Der beste Seismograf für gesellschaftliche Befindlichkeiten ist keine soziologische Abhandlung, sondern die Narrenzeit. Das Prädikat «Fasnachtssujet» ist das humoristische Gütesiegel des Volksmunds.
Am Montag beginnt mit dem Morgestraich in Basel die vielleicht kultivierteste Schweizer Fasnacht. SonntagsBlick hat sich durch die diesjährigen Reime geackert und interessante Trends festgestellt, die nicht nur in Basel interessieren.
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Die Urheber der Wortsalven heissen «Dipflischysser», «Schlyychwäärbig», «Rollaator Röösli» und «PereFyss». Ins Visier geraten heuer nebst diversen lokalen Themen auch Ereignisse von nationaler Tragweite – so muss die Credit Suisse ebenso dran glauben wie der Kinohit «Barbie» oder das Genderthema, und selbstverständlich wird vor dem kriselnden FCB nicht haltgemacht – besonders häufig in den Texten der acht gescannten Bankformationen kriegt FCB-Boss David Degen (41) sein Fett weg («Em David Dääge, dämm unverschämmte Seggel gänn sy höggschtens no en alte Dooledeggel»).
Berset und Martullo-Blocher sind out
Wer diesmal hingegen vor allem mit Abwesenheit glänzt, ist die Familie Blocher. Ems-Chefin Magdalena Martullo (54) war in den früheren Jahren ein Dauerbrenner. Out ist neuerdings auch alt Bundesrat Alain Berset (51). Auf dem Politikerthron sitzt diesmal ein anderer: Möchtegern-Bundesrat Daniel Jositsch (58) schwingt obenauf («Jans im Gligg und d Zircher schyssts a, sie hätte lieber dä Jositsch gha»). Womit wir bei einem Evergreen sind: Zürich ist auch jetzt wieder bestens vertreten. Der ewige Rivale an der Limmat feiert im April Sechseläuten – dann werden keine Basler verbrannt, nur der «Böögg».
Blick zeigt den Morgestraich 2024 am Montag, 19. Februar, ab 4 Uhr live.