Auf einen Blick
- Nachhaltige Geschenkideen: Upcycling-Produkte und ressourcenschonende Herstellung im Trend
- Schmuck aus Recycling-Silber und Restholz von Geigenbauern
- Teal-Produkte enthalten Ozeanplastik, gesammelt von Freiwilligen und Fischern
Was schenkt man Menschen, die sich Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit machen? Angesichts der allgemeinen Geschenkeschlacht im Dezember wäre die richtige Antwort wohl: gar nichts. Schenke stattdessen gemeinsame Zeit, einen persönlich formulierten Brief, ein gemeinsames Abendessen. Wer seine Lieben dennoch mit einer materiellen Gabe erfreuen möchte, kann sich von den folgenden Ideen inspirieren lassen.
Denn bei genauem Hinschauen lassen sich durchaus Produkte finden, die bewusst ressourcenschonend und CO₂-neutral produziert worden sind. Immer mehr Hersteller setzen auf Materialien, die schon einmal verwendet worden sind. Die Idee des Upcyclings ist alles andere als neu: Schon unsere Vorfahren dröselten selbstgestrickte Wollpullover wieder auf, um daraus etwas Neues zu stricken. Nicht weil es «in» ist, sondern aus Vernunft und Sparsamkeit.
Restholz vom Geigenbauer
Materialien anders und wiederverwenden ist darum so attraktiv, weil es zwei Dinge gleichzeitig erfüllt: Es schont die Umwelt und verleiht dem neuen Produkt einen besonderen Charme. Zum Beispiel beim handgefertigten Schmuck der Schaffhauser Künstlerin Iela Scherrer: Sie verwendet für ihre Ketten, Ringe, Armbänder und Ohrringe nur Recycling-Silber, das mit dem Ökogold-Label des Responsible Jewellery Council in London zertifiziert wurde. Zum nachhaltigen Edelmetall kombiniert sie auch ganz besonderes Holz. Nämlich Stücke, die von Geigen- und Flötenbauern, Schreinern oder Drechslern nicht mehr gebraucht werden.
Auch Bestandteile der Hocker und Tische des süddeutschen Labels Stilelement haben früher ein anderes Leben geführt. Das recycelte Tannen- und Fichtenholz stammt von Fussböden und Wandverkleidungen aus 100 bis 300 Jahre alten Bauernhäusern und Scheunen aus der Bodenseeregion, die abgerissen wurden. Das Holz verfügt über eine Patina, die neue Materialien nicht bieten können.
Hinter den Möbeln steht der gelernte Möbelrestaurator Michel Roether. Er kombiniert das historische Holz geschickt mit neuen Tisch- und Stuhlbeinen, die in einer geschützten Werkstatt gefertigt werden, und bemalt sie mit natürlichen Leinfarben. Die darauf verschraubten Platten aus dem Upcycling-Holz aus Tanne und Fichte erhalten durch ein Hartwachsöl einen besonderen Schimmer.
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In echter Handarbeit entstehen die meisten Papeterieartikel von La boîte-de-couleurs, die von Bettina Wunderli entworfen und hergestellt werden. Sie arbeitete früher in einem Verlag in der Buchherstellung und hat sich 2012 mit ihrem Atelier in Zürich-Enge selbstständig gemacht. Ihr ist es wichtig, ihre Produkte so nachhaltig wie möglich herzustellen. Darum verwendet sie klimaneutrales Papier mit einem «Cradle to Cradle»-Zertifikat für die Produkte und Verpackungen. Dazu gehören Hefte, Blöcke, Geschenkpapier, Ordner, Mappen, Agenden und To-do-Listen.
Vom Meeresgrund geholt
Sogar aus Plastikmüll im Meer können Weihnachtsgeschenke entstehen: Die Produkte des Schweizer Start-ups Teal sind aus recyceltem Garn gemacht, das einen Anteil an Ozeanplastik und Post-Consumer-Abfällen aus Landquellen enthält. Das Recycling-Garn stammt von der Initiative Seaqual, die mit Hilfe von Freiwilligen und Fischern vor der europäischen Mittelmeer- und Atlantikküste Müll aus dem Meer und vom Meeresboden holt und in Spanien zu Garn verarbeitet.
Die Freunde und leidenschaftlichen Surfer Jonas Hagenbusch, Nils Ferber, Laurent Falkenberg entwickelten die Socken, T-Shirts und Surfshorts gemeinsam und holten den Snowboarder Dave Hablützel an Bord, der sich auch am Start-up beteiligte. Ihnen war es wichtig, aus dem rezyklierten Garn etwas herzustellen, was man wirklich braucht, wie zum Beispiel Socken. Produziert werden die Teile in Portugal und erhältlich sind sie ausschliesslich im Onlineshop.
Mit viel Herzblut und Engagement entstehen die Accessoires von Florence Morgenstern und ihrem Label Yoomee, das mit einer Frauenkooperative in der Medina von Marrakesch zusammenarbeitet. Hier entstehen beispielsweise Taschen, Portemonnaies, Etuis und Handyhüllen aus nicht mehr gebrauchten Lederteilen. Farbenfrohe Stoffe von alten Herrenhemden aus Kleidersammlungen werden zu Schlafmasken, Lavendelkissen oder Haargummis verarbeitet, erhalten so ein zweites Leben und landen vielleicht wieder als Geschenk unter einem Weihnachtsbaum in der Schweiz.