Auf einen Blick
- Mauler ist der grösste Schweizer Schaumweinproduzent mit traditioneller Flaschengärmethode
- Der Klosterkeller in Môtiers NE bietet ideale Bedingungen
- 17 verschiedene Cuvées produziert das Familienunternehmen
In Neuenburg, der «Windy City» der Schweiz, bläst die Bise kalt vom Jura her. Von dort sind es noch 50 ÖV-Minuten bis nach Môtiers NE. Das Dorf im Val de Travers ist bekannt für Absinth, den Philosophen Jean-Jacques Rousseau und für Schaumwein vom Feinsten.
Abram-Louis Richardet gründete die Kellerei 1829 im ehemaligen Benediktinerkloster St-Pierre aus dem 6. Jahrhundert. Louis-Edouard Mauler übernahm die Geschäfte im Jahr 1859. Heute ist das Haus Mauler der grösste Schweizer Schaumweinproduzent, der ausschliesslich nach der traditionellen Flaschengärmethode produziert.
Optimaler Klosterkeller
Ein Teil der Produktion findet in der modernen Betriebsstätte am Ortsausgang von Môtiers statt. Doch nach wie vor wird der Grundwein mit Fülldosage (einer Mischung aus Wein und Zucker) im Kloster in Schaumweinflaschen abgefüllt und mit einem Kronkorken verschlossen. Die zweite Gärung findet im 2500 Quadratmeter grossen Keller statt.
Dieser Keller war mit ein Grund, weshalb Richardet das aufgelassene Kloster als Produktionsstätte aussuchte: Ruhe, Dunkelheit und eine konstante Temperatur zwischen zehn und zwölf Grad Celsius. Etienne Galimand, der seit Sommer 2024 bei Mauler als Önologe arbeitet und aus der Champagne stammt, erklärt: «Die zweite Gärung auf der Flasche ist nach vier bis sechs Wochen abgeschlossen. Nach der Gärung reifen unsere Cuvées auf der Hefe.»
Lange auf der Hefe
Je länger der Schaumwein auf der Hefe liegt, desto feiner werden die Bläschen. Das liegt daran, dass die Kronkorken nicht ganz dicht sind und während der Reifezeit eine sehr geringe Menge an CO2 entweicht. Auch geschmacklich tut sich viel: Noten von geschälten Mandeln und Brioche lösen die Fruchtaromen des Grundweins ab und geben den Schaumweinen ihre elegante Aromatik.
«Die Grundweine stammen teils von den zehn Hektar Reben, die an den Ufern des Neuenburgersees stehen», erklärt Generaldirektor Caleb Grob. «Weiter werden Trauben und Grundweine von Winzern aus der Schweiz zugekauft, ein kleiner Teil der Weine stammt aus Frankreich. Wer an Mauler liefert, muss folgende Bedingungen erfüllen: Gesunde Trauben, die Weine sollten nicht mehr als 10,5 Volumenprozent Alkohol haben, und die Säure muss höher sein.»
Schaumweinhäuser sind eine Quelle für spannende Familien- und andere Geschichten. Die Maulers stammen aus dem Elsass. Laurent Mauler amtete im 16. Jahrhundert als Bürgermeister in der Gemeinde Obernai. Zwei Jahrhunderte später führte die Walz den Handwerksgesellen Tobie Mauler aus dem Elsass in die Schweiz. Dort verliebte er sich in eine Frau aus dem Kanton Freiburg.
1757 heiratete das Paar und liess sich in Auvernier NE nieder, wo Tobie als Fassküfer und Winzer arbeitete. Tobies Enkel, Louis Mauler, lebte im Val de Travers und war in der Textilbranche tätig. Er handelte mit Spitzenstoffen und zog nach Lille in Nordfrankreich, wo er Teilhaber des Textilunternehmens Mey, Mauler & Belin war. Nach seinem Tod im Jahr 1844 zog die Witwe mit ihren Kindern zurück nach Neuenburg.
Louis' Sohn, Louis-Edouard, absolvierte ein Wirtschaftsstudium. In Marseille arbeitete er in der Filiale der Banque de France. 1859 kehrte er nach Neuenburg zurück. In Môtiers, dem Heimatort seiner Mutter, übernahm er das von Abram-Louis Richardet gegründete Schaumweinhaus und baute das Geschäft aus. 1859, 30 Jahre nach der Firmengründung, waren die Schaumweine aus Môtiers auf dem Markt beliebt.
