«Die Banken sind selbst die grössten Diebe»
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Robin-Hood-Dilemma:«Die Banken sind selbst die grössten Diebe»

Das Dilemma: Überfall mit guten Absichten
«Die Banken sind selbst die grössten Diebe»

Stell dir vor, du beobachtest einen Banküberfall, weisst allerdings, dass der Verbrecher gute Absichten hat. Würdest du ihn verpfeifen? Dieses Dilemma spaltet die Blick-Community.
Publiziert: 26.04.2021 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 16:56 Uhr
Ein Banküberfall aber mit guten Absichten – würdest du den Räuber verpfeifen? Diese Frage spaltet die Blick-Community.
Community-Team

Das Robin-Hood-Problem ist ein uralter moralischer Konflikt. Folgende fiktive Situation: Du bist Zeuge oder Zeugin eines brutalen Banküberfalls. Der Täter bedroht die Angestellten und Kunden mit einer Waffe und flieht mit einer grossen Beute. Du verfolgst ihn und stellst dabei fest, dass der Verbrecher das Geld nicht behalten, sondern einem Kinderheim in Not spenden möchte.

Schweigst du, kommt der Bankräuber ungeschoren davon. Wenn du ihn verpetzt, muss das Kinderheim das Geld aber zurückgeben. Was also soll man tun? Diese Frage stellten wir vergangenen Woche der Blick-Community.

«Es gibt nichts Besseres, als Diebe zu beklauen»

Rund 5000 Leserinnen und Leser machten in unserer Umfrage mit. Eine hauchdünne Mehrheit würde den Bankräuber davonkommen lassen. «Schliesslich wollte er mit der Beute nur Bedürftigen helfen», sagen 51 Prozent. Hinter der Zustimmung steckt vor allem ein gewisses Misstrauen gegenüber den Banken selbst.

«Es gibt nichts Besseres, als Diebe zu beklauen», schreibt Leser Hans Huber in der Diskussion. «Moralisch macht es keinen Unterschied, ob man eine Bank gründet oder ob man eine überfällt.» Auch Fritz Wenger hat kein Mitleid: «Banken sind selbst die grössten Räuber», schreibt er.

Die ganze Welt kennt die Schweiz als Land der Banken – besonders viel Sympathie gibt es für sie aber offenbar nicht. Wenn jemand eine Bank bestiehlt, sollen deren Chefs halt selbst kürzer treten, findet Leserin Jasmin Meier: «Etwas weniger Boni in den oberen Etagen verteilen, die merken das eh nicht», findet sie. «Die Kinder hätten dafür dann hoffentlich eine schönere Kindheit.» Somit würde sie schweigen, genauso wie Melanie Geiser: «Wir werden ja auch tagtäglich abgezockt.»

«Wir haben Regeln!»

In unserem Dilemma gilt es jedoch zu bedenken, dass nicht nur die Bank zum Opfer wird, sondern auch unschuldige Angestellte und Kunden. «Der Räuber bedroht sie mit einer Waffe!», betont Piter Paulson. Diejenigen, die ihn nicht verpfeifen, hätten «ein komisches Rechtsverständnis». «Wären die auch so grosszügig, wenn bei ihnen zu Hause für einen guten Zweck eingebrochen wird?», fragt der Leser.

Andererseits kann man die Tat nicht ungeschehen machen, indem man den Räuber verpfeift: «Der psychologische Schaden ist eh schon angerichtet – daran ändert es nichts, wenn man das Geld zurückgibt», schreibt Gregori Lutz.

Manchen geht es auch einfach ums Prinzip. «Wo kämen wir hin, wenn sowas Schule macht?», fragt Leserin Nadine Grossen. «In ein paar Jahren hätten wir Anarchie.» Auch Walter Zeegers findet, Recht und Ordnung stehe über den noblen Absichten: «Ob der Verbrecher Gutes vorhat, ist gar nicht die Frage», schreibt er. «Wir haben Regeln, Normen und Werte.»

«Unter Umständen ist das auch mein Geld»

Vielleicht schiessen sich diejenigen, die ein Auge zudrücken, auch ins eigene Bein, glaubt Jürg Frey: «Unter Umständen ist das ja auch mein Geld.» Dieser Meinung ist auch Markus Zimmermann: «Glaubt ihr, das Geld auf den Banken gehört nur den Superreichen?» Für den Leser macht es auch keinen Unterschied, ob der Schaden des Überfalls durch eine Versicherung gedeckt ist: «Wir alle zahlen Versicherungsprämien.»

Sobald es ums eigene Portemonnaie geht, sieht es eben doch etwas anders aus. Und wer selbst moralisch flexibel ist, könnte in unserem Dilemma sogar profitieren – bei manchen Leserinnen und Lesern hätte das Schweigen nämlich einen Preis, so etwa bei Brigitte Zaccheo: «Gibt er mir was ab, halte ich den Mund.»

«Das Dilemma»: Jede Woche auf Blick.ch

Ein Dilemma bezeichnet eine ausweglose Situation mit zwei Möglichkeiten, die beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Wir konfrontieren die BLICK-Leserinnen und -Leser einmal wöchentlich mit solch einer Zwickmühle. Du kannst eine der Optionen wählen und uns in der Diskussion erklären, weshalb du dich so entschieden hast. Das Ergebnis und die spannendsten Argumente präsentieren wir jeweils in der Folgewoche auf Blick.ch.

Ein Dilemma bezeichnet eine ausweglose Situation mit zwei Möglichkeiten, die beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Wir konfrontieren die BLICK-Leserinnen und -Leser einmal wöchentlich mit solch einer Zwickmühle. Du kannst eine der Optionen wählen und uns in der Diskussion erklären, weshalb du dich so entschieden hast. Das Ergebnis und die spannendsten Argumente präsentieren wir jeweils in der Folgewoche auf Blick.ch.

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