An dieser Stelle antworten ganz viele: «Ein scharfes Kochmesser!» Meistens sagen das Männer, die sich für ausserirdisch gute Köche halten, je schärfer und teurer ihr Kochmesser ist. Handgeschmiedet muss es sein. Hundertfach gefaltet. Aus edelstem Damaszenerstahl.
Nicht falsch verstehen. Ich hätte auch gerne so ein Messer. Keine Frage. Ist logischerweise ein Hochgenuss, mit so einem Messer stundenlang und mühelos akkurate, millimeterkleine Gemüse-Brunoise-Würfelchen oder streichholzdünne Lauch-Julienne zu schneiden. Und es gibt wohl nichts Ästhetischeres in der Küche, als ein einzigartiges, hochwertiges Kochmesser, das man hütet, wie seinen Augapfel.
Aber unverzichtbar? Nein. Es kommt immer auf die individuellen Ansprüche jeder Person an und darauf, wie grössenwahnsinnig die Ambitionen in der Küche sind. Nehmen wir meine Mutter. Sie war zweifellos eine grossartige Köchin, deren herzerwärmenden und unglaublich geschmackvollen Gerichte ich liebte. Aber in ihrer Küche zu kochen, war für mich immer – ist jetzt ein bisschen gemein, wenn ich das schreibe: ein Albtraum. Es gab nicht ein einziges scharfes Messer! Sie gab sich mit diesen gezahnten Rüstmesserli mit Plastikgriff zufrieden, die wir ihr jeweils im Fünferpack aus der Schweiz mitbringen mussten.
Sehr gerne griff sie auch zur Schere, um Fleischplätzli, Kräuter oder Fisch zu schneiden, als wäre es das Normalste auf der Welt. Wir reden hier von einer gewöhnlichen Haushaltsschere, nicht etwa einer speziellen High-End Küchenschere. Eine funktionierende Pfeffermühle? Fehlanzeige. Schwere gusseiserne oder gar kupferne Kochtöpfe und robuste Bratpfannen? Ach, was. Die billigen aus Aluminium vom Wochenmarkt tuns ja auch.
Was ich damit sagen will: Der unbändige Wille zum Kochen muss dir gegeben sein. Das Feuer muss in dir brennen. Wer kochen kann, kann das auch ohne High-End-Equipment. Im Gegenteil: Wie lächerlich wirken Angeber, die Küchengerätschaften im Wert eines Sportwagens haben und nicht einmal ein einfaches Spiegelei zustande bringen?
Und doch gibt es zwei, drei Dinge, die ich von meiner Ma geerbt habe und die ich um nichts in der Welt tauschen möchte, so sehr sind sie mir ans Herz gewachsen. Zum Beispiel das uralte Passevite mit dem abgeschabten roten Holzgriff, mit der ich gerne gekochte Kartoffeln für Gnocchi oder gekochtes Gemüse für sämige Suppen mit der genau richtigen Konsistenz verarbeite. Und natürlich auch ihr altes Pastabrett, das ich vermutlich, wenn ich es weiterhin sorgfältig pflege, eines Tages auch weitervererben werde.