Das prickelnde Getränk entsprach dem Zeitgeist: Uhrmacherei und Textilproduktion brachten dem Tal Wohlstand. Die prächtigen Bürgerhäuser im Val de Travers zeugen noch heute davon. 1869 kaufte Louis-Edouard das Kloster, baute in den folgenden Jahren den Keller aus, errichtete ein Keltergebäude und brachte das Familienunternehmen zum Blühen.
Hohen Gästen wurde Mauler Schaumwein serviert. In den Genuss der Cuvées kamen 1981 zum Beispiel Queen Elizabeth II (1926–2022) und 1983 François Mitterand (1916–1996). Bei der ersten Landung des Luftschiffs Graf Zeppelin am 2. November 1929 in Dübendorf bei Zürich wurde unter anderem die Cuvée de Réserve Brut ausgeschenkt.
Schaumweinhäuser sind eine Quelle für spannende Familien- und andere Geschichten. Die Maulers stammen aus dem Elsass. Laurent Mauler amtete im 16. Jahrhundert als Bürgermeister in der Gemeinde Obernai. Zwei Jahrhunderte später führte die Walz den Handwerksgesellen Tobie Mauler aus dem Elsass in die Schweiz. Dort verliebte er sich in eine Frau aus dem Kanton Freiburg.
1757 heiratete das Paar und liess sich in Auvernier NE nieder, wo Tobie als Fassküfer und Winzer arbeitete. Tobies Enkel, Louis Mauler, lebte im Val de Travers und war in der Textilbranche tätig. Er handelte mit Spitzenstoffen und zog nach Lille in Nordfrankreich, wo er Teilhaber des Textilunternehmens Mey, Mauler & Belin war. Nach seinem Tod im Jahr 1844 zog die Witwe mit ihren Kindern zurück nach Neuenburg.
Louis' Sohn, Louis-Edouard, absolvierte ein Wirtschaftsstudium. In Marseille arbeitete er in der Filiale der Banque de France. 1859 kehrte er nach Neuenburg zurück. In Môtiers, dem Heimatort seiner Mutter, übernahm er das von Abram-Louis Richardet gegründete Schaumweinhaus und baute das Geschäft aus. 1859, 30 Jahre nach der Firmengründung, waren die Schaumweine aus Môtiers auf dem Markt beliebt.
Das prickelnde Getränk entsprach dem Zeitgeist: Uhrmacherei und Textilproduktion brachten dem Tal Wohlstand. Die prächtigen Bürgerhäuser im Val de Travers zeugen noch heute davon. 1869 kaufte Louis-Edouard das Kloster, baute in den folgenden Jahren den Keller aus, errichtete ein Keltergebäude und brachte das Familienunternehmen zum Blühen.
Hohen Gästen wurde Mauler Schaumwein serviert. In den Genuss der Cuvées kamen 1981 zum Beispiel Queen Elizabeth II (1926–2022) und 1983 François Mitterand (1916–1996). Bei der ersten Landung des Luftschiffs Graf Zeppelin am 2. November 1929 in Dübendorf bei Zürich wurde unter anderem die Cuvée de Réserve Brut ausgeschenkt.
Cuvées als Markenzeichen
17 verschiedene Cuvées werden im Haus Mauler produziert. Die wichtigsten Sorten sind die Klassiker Pinot noir und Chardonnay. Aber auch Cuvées mit den Sorten Colombard und Chenin Blanc werden zusammengestellt, und in den Rosé-Schaumweinen ist ein kleiner Anteil Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon enthalten.«Die Cuvées sind unser Markenzeichen», erzählt Christine Mauler bei der Verkostung. Bis eine Cuvée entwickelt ist, dauere es zwei bis sechs Jahre. Das Verhältnis der Grundweine müsse stimmen, und die Versanddosage aus Wein und Zucker, die nach dem Degorgieren zugesetzt wird, erfordere viel Fingerspitzengefühl.
Demi-Sec vs. Brut
«Im Lauf der Jahre haben sich die trockenen Schaumweine durchgesetzt», sagt Christine Mauler, während sie eine Flasche Cuvée Tradition Rosé Demi-Sec öffnet. Die zarte, rot-beerige Frucht, die schöne Länge und das erfrischende Finish brechen eine Lanze für einen Schaumweintyp, der zwar nicht mehr en vogue ist, aber perfekt zu Nusstorte oder Bûche de Noël passt.