Degustationen in Mailand und Zürich zeigen
Brunello di Montalcino ist so gut wie noch nie

Sangiovese ist nicht nur die meist angepflanzte Rebsorte Italiens, sondern auch die alleinige Basis für Brunello di Montalcino. Zwei kürzliche Verkostungen dieser toskanischen Spezialität haben ein eindrückliches Qualitätsniveau offengelegt.
Publiziert: 02.12.2023 um 13:52 Uhr
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Vinous-Italien-Kritiker Eric Guido präsentierte in Mailand 16 verschiedene Brunellos aus dem legendären 2016er-Jahrgang.
Foto: Nicolas Greinacher
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Wettertechnisch ist November nicht unbedingt der beste Monat, um der norditalienischen Metropole Mailand einen Besuch abzustatten. Aber spielt das Wetter draussen wirklich eine Rolle, wenn drinnen eine einzigartige Weinverkostung stattfindet? Kredenzt wurden nämlich 16 Flaschen Brunello di Montalcino vom grossartigen Jahrgang 2016.

Ausgewählt wurden die vielversprechenden Weine vom renommierten Weinkritiker Eric Guido. Flankiert von den beiden bisher einzigen Masters of Wine Italiens, Gabriele Gorelli und Andrea Lonardi, führte Guido durch die unterschiedlichen Terroirs von Brunello di Montalcino, und wie sich diese Unterschiede in den Weinen manifestierten. 

Eleganz und Finesse

Stilistisch gab es zwischen den einzelnen Weinen tatsächlich markante Unterschiede. Exemplare aus dem Norden der Appellation zeigten beispielsweise etwas mehr Struktur und Frische, während bei südlicheren Weinen eine reifere Frucht und zusätzlicher Charme erkennbar waren. Was alle 16 Weine gemeinsam hatten, war der noble Sangiovese-Fussabdruck, gepaart mit solider Struktur und sicherem Alterspotenzial. 

Vor nicht allzu langer Zeit war Brunello di Montalcino vor allem eines: wuchtig. Ein relativ hoher Alkohol traf auf eine konzentrierte, reife und teilweise überreife Frucht. Während diese Stilistik auch heute noch anzutreffen ist und nach wie vor eine treue Fangemeinde besitzt, haben sich führende Weingüter längst von ihr verabschiedet. Sie setzen vielmehr auf Eleganz und Finesse, ohne aber an Rasse und Klasse einzubüssen. 

Zwei Wochen zuvor stellte mit Biondi-Santi das wohl berühmteste Brunello-Weingut seine neuesten Weine vor. Der charismatische CEO Giampiero Bertolini reiste extra nach Zürich, um einem handverlesenen Publikum drei neue Weine vorzustellen: den 2020er Rosso di Montalcino, den 2017er Brunello di Montalcino und den 2016er Brunello di Montalcino Riserva. 

Perfekte Balance

Selten war ein Rosso di Montalcino so glasklar, erfrischend sowie gleichzeitig elegant und fruchtbetont wie der 2020er Biondi-Santi. Man merkt dem Wein sofort an, dass der Erntezeitpunkt mit Bedacht gewählt wurde. Die Balance ist perfekt, der moderate Alkoholgehalt von 13,5 Prozent nahtlos im Wein eingebunden. Die grossartigen Brunellos, 2017 und 2016 Riserva, zeigten deutlich mehr Konzentration, Tiefe und Kraft, ohne aber zu überborden. 

Darüber hinaus ist Brunello di Montalcino ein vielseitiger Essensbegleiter, der hervorragend mit geschmortem Wild, Geflügel, Kalb und Schwein harmoniert. Die kräftige Tanninstruktur hat auch eine Affinität für Sossen, um insbesondere bei jüngeren Weinen eine allzu austrocknende Empfindung auszugleichen. Wer für die kommenden Festtagsmenüs eine feierliche Rotweinbegleitung sucht, dem seien die charaktervollen Brunello-di-Montalcino-Weine definitiv ans Herz gelegt.

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