Idyllisches Weingut
Adrian Klötzli zeigt sein Weinparadies am Bielersee

Ein tosender Wasserfall rauscht in den smaragdfarbenen Teich hinter dem Weingut. Dieses idyllische Fleckchen Erde beflügelt Winzer Adrian Klötzli (46).
Publiziert: 01.05.2023 um 14:05 Uhr
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Adrian Klötzli hat ein gutes Händchen für Chasselas.
Foto: Adrian Klötzli
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Isabelle Thürlemann-BriggerRedaktorin Wein

Chasselas! Dieser Begriff taucht sofort auf, wenn man von der Weinkultur am Bielersee spricht. Nur wird das der unglaublichen Vielfalt, die hier herrscht, nicht gerecht. 69 weitere Rebsorten nennen das Anbaugebiet an der deutsch-französischen Sprachgrenze ihr Zuhause.

Es ist auch die Heimat von Adrian Klötzli. Der Winzer bewirtschaftet hier in vierter Generation 3,6 Hektar Rebland in den Weindörfern Ligerz und Twann.

Von 2 auf 12

Klötzli schaut gerne auf die Weinbautradition in seiner Familie zurück. Von Anfang an war ihm klar, dass er sie erhalten möchte und begann nach dem Schulabschluss nahtlos mit der Winzerlehre.

Seitdem schreibt er unermüdlich an der Erfolgsgeschichte des Weinguts zum Twannbach weiter. Sein Grossvater hat 2 Traubensorten angebaut, bei ihm gedeihen heute 12. Davon ist die Hälfte rot, die unterschiedlichen Lagenklimata vor und hinter dem Weingut machen es möglich. An erster Stelle steht für ihn aber zweifellos der Chasselas, wie er gegenüber Blick bestätigt: «Ein Drittel der Produktion basiert auf Chasselas und das bleibt so.»

Die Herkunft feiern

Die feinen Unterschiede des Terroirs in seinem Wein abzubilden, das steht für den Seeländer zuoberst: «Meine Weine schmecken ehrlich und sortentypisch.» Klötzlis Twanner und Ligerzer Chasselas 2021 sind Ausdruck dieser Philosophie. Die kalkhaltigen, durchlässigen Böden verleihen seinen Gewächsen spürbare Spannung und Mineralität. Der Twanner wächst tiefgründig. Er ist mild und fruchtig, zeigt viel spritzige Zitrusfrucht.

Ganz anders der Ligerzer. Auf felsigem, hartem Untergrund entwickelt er eine komplexere Ausprägung. Neben Grapefruit- und würzigen Brotnoten offenbart er auch feine Bienenwachsakzente.

Viel Substanz

Das Spiel mit der Säure beherrscht Klötzli meisterhaft. Er erklärt, wie er die Harmonie und den Tiefgang erreicht: «Reife Trauben entfalten viel Kraft. Ich lese immer als einer der Letzten und bade meistens noch gemütlich im See, wenn andere schon ernten.» Dafür verzichtet er bei den Weissweinen auf den biologischen Säureabbau. Das Resultat sind präzise Weine mit viel Energie und Schwung. Das macht auch seine Visitenkarte aus, den Süsswein mit dem treffenden Namen «Rêve», zu Deutsch Traum.

Seine Herangehensweise an das konzentrierte Elixier hat der Winzer bereits um die Jahrtausendwende während seiner Anstellung auf der Domaine Chervet in Praz FR verfeinert und seither perfektioniert. «Eine prägende Zeit. Jean-Daniel Chervet ist mein Vorbild geblieben, er hat mir die nötige Ruhe und Gelassenheit im Rebberg weitergegeben», so Klötzli.

Der Ideensprüher

Von der Gemütsruhe des mehrfach ausgezeichneten Weinbauers sollte man sich nicht täuschen lassen. In seinem Kopf müssen 1000 Gedanken herumwirbeln. Davon zeugt das Projekt Meteoriten-Wein, das er mit seinem guten Freund und Meteoriten-Experten Martin Jost (56) lanciert hat. Die Assemblage von Merlot und Gamaret erhält durch ein 120 Gramm schweres Fragment vom Twannberg-Meteoriten einen überirdischen Touch beim Ausbau im Holzfass.

Auch als Gastgeber ist Klötzli umtriebig. Im Sommer organisiert er lauschige Sofakonzerte am Twannbachfall und in der kalten Jahreszeit sorgt er mit seinen legendären Treberwurst-Essen im Felsenkeller für Hochstimmung. Der nächste Wurf? Selbstverständlich schon längst in Planung. «Es wird ein stilvolles Bed and Breakfast direkt neben dem Weingut geben», verrät er.

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