Doch es gibt Zweifel
Zürcher Weinhandlung verkauft Flasche für 100'000 Franken

Für Weinliebhaber mit dem nötigen Kleingeld ist die Preisgrenze nach oben offen. Das beweist ein kürzlicher Kauf einer speziellen Grossflasche in einer Nobel-Weinhandlung - sofern er denn stattgefunden hat.
Publiziert: 18.07.2024 um 14:04 Uhr
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Einen Steinwurf von der Zürcher Bahnhofstrasse entfernt soll jemand 100'000 Franken für eine Flasche Wein ausgegeben haben.
Foto: zVg

Es klingt wie aus einem Märchen: Ein gut betuchter Weinliebhaber habe sich in einer Zürcher Weinhandlung zum Kauf einer ganz speziellen italienischen Grossflasche verleiten lassen. Der Preis: 100'000 Franken. Ein Spontankauf soll es gewesen sein, bezahlt wurde bequem per Kreditkarte.

Kurz darauf verkündete das Weinmagazin «Falstaff» die unglaubliche Nachricht, bevor später auch die italienische «Wine News» sowie das englische «Drinks Business» nachzogen. Der Wein: Colore von Bibi Graetz aus dem Jahr 2016. Fassungsvermögen: Stolze 27 Liter. Ein kostbares Einzelstück in einer handgefertigten Schatulle aus Holz und Metall. 

Berechtigte Zweifel am Verkauf

«An historic record 🤩» heisst es werbewirksam auf der Instagramseite des Händlers. Das wäre es tatsächlich, da in der Geschichte des italienischen Weins noch nie ein so hoher Preis erzielt wurde. Platzhirsche wie Masseto oder Sassicaia müssen also hinten anstehen. Aber fand der Verkauf wirklich statt? Eine 0.75-Liter-Normalflasche des Weins kostet auf dem Weltmarkt zurzeit um die 250 Franken, was hochgerechnet auf eine 27-Liter-Flasche rund 9'000 Franken ausmacht, also mehr als 10-mal weniger als 100'000 Franken.

So haben wir uns bei einem Besuch in der besagten Zürcher Weinhandlung, wo der Verkauf stattgefunden haben soll, etwas genauer erkundigt. Vor Ort entdecken wir zahlreiche Flaschen und Kisten des Weins vom selben Weingut. Wie man uns bestätigt, habe der Verkauf der 27-Liter-Flasche tatsächlich stattgefunden. Bezahlt wurde allerdings nicht per Kreditkarte, sondern mit Banküberweisung.

Entgegen den Medienmitteilungen, dass es sich beim Kauf lediglich um eine Grossflasche gehandelt habe, sei mit dem Geschäft aber noch weitere Leistungen verbunden gewesen, wie zum Beispiel ein Besuch auf dem Weingut sowie ein Treffen mit Bibi Graetz. Geöffnet werde die Flasche, die sich nach wie vor in der Schweiz befände, im kommenden Herbst an einem geschlossenen Anlass. Aus Diskretionsgründen wollte man keine weiteren Angaben machen.

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