Frage lässt sich beantworten
Sind Schweizer Weine überbewertet?

Helvetische Weine sind hierzulande dermassen beliebt, dass nahezu nichts ins Ausland exportiert wird. Es gibt aber auch Menschen, die Schweizer Tropfen überbewertet und zu teuer finden. Was ist da dran?
Publiziert: 25.06.2024 um 13:56 Uhr
1/6
Helvetischer Rebberg im Herbst.
Foto: Getty Images/RooM RF
RMS_Portrait_AUTOR_628.JPG
Nicolas GreinacherRedaktor Wein DipWSET

Mit etwas weniger als 15'000 Hektar Rebfläche zählt die Schweiz zu den kleineren Weinanbauländern Europas. Bis auf ein paar wenige Prozent wird sämtlicher hierzulande gekelterter Wein auch innerhalb der Landesgrenzen getrunken. Schweizer Weine haben also eine grosse, wenn auch vornehmlich inländische Fangemeinde. Angebot und Nachfrage scheinen in einem nahezu perfekten Gleichgewicht.

Schweizer Weine haben allerdings auch ihren Preis. Gründe dafür sind beispielsweise Lohnkosten, die diejenigen unserer Nachbarländer deutlich übersteigen. Während einheimische Einsteigerweine bereits für unter 10 Franken pro 0,75-Liter-Flasche zu haben sind, kosten helvetische Spitzengewächse auch schon mal über 100 Franken pro Flasche. 

Vier Rebsorten zeigen Schweizer Stärken

Wie andere Lebensmittel und Getränke müssen sich Schweizer Weine mit Pendants aus dem Ausland messen. Wie sich die eidgenössischen Tropfen im internationalen Vergleich schlagen, lässt sich zum Beispiel bei führenden Weinkritikern ablesen. Weinapps wie Vivino speichern unzählige Kommentare von Konsumentinnen und Konsumenten. Auch hier lässt sich die eine oder andere Tendenz erkennen.

Repräsentative Blick-Degustationen, wo Schweizer Weine gegen ausländische Spitzengewächse antreten, haben in den vergangenen Jahren ebenfalls bestimmte Stossrichtungen offengelegt. Mehr und mehr zeigen sich zwei zentrale Bausteine, mit denen Schweizer Weine international mühelos mithalten können und keineswegs überbewertet sind: Rebsorte und Winzer.

Sackstark ist die Schweiz bei Weinen der Sorten Pinot noir, Merlot, Chardonnay und Sauvignon blanc. Alle vier Rebsorten sind international zahlreich vertreten, weshalb Direktvergleiche mit Schweizer Weinen mühelos möglich sind. Syrah zeigt ebenfalls grosses Potenzial. Bei Chasselas sind Gegenüberstellungen mit ausländischen Weinen schwieriger, da solche Weine in der Schweiz seltener anzutreffen sind. 

Abgesehen von der Rebsorte kommt es auch auf die Winzerin oder den Winzer an, welche Qualität in die Flasche gezaubert wird. Das Walliser Ausnahmetalent und 100-Punkte-Winzerin Marie-Thérèse Chappaz keltert Weltklasse-Süssweine und hat auch für trockene Weiss- und Rotweine ein sicheres Händchen. Wer Schweizer Weine pauschal als überbewertet bezeichnet, bewegt sich also auf dünnem Eis.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?