Die Zunft zur Sankt Cordula ist eine Institution in der Stadt Baden. Gegründet wurde sie im Jahr 1967 in Anlehnung an einen «Brieff» der Bruderschaft zur Sankt Cordula aus dem Jahr 1465. Heute zählt der Verein rund 40 Mitglieder im Alter zwischen 25 und 92 Jahren, die sich mindestens einmal im Monat verabreden.
Auf dem Programm stehen Aktivitäten wie der alljährliche Samichlaus im regionalen Pflegeheim, diverse Zunftreisen oder das sogenannte Notessen. Hier gönnen sich die Zünftler lediglich einen Cervelat, entrichten aber den Betrag eines ganzen Menüs, der dann einem wohltätigen Zweck zugutekommt.
Die Geburtsstunde des Badener Zunftweins
Hoch oben über der Stadt Baden liegt der Rebberg beim ehemaligen Schloss Stein, wobei von Letzterem nur noch eine Ruine übriggeblieben ist. Lange Zeit war dieser Flecken Erde nur ein kleiner Teil eines ausgedehnten Rebbergs, der sich in und um Baden erstreckte. Später verkam der Rebberg zu einer Brachfläche, bevor das Land für Schrebergärten zur Verfügung gestellt wurde. Nach einiger Zeit wurde das Schrebergarten-Projekt jedoch eingestellt, da der steile Hang für die Gartenarbeiten eher ungünstig war.
Ende des 20. Jahrhunderts gab die Stadt Baden als Landbesitzerin ein Konzept für die Nutzung des Schloss-Stein-Gebiets in Auftrag, in dem der Weinbau wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken sollte. Zur selben Zeit suchten die Mitglieder der Sankt-Cordula-Zunft einen Ort, wo sie durch die Kultivierung von Weinreben ihren eigenen Zunftwein keltern konnten. Im Winter 2000/2001 war es dann so weit, zumal gemeinsam mit der Stadt Baden ein Pachtvertrag abgeschlossen und mit der Rodung des Landes begonnen wurde.
Der Wiederaufbau des Rebbergs erfolgte unter strengen ökologischen Vorschriften und musste in zwei Phasen realisiert werden. Zudem sollten 20 Prozent der nutzbaren Fläche als ökologische Ausgleichsfläche erhalten bleiben. Anfang 2001 wurde die untere Hälfte des Rebbergs bepflanzt, bevor vier Jahre später der erste Badener Zunftwein Cuvée Rosenreben in die Flaschen abgefüllt wurde. 2006 wurde dann noch die obere Hälfte des Rebbergs angelegt und seit dem Jahrgang 2010 besteht der Sankt Cordula Zunftwein aus einer Mischung der Rebsorten Merlot, Cabernet Dorsa und Cabernet Sauvignon.
Ein lukrativer Pachtvertrag und viel Arbeit
In einer jährlich stattfindenden Zeremonie übergeben die Zünftler der Stadt Baden ihren Pachtzins für den Rebberg. Dieser wird aber nicht in Geld, sondern in Wein bezahlt und beträgt lediglich 20 Flaschen à 0,75 Liter. Obwohl der Pachtzins relativ tief erscheint und der Pachtvertrag auf unbestimmte Zeit abgeschlossen wurde, rechnet sich das Geschäft auch für die Stadt Baden. Seit Beginn der Arbeiten haben die Mitglieder der Sankt Cordula Zunft nämlich nicht nur viel Arbeit, sondern auch einen stolzen Betrag in die Wiederherstellung des Rebbergs investiert.
Unter der fachmännischen Leitung von Jürg Wetzel (62) und seinem Sohn Dominique (30) müssen die Zünftler im Rebberg über das ganze Jahr hinweg Arbeiten verrichten. Dazu zählt das Entfernen des Rebholzes im März, diverse Umgebungsarbeiten, das Einschlaufen in den Monaten Mai und Juni, Auslauben im Juli, das Anbringen der Schutznetze im August und als grosses Finale die Traubenernte im Herbst. Darüber hinaus sind die Mitglieder auch bei der Füllung des Weins dabei, wo die genaue Zusammensetzung der drei Rebsorten im fertigen Wein bestimmt wird.
Je nach Ernte werden jährlich zwischen 1200 und 1600 Flaschen à 0,75 Liter abgefüllt, dazu kommen bis zu 60 Magnum- und 20 Doppelmagnumflaschen. Nach einer Reifezeit von einem Jahr in aargauischen Eichenholzfässern wird der Wein auf die Flasche gezogen und unter den Zunftmitgliedern verteilt.
Etwas mehr als die Hälfte des Weins gelangt jedoch in den Verkauf, so zum Beispiel in die Badener Metzgerei Müller oder im Weinladen Jürg Wetzel in Ennetbaden AG. Wer zwischen dem 18. und 27. August die diesjährige Badenfahrt besucht, kann den raren Zunftwein direkt in der Festbeiz der Zunft zur Sankt Cordula auf dem Theaterplatz probieren.
So schmeckt die Cuvée Rosenreben
Gemeinsam mit Mitgliedern der Sankt Cordula Zunft und Gästen einer befreundeten Zürcher Zunft probieren wir mehrere Jahrgänge des raren Zunftweins. Die jüngeren Exemplare machen einen frischen, geschliffenen, Frucht betonten und eleganten Eindruck, während der 2013er-Jahrgang mit über acht Jahren Flaschenreife schöne Reifenoten von getrockneten Früchten, Erde und Tabak bereithält. Das Resultat der harten Arbeit kann sich auf jeden Fall sehen lassen.