Datenbank gestohlener Flaschen
Zürcher Unternehmer sagt Weindieben den Kampf an

Weindieben und Weinfälschern bläst neu ein eisiger Wind entgegen. Die Bottleverification-Website von Jürg Richter (60) veröffentlicht Fotos geklauter Weinflaschen.
Publiziert: 27.05.2024 um 14:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2024 um 09:31 Uhr
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Wurde schon mehrfach bestohlen: Der Zürcher Weinprofi Jürg Richter.
Foto: zVg
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Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Das Stehlen und Fälschen teurer Weine haben sich längst zu einem Millionengeschäft entwickelt. Nachrichten über die Verhaftung von Weinfälschern machen weltweit Schlagzeilen. Erst kürzlich wurde der wohl bekannteste Weinfälscher aller Zeiten, Rudy Kurniawan (47), nach sieben Jahren aus der Haft entlassen.

Um Weinfälschern und Weindieben das Handwerk zu legen, hat der Zürcher Unternehmer Jürg Richter eine zentrale Datenbank ins Leben gerufen. Auf der Bottleverification-Website können bestohlene Weinbesitzer Fotos ihrer entwendeten Flaschen veröffentlichen. Im Gespräch mit Blick erzählt Richter, was es mit dem Projekt auf sich hat und mit welcher Methode er Weinfälschungen zweifelsfrei identifizieren kann.

Blick: Herr Richter, welche Bedeutung hat Wein für Sie persönlich?
Jürg Richter: Wein ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern seit vielen Jahren eine grosse Leidenschaft. Die wahre Lebensqualität finde ich darin, mit guten Freunden zusammenzusitzen und hervorragende Weine zu geniessen. Zudem organisiere ich regelmässig Weinverkostungen, bei denen seltene und besonders alte Weine im Mittelpunkt stehen.

Für welche Weine haben Sie eine besondere Vorliebe?
Gereifte Bordeaux von Château Haut-Brion oder La Mission Haut-Brion sind genauso wunderbar wie ältere Spitzenburgunder. Dazu kommen die genialen Weine von Martha und Daniel Gantenbein aus der Bündner Herrschaft, die mich jedes Mal begeistern. Ein älterer Sauternes krönt jeden Weinabend und kann übrigens auch mal als Apéro genossen werden.

Können Sie sich an das erste Mal erinnern, wo ein Wein von Ihnen gestohlen wurde?
Das war vor knapp zehn Jahren auf dem Langasthof Farnsburg im Kanton Basel-Landschaft.

Was hat das in Ihnen ausgelöst?
Als Weinliebhaber schmerzt mich der Verlust besonders, denn es handelte sich um Flaschen, die ich über viele Jahre hinweg gesammelt hatte. Abgesehen vom finanziellen Schaden zählen gerade die gestohlenen Weine zu meinen Lieblingsprovenienzen wie Bordeaux oder Burgund, von denen einige Raritäten teilweise gar nicht mehr erhältlich sind.

Lässt sich die Täterschaft verallgemeinern?
In unserem Fall handelte es sich vermutlich um einen Auftragsdiebstahl. Entweder wurde dieser von einem Weinliebhaber in Auftrag gegeben, der die Weine selbst trinken wollte, oder von jemandem, der genau wusste, was selten, begehrt und wertvoll ist. In der Regel ist das Motiv eines Diebes jedoch eher materieller Natur. Diebe möchten die Flaschen so schnell wie möglich wieder verkaufen, egal über welche Kanäle.

Hatten Sie damals schon mit dem Gedanken gespielt, später einmal aktiv gegen das Thema Weindiebstahl vorzugehen?
Ja, das war sogar mein erster Gedanke. Damals hatten wir von allen Flaschen Fotos gemacht, die wir sofort der Polizei und der Versicherung übergeben haben. Leider gab es zu der Zeit noch keine zentrale Datenbank, auf der man die Bilder weltweit zugänglich hätte machen können.

Sollten Besitzer von teuren Weinen Fotos von jeder einzelnen Flasche machen?
Das würde ich dringend empfehlen. Ausserdem ist es wichtig, selbst verkostete und seltene Weinflaschen weder zu verkaufen noch zu verschenken. Wenn man leere Flaschen nicht aufbewahren möchte, sollten sie unbedingt entsorgt werden. In den Händen eines Weinfälschers wird aus einer leeren Weinflasche plötzlich wieder eine volle.

