Es ist ein grosses finanzielles Loch, das im Budget vom Kanton Baselland klafft. 16 Millionen Franken. Der Grund: So viel mehr musste der Kanton für Strom im Jahr 2023 ausgegeben als noch im Jahr zuvor.
Eigentlich hätte das niemand erfahren sollen. Doch Isaac Reber (Grüne), der Baudirektor des Kantons, hat die Mehrkosten versehentlich in einer Fragestunde ausgeplaudert, wie die «Basler Zeitung» berichtet.
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Hintergrund der Panne: Ende 2022 näherten sich die Stromlieferverträge, die über drei Jahre abgeschlossen waren, dem Ende. Also mussten neue her. Da nahm das Elend seinen Anfang.
Preis stieg und stieg
Noch zu Beginn des Jahres 2022 bot der Energiemarkt Strompreise an, die mit sechs Rappen pro Kilowattstunde (kWh) im langjährigen Durchschnitt lagen. Der russische Einmarsch in die Ukraine veränderte aber alles. Der Preis stieg und stieg. Im Spätsommer erreichte er den Höchststand mit 110 Rappen pro kWh.
Der Kanton befürchtete einen weiteren Anstieg – und schlug zu. Er sicherte sich Ende August den Strom für 83 Rappen pro kWh. Die Folge: 16 Millionen Franken Mehrkosten im Vergleich zu den Vorjahreskosten.
Doch kurz nach dem Deal begannen die Preise wieder zu sinken. Rückblickend hatten die Baselbieter den Strom zum dümmstmöglichen Zeitpunkt eingekauft.
Kanton hätte sonst zu viel riskiert
Simon Rüttimann, ein Sprecher der Bau- und Umweltdirektion, erklärt gegenüber der «Basler Zeitung», dass angesichts der Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg und der drohenden Strommangellage ein Abwarten in der Hoffnung auf sinkende Preise keine Option war.
«Andernfalls hätte der Kanton riskiert, dass beispielsweise Abwasserreinigungsanlagen, Schulhäusern oder Tunnelanlagen ab Januar 2023 mit katastrophalen Folgen der Strom ausgeht.» Die Verwaltung habe frühzeitig die Marktentwicklungen beobachtet und den Abschluss der Verträge so lange wie möglich hinausgezögert.
In der Regel hält der Kanton die Preise für Stromkäufe geheim, da eine Geheimhaltungsvereinbarung mit dem Strombroker besteht. Deshalb gibt es auch keine Auskunft darüber, ob andere Kantone bessere Deals eingefädelt haben. (jmh)