Grosse Sorge um den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny! Der 44-Jährige könne dem Tod nah sein, warnt sein Arzt Jaroslaw Aschmin. Nawalny, der in einem russischen Straflager sitzt, befindet sich seit drei Wochen im Hungerstreik.
Seine eigenen Ärzte dürfen sich nicht um ihn kümmern. Untersuchungsergebnisse aus dem Straflager, die Nawalnys Familie vorliegen, seien alarmierend, so Aschmin. Seine Kaliumwerte seien erhöht und könnten jederzeit zu einem Herzstillstand führen. Ebenso sein Kreatinin – was auf Schäden an den Nieren hindeute.
Ehefrau durfte ihn besuchen
In einem Facebook-Post warnt der Arzt: «Unser Patient könnte jederzeit sterben.» Die europäische Grüne Partei fordert nun die EU auf, sich beim russischen Präsidenten Wladimir Putin (68) für eine Verlegung Nawalnys in die EU einzusetzen.
Weiter haben 70 Prominente einen Appell an den Machtinhaber Russlands geschickt: «Als russischer Staatsbürger hat er das Recht, von einem Arzt seiner Wahl untersucht und behandelt zu werden», heisst es in dem Schreiben. Unterschrieben habeen unter anderem die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, die drei Literatur-Nobelpreis-Trägerinnen Herta Müller, Louise Glück und Swetlana Alexijewitsch, Abba-Mitglied Björn Ulvaeus, die Schauspieler Benedict Cumberbatch und Kristin Scott Thomas.
Vergangene Woche hatte Nawalnys Ehefrau ihn im Straflager besucht. Sie durfte durch eine Glasscheibe mit ihm sprechen. Ihm Mann habe immer wieder den Hörer auf den Tisch sinken lassen, weil er keine Kraft hatte, ihn zu halten. Sie schrieb nach dem treffen auf Instagram: «Nachdem ich Alexej getroffen habe, mache ich mir noch mehr Sorgen um ihn.»
«Zwangsernährung kommt einer Folter gleich.»
Alexej Nawalny gilt als prominentester Kritiker von Präsident Wladimir Putin. Er hat im August 2020 einen Giftanschlag überlebt, für den er den Kreml verantwortlich macht. Nach der medizinischen Behandlung in Deutschland flog er zurück in Russland – und wurde sogleich festgenommen. Das Gericht verurteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager.
Nun droht Nawalny die Zwangsernährung. Der prominente Publizist Nikolai Swanidse sagte im Radiosender Echo Moskwy: «Zwangsernährung kommt einer Folter gleich.» Mit dem Hungerstreik will Nawalny einen Arztbesuch durchsetzen. Bleibt zu hoffen, dass es dafür nicht bald zu Spät ist. (hah)