Es war einmal ein junger Franzose, hineingeboren in eine altehrwürdige Winzerfamilie aus der Champagne. Wie seine Vorfahren sollte auch er sich eines Tages um die familiären Rebstöcke kümmern. Doch Christophe Baron (51) hatte grössere Träume.
Bei einem Wein-Praktikum in Australien fiel er seinen Kollegen durch seine grossen Energiereserven auf. Er arbeitete fast so hart wie eine Maschine, als hätte er mechanische Arme und Hände (engl. Bionic). Franzosen werden im Ausland zudem gerne mal Frosch (engl. Frog) genannt. Barons Spitzname war geboren: Bionic Frog.
USA neues Zuhause für den Bionic Frog
Nach einem weiteren Praktikum an der nördlichen US Westküste verliebte sich Baron in die weitläufige, wilde Natur. Er begann Ausschau nach dem passenden Ort für sein eigenes Weingut zu halten.
Eines Abends im Jahr 1996 zeigte er einem Freund ein Buch über französische Weinanbaugebiete. Bei einem Foto der steinigen Rebberge von Châteauneuf du Pape sagte Barons Freund: «Ich kenne einen Ort, der wegen der vielen Steine auf dem Boden genauso aussieht wie auf diesem Bild». Baron entgegnete: «Bring mich dorthin. Und zwar morgen!»
So entdeckte er das karge Walla Walla Valley – ein abgeschiedenes Tal rund fünf Fahrstunden südöstlich von Seattle. Baron sah als erster in der Region das hohe Potenzial der steinigen Böden für den Weinbau. «Hier entsteht mein Weingut!», sagte er zu seinem Freund. Eine durchgeknallte Idee, meinte dieser: «Diese Steinen machen doch deine ganzen Geräte kaputt!»
Cayuse Vineyards Bionic Frog Syrah erobert die Welt
Für seinen ersten Wein musste ein passender Name her. Einer, der zu Baron passt. Leicht durchgeknallt, aber auch visionär und eigenständig: Bionic Frog! Was die Gestaltung des Etiketts anging, wollte Baron ebenfalls einen persönlichen Akzent setzen. Nichts klassisches, langweiliges. Ein verrückter Frosch mit mechanischen Gliedmassen!
Schon der erste Bionic Frog vom Jahrgang 2000 schlug ein wie eine Bombe: Weinsammler und Restaurants rissen sich um die wenigen Flaschen. Auch die Bewertungen von führenden Weinkritikern für Barons Wein waren von Beginn konstant hoch.
Baron ist also nicht nur Visionär und Querdenker, sondern in erster Linie ein begnadeter Winzer.
Christophe Baron ist der Bionic Frog
Mittlerweile besitzt Baron mehrere Weingüter. Seine neueste Errungenschaft sind die Horsepower Weine, wo zum Pflügen in den Rebbergen nur Pferde zugelassen sind. Ich probiere das 2018er Duo Horsepower Grenache Fiddleneck Vineyard sowie den Syrah The Tribe Vineyard. Beide Weine waren grossartig.
«Ich verkaufe Vergnügen, meine Weine sollen Freude bereiten», so Baron. Im Video-Call ist er genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe: Energie geladen und voller Lebensfreude. Ob er immer schon gerne provoziert hat, will ich von ihm wissen: «Ich rüttle gerne am Baum», so Baron zu Blick.
Dann wird es Zeit, den 2018er Bionic Frog zu probieren. Ältere Jahrgänge werden teilweise zu über 500 Franken pro Flasche gehandelt, so gefragt ist der Frosch-Wein weltweit!
Ein verführerischer Duft von roten Johannisbeeren, Veilchenblüten, Pfeffer und kaltem Rauch trifft auf einen samtigen, im Mund nahezu schwebenden Wein, ausgestattet mit reifen, feingliederigen Gerbstoffen sowie intensiven Aromen von Brombeeren, Bitterorangen, schwarzer Oliventapenade und Nori Blättern.
Hinter dem verrückten Etikett verbirgt sich ein genialer Syrah, der es mit den ganz grossen Syrahs dieser Welt aufnehmen kann. Das Etikett sorgt für die nötige Aufmerksamkeit, doch am Ende ist es die Qualität, die für den Wein spricht. Und die spricht klare Worte.
In seinem nächsten Leben will Baron übrigens Koch werden, wie er mir verrät. Das geht in Ordnung, solange er in seinem jetzigen Leben die Weinwelt noch für viele Jahre verzaubert. Mit einem cleveren, visionären Geist und harter Arbeit hat sich Baron seinen Erfolg mehr als verdient. Er weiss, wo der Frosch die Locken hat.