Persönlich

Jürg Richter (60), vom Beruf her Edelmetallhändler und Numismatiker, entdeckte vor über 35 Jahren seine Leidenschaft für ältere und seltene Weine. Um diese Leidenschaft mit Freunden und Gleichgesinnten zu teilen, begann er Degustationen mit gereiften Weinen zu organisieren. Anfangs auf Sauternes spezialisiert, weitete er sein Interesse bald auf Rotweine aus der ganzen Welt aus.

Aufgrund seiner Erfahrung begann Richter, mit solchen Weinen zu handeln, gründete zwei Weinfirmen und beteiligte sich am renommierten Schweizer Wein-Auktionshaus WB Weinbörse und bei einem führenden Weinhandelsunternehmen. Diese Engagements führten schliesslich zur Gründung von Bottleverification und Genuine Analytics.

Jürg Richter (60), vom Beruf her Edelmetallhändler und Numismatiker, entdeckte vor über 35 Jahren seine Leidenschaft für ältere und seltene Weine. Um diese Leidenschaft mit Freunden und Gleichgesinnten zu teilen, begann er Degustationen mit gereiften Weinen zu organisieren. Anfangs auf Sauternes spezialisiert, weitete er sein Interesse bald auf Rotweine aus der ganzen Welt aus.

Aufgrund seiner Erfahrung begann Richter, mit solchen Weinen zu handeln, gründete zwei Weinfirmen und beteiligte sich am renommierten Schweizer Wein-Auktionshaus WB Weinbörse und bei einem führenden Weinhandelsunternehmen. Diese Engagements führten schliesslich zur Gründung von Bottleverification und Genuine Analytics.

Und was halten Sie davon, den eigenen Weinkeller gegen Diebstahl zu versichern?
Das ist sicherlich eine empfehlenswerte Option, die ich jedem Sammler eines gehobenen Weinkellers ans Herz legen würde. Viele Versicherungen bieten solche Policen an. Wichtig ist dabei, den Wein separat vom übrigen Hausrat in der Police aufzulisten.

Wie viele gestohlene Weine sind bereits auf der Bottleverification-Website registriert?
Derzeit sind 84 hochkarätige und leicht identifizierbare Flaschen aufgelistet.

Sind in Ihrer Zielgruppe vor allem Liebhaber von teuren Weinen und Sammler?
In erster Linie dachte ich an Auktionatoren, Weinhändler und Broker. Aber ja, auch an Sammler und Weinliebhaber, die ihre Weine nicht über diese drei Quellen, sondern beispielsweise über Internet-Auktionen erwerben.

Und was hat es mit der Echtheitsprüfung auf sich, an der Sie ebenfalls arbeiten?
In den letzten Jahren haben Fälschungen von seltenen und teuren Weinen in einem erschreckenden Ausmass zugenommen. Millionen gefälschter Weine sind im Umlauf, und täglich werden es mehr. Bei kaum einer Raritätenverkostung bleibt das Thema Fälschungen unerwähnt. Es werden nicht nur schlechte Füllniveaus «verbessert» oder Etiketten ausgetauscht; mittlerweile werden ganze Flaschen inklusive Kapsel, Kork und Korkbrand professionell gefälscht. Selbst die besten optischen Kontrollen nützen wenig, wenn der Inhalt manipuliert wurde.

Wie sieht denn Ihre Lösung dieses Problems aus?
In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHWN) und mit Unterstützung der Innosuisse haben wir ein patentiertes Verfahren entwickelt, das auf Massenspektrometrie-Basis die Echtheit eines Weines überprüft. Wir befinden uns gerade in der Startphase, und bei der kommenden Weinbörse-Auktion werden die ersten durch Genuine-Analytics AG – so heisst die Analysefirma – authentifizierten Weinraritäten versteigert. Eine Weltneuheit! Somit gibt es endlich eine wissenschaftlich fundierte Methode, um echte Weine von Fälschungen zu unterscheiden. So haben Weinfälschungen keine Chance mehr.

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