auch Mathier braucht die Rebsorte bloss für Verschnitte.

Unter dem Strich: Das Weinjahr 2015 wird seinem Ruf mehr als gerecht. Wir dürfen uns auf die ersten Weine freuen, die in einem halben Jahr auf die Flaschen kommen.

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