Stromkonzerne machen Milliardengewinne
An der Börse spottbillig, zu Hause wirds noch teurer!

Elektrizität wird an der Börse zu Tiefpreisen gehandelt, dennoch steigen die Tarife für die private Kundschaft. Derweil machen Unternehmen wie die Axpo und BKW Milliardengewinne.
Publiziert: 31.12.2023 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2024 um 11:25 Uhr
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Privathaushalte sehen sich im Jahr 2024 mit einer Explosion der Stromkosten konfrontiert.
Foto: IMAGO/Panama Pictures

Schnäppchenpreise an der Strom-Börse: Dort werden Verträge für die kommenden 12 Monate zu 9,5 Rappen pro Kilowattstunde gehandelt. Das ist 40 Prozent weniger als noch im Sommer, so berichtet heute die «SonntagsZeitung». 

«Die Marktpreise für Strom für das kommende Jahr sind derzeit so tief wie noch nie seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs», sagt Andreas Möckel, Experte bei der Strommarktbehörde Elcom gegenüber der Sonntagspresse. 

Mehrkosten für Private

Jedoch bringen die aktuellen Tiefpreise den Schweizer Haushalten vorerst nichts. Viele bezahlen nämlich am 2024 nicht weniger, sondern mehr für den Strom zu Hause.

Durchschnittlich sind es knapp 20 Prozent mehr. Hart trifft es etwa Zürcherinnen und Zürcher. Das Elektrizitätswerk des Kantons Zürich (EKZ) erhöht die Preise nämlich gleich um 60 Prozent auf 19 Rappen pro Kilowattstunde.

Experten rechnen damit, dass ein Zweipersonenhaushalt in einer 3-Zimmer-Wohnung gegenüber 2022 Mehrkosten von etwa 350 Franken pro Jahr bezahlen muss. 

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Das Problem: Privathaushalte müssen ihre Elektrizität beim lokalen Stromversorger beziehen. Und diese legten die Tarife fürs nächste Jahr bereits im August verbindlich fest. So verlangt es das Gesetz. Und damals gingen viele Versorger noch von höheren Strompreisen aus.

Hiesige Elektrizitätswerke dürfen keine Profite machen mit Strom, den sie Privathaushalten verkaufen. Bei der EKZ rechtfertigt man die hohen Preise damit, dass man den Strom fürs nächste Jahr bereits lange im Voraus beschafft habe, zwischen Mai 2021 und April 2023. In diesem Zeitraum seien die Preise am Markt hoch gewesen. 

BKW und Axpo frohlocken

Derweil machen Stromkonzerne wie die BKW und die Axpo Milliardengewinne. Die Gesamtleistung der Berner Stromversorger stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent auf 5,20 Milliarden Franken. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 574 Millionen Franken nach 327 Millionen 2021.

Die Axpo verfügt über Wasserkraftwerke und eigene AKW, die günstige Energie produzieren. In Zeiten hoher Strompreise machte der Konzern damit lukrative Geschäfte. 

BKW und Axpo Konzerne beteuern nun, dass sie die Gewinne nicht auf dem Buckel der Privathaushalte machen. Diese grossen Gewinne stammen laut Axpo-Sprecher Martin Stucki grösstenteils von internationalen Kunden. Mit Schweizer Kundschaft habe man nur «marginal» zum Gewinn beigetragen. Konkrete Zahlen weist der Konzern nicht aus.

Dass die EKZ zusammen mit dem Kanton Zürich 37 Prozent der Axpo besitzt, bringt den Haushalten bezüglich Stromtarif ebenfalls nichts.

EU macht Druck

Zudem haben die Kantonsregierungen wenig Anreiz, die Situation zu verbessern. Als Miteigentümerinnen der Axpo erhalten die Kantone Zürch, Aargau, Schaffhausen, Zug und Glarus jeweils einen Teil des Gewinnes.

Besserung für die Haushalte könnte nun von der EU kommen. Die ist nur bereit, ein Stromabkommen mit der Schweiz abzuschliessen, wenn hierzulande der Strommarkt geöffnet wird.

Das würde heissen, dass Privathaushalte dann frei wählen könnten, ob sie den Strom bei ihrem lokalen Versorger beziehen wollen oder bei einem anderen Anbieter. Energieminister Albert Rösti (56) sagte aber erst kürzlich gegenüber Blick: «Ich sagte, wir brauchen es nicht um jeden Preis», und meinte damit das Stromabkommen. (sie) 

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