Aus der Haft heraus hat Kremlkritiker Alexej Nawalny zu neuen Protesten in Russland aufgerufen. «Geht hinaus und fürchtet Euch nicht», schrieb der Oppositionelle in einem am Donnerstagabend veröffentlichten Aufruf. Protestaufrufe dieser Art werden in Russland aber immer wieder bestraft. Eine Genehmigung für Demonstrationen gibt es wegen der Corona-Pandemie ohnehin nicht mehr.
«Niemand möchte in einem Land leben, in dem Willkür und Korruption herrschen. Wir haben die Mehrheit auf unserer Seite.» Die Kundgebungen sollen nach Angaben von Nawalnys Helfern am Sonntag stattfinden. Am vergangenen Samstag waren nach Schätzungen der Organisatoren in Russland bis zu 300'000 Menschen einem Aufruf Nawalnys gefolgt.
30-tägige Haftstrafe
Nur wenige Stunden zuvor hatte am Donnerstag ein russisches Gericht seine 30-tägige Haftstrafe bestätigt. Den per Video aus der Haft übertragenen Auftritt nutzte der 44-Jährige ebenfalls, um sich an die Demonstranten zu wenden.
Neben seiner Inhaftierung waren Nawalnys Enthüllungen über einen riesigen Palast am Schwarzen Meer Grund für die grosse Beteiligung. In dem Film, der bereits fast 100 Millionen Mal angeklickt wurde, wirft der Oppositionelle Kremlchef Wladimir Putin (68) vor, sich für 100 Milliarden Rubel (1,3 Milliarden Schweizer Franken) ein «Königreich» gebaut zu haben. Der Kreml bestreitet dies.
Viele Jahre Gefängnis
Nawalny war vergangene Woche kurz nach seiner Rückkehr aus Deutschland in einem Eilverfahren zu 30 Tagen Haft verurteilt worden.
Er soll gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstossen haben, während er sich in Deutschland von einem Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholte. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis und mehrere Prozesse. (SDA/bra)