Émilienne Hutin Zumbach (55), Céline Dugerdil (44) und Camille Cretegny (35) lernten ihr Metier im elterlichen Betrieb von der Pike auf und absolvierten teils ein Önologie-Studium in Changins (VD). Heute leiten sie alleine oder gemeinsam mit ihrem Partner die Arbeiten im Rebberg, im Keller sowie in der Vermarktung. Und sie wünschen sich, dass der Frauenanteil in dieser «Männerdomäne» weiterhin steigt.
Winzerinnen plädieren für mehr Frauen in ihrem Beruf
Émilienne Hutin Zumbach arbeitet seit 1989 in allen Bereichen der Domaine Les Hutins in Dardagny und leitet diese seit 2008. Céline Dugerdil ist Eigentümerin und Chefin der Domaine de la Printanière in Avully. Camille Cretegny schloss erst ein Jus-Studium ab, bevor sie im Jahr 2022 nach einer landwirtschaftlichen Grundausbildung das Ruder in der Domaine de la Devinière in Satigny übernahm.
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Blick: In der Weinproduktion werden händeringend Fachkräfte gesucht. Wie ermutigt ihr junge Frauen zu einer Berufsausbildung in dieser Branche?
Émilienne Hutin Zumbach: Ich stelle häufig weibliche Auszubildende oder Praktikantinnen ein. Zudem versuche ich, meiner Mitarbeiterin zu ermöglichen, ihrer Rolle als Mutter und Winzerin gerecht zu werden. Das zeigt den jungen Frauen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in unserem Metier zwar kompliziert, aber möglich ist. Als Mutter von drei Kindern ist mir diese Herausforderung bewusst.
Céline Dugerdil: Winzerin zu sein ist ein vielseitiger Beruf, der zwar anspruchsvoll ist, aber in dem sich Frauen emanzipieren und entfalten können. Es ist kein Problem, wenn die Familie nicht aus dieser Branche stammt.
Camille Cretegny: Je mehr Frauen wir an der Spitze unserer Betriebe haben, desto einfacher ist es, junge Frauen für diesen wunderbaren Beruf zu motivieren. Unsere Arbeit zeigt, dass der Beruf auch für Frauen zugänglich ist.
Der Frauenanteil in den Ausbildungsberufen Weinbau und Weintechnologie in der Schweiz ist ernüchternd. In der Deutschschweiz sind es 25 Prozent, laut Jürg Bachofner (63), Geschäftsführer beim Branchenverband Deutschschweizer Wein. Im Tessin sind zwei von 19 Lernenden Frauen. In der Landwirtschaftsschule in Châteauneuf (VS) liegt der Frauenanteil im Bereich Weinbau bei 22 Prozent und im Bereich Weintechnologie bei 17 Prozent.
Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da die Schülerzahlen sehr niedrig sind, so dass ein Mädchen mehr oder ein Junge weniger grosse Auswirkungen haben kann. In der Önologie-Hochschule Changins stieg der Frauenanteil im Laufe der Jahrzehnte von zehn auf heute 38 Prozent.
Gegen welche Vorurteile kämpfen Frauen in der Weinproduktion immer noch?
Camille: Ich denke, dass sich Vorbehalte wegen der körperlichen Härte des Berufs oder wegen des Umgangs mit Maschinen im Rebberg immer noch hartnäckig halten. Die Vorurteile betreffen eher die Arbeiten im Rebberg als im Keller bei der Weinbereitung.
Céline: Soll ich jetzt sagen, dass Frauen sowieso in allen Berufen «besser» sein müssen, um Vorurteile zu begraben? Ernsthaft: Frauen werden in diesem Beruf gut akzeptiert und respektiert.
Émilienne: Glücklicherweise hat sich viel getan und in der Branche werden Frauen meiner Meinung nach respektiert. Wir sind auf dem richtigen Weg. Abfällige Kommentare sind selten geworden, auch wenn man sich als Teamleiterin immer noch durchsetzen muss! Ich mache mir mehr Sorgen um die Gehälter. Sind sie für Frauen und Männer gleich? Oder über die Möglichkeit für Frauen, einen Betrieb zu übernehmen. Auch die Gestaltung der Arbeitszeiten beschäftigt mich. Sie soll Frauen ermöglichen, Teilzeit in der Produktion zu arbeiten und ein Familienleben führen zu